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Adam – Die letzte Chance der Menschheit

Die Menschheit steht am Abgrund. Die Zivilisation ist größtenteils zusammengebrochen. Südafrika ist einer der letzten sicheren Orte des Planeten.

(C) Baumhaus/Lübbe / Adam - Die letzte Chance der Menschheit / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Welt vor seiner Geburt kennt Adam van Dyke nur aus den Erzählungen seiner Tante Vanessa. Das Jahr 2026 hat fast alle Gemeinsamkeiten mit unserer alltäglichen Lebenssituation verloren. Ein Vulkanausbruch sorgte für eine dramatische Klimaveränderung. Doch anstatt einer seit Jahren befürchteten globalen Erwärmung sieht sich die Menschheit nun mit einer neuen Eiszeit konfrontiert. Große Teile der Nordhalbkugel werden unter Eismassen begraben und unbewohnbar. Dies ist erst der Auftakt für eine ganze Reihe von Katastrophen. Seuchen raffen Millionen dahin. Ein weltweiter Computervirus lässt das Internet kollabieren, aber auch andere Kommunikationsmittel wie Fernsehen und Funk fallen aus.


Lediglich zwei Staaten gelingt es, sich gegen die um sich greifende Anarchie zu behaupten, Südafrika und das von einer Militärdiktatur geführte Großbrasilien. Adam lebt in Südafrika und gehört der Polizei an. Die Ordnungshüter haben es mit vielfältigen Problemen zu tun, der Mangel an eigentlich allem, was man zum Leben benötigt, und die stetig wachsende Zahl an Flüchtlingen lassen die Kriminalität in die Höhe schnellen. Dazu kommt eine neue Bedrohung für den fragilen Zustand des Landes.


Immer mehr Menschen verschwinden spurlos und in den Townships der großen Städte gibt es immer wieder Meldungen über seltsame Kreaturen, die im Dunkel der Nacht durch die Straßen schleichen. Auch Adam kommt in Kontakt mit diesen unheimlichen Wesen. Der bloße Umstand, dass er den Kontakt überlebte, bringt ihn zu einer geheimen Abteilung des Innenministeriums, die sich allein auf diese neue Bedrohung des Landes konzentriert. Noch ahnt Adam nicht, in welch großer Gefahr sich er und seine Heimat befinden.


Und sie können es doch! "Adam – die letzte Chance der Menschheit" ist der endgültige Beweis, dsas auch deutsche Autoren spannende und mitreißende Science-Fiction schreiben können. Doch Raimon Webers Roman ist mehr als reine Sci-Fi. Der Autor verquickt seine Endzeitgeschichte mit Zutaten des Abenteuerromans und dem Mystery-Genre, ohne dabei den roten Faden aus den Augen zu verlieren.


Es gelingt ihm bereits nach wenigen Seiten, den Leser mitzunehmen in eine ganz eigene Welt, die der unseren so nah erscheint, aber doch ganz anders ist. Hier zeigt sich dass Raimon Weber kein unbeschriebenes Blatt ist und bereits bei bekannten Hörspielserien wie "Gabriel Burns", "MindNapping" und "Point Whitmark" sein Erzähltalent unter Beweis stellte.


Viele Endzeitszenarien zeichneten sich häufig durch eine unglaubwürdige oder sehr abwegige Ausgangssituation aus. "Adam – die letzte Chance der Menschheit" vermeidet diese Schwachstelle und wählt einen Vulkanausbruch mit einer einhergehenden Klimaveränderung als Auslöser der Katastrophe. Wie real diese Bedrohung sein kann, zeigte der Ausbruch des isländischen Eyjafjallajökull, der mit seinem Ausbruch das gesamte Flugnetz der nördlichen Hemisphäre durcheinanderwirbelte.


Der von Weber gewählte Vulkan sorgte in der Vergangenheit bereits tatsächlich dafür, dass es weltweit zu einer Kälteperiode, Hungersnöten und Missernten kam. Also nicht wirklich weit weg von einer realistischen Möglichkeit der globalen Katastrophe. Auch die weiteren Ereignisse, die die Lebenssituation der Menschen noch weiter verschlechtert, sind durchaus möglich. Die Angst vor einer den Erdball umspannenden Pandemie und einem alles lahmlegenden Computervirus sind schon heute Bedrohungen der menschlichen Zivilisation.


Die von Weber kreierte Dystopie ist eigenständig und unverbraucht. Die Big Player unserer Zeit spielen keine Rolle mehr. Die USA und Europa haben schlicht weg aufgehört zu existieren. Stattdessen verlegt der Autor seinen Roman nach Südafrika, ein unverbrauchtes Setting, dessen Möglichkeiten nicht ungenutzt bleiben. Der Leser wird mitgenommen an exotische Orte wie etwa der Hauptstadt von Simbabwe oder die südafrikanische Grenze. Klischees der Marke Hollywood sucht man hier vergebens, stattdessen wird einem die Möglichkeit geboten, etwas Neues und Unverbrauchtes für sich zu entdecken. Wer möchte schon dieselbe Geschichte in verschiedenen Variationen immer wieder erzählt bekommen?


Wer die bekannten Konventionen amerikanischer Romane dieser Art hinter sich lassen möchte, wird an "Adam – die letzte Chance der Menschheit" seine helle Freude haben.  Die von Raimon Weber entworfene Vision ist eine düstere, aber keine ohne Zukunft. Trotz mannigfaltiger Probleme ist die hier geschilderte Vision Südafrikas so etwas wie der letzte Leuchtturm der Menschlichkeit in der Finsternis.


Die Figuren sind nicht immer strahlende Helden, sondern bleiben in ihrem Handeln immer Menschen, die mit ihren Ängsten und Sorgen zu kämpfen haben. Egal ob dies nun die Hauptpersonen oder Nebencharaktere sind, niemand ist nur "weiß" oder "schwarz", auch negative Handlungen haben stets eine Motivation. Die Akteure bleiben hier nicht Schablonen, sondern werden genau durch diese angesprochenen Fehler zu für den Leser nachvollziehbaren Handlungsträgern. Sicherlich wird einem in diesem Buch noch nicht jedes Geheimnis der Hauptfiguren präsentiert, denn so wie dieses Buch endet, dürfte jedem klar sein, dass es hoffentlich bald eine Fortsetzung geben wird. Zu viele der angedeuteten Geheimnisse bleiben vorerst ungelöst und lassen dem nächsten Band entgegenfiebern.


Die Gegenspieler der Südafrikaner bleiben mysteriös und offenbaren nicht sofort alle ihre finsteren Absichten, was die Spannung aufrechterhält und "Adam – die letzte Chance der Menschheit" zu einem absoluten  Pageturner macht. Manchmal erinnern die Ideen des Autors an die Werke eines Jules Verne oder H. P. Lovecraft, ohne dabei zu kopieren. "Adam – die letzte Chance der Menschheit" sprüht vor Kreativität und sorgt für einen der aktuell besten und eigenständigsten Beiträge der Science-Fiction. Raimon Weber sorgt dafür, dass Deutschland nicht länger ein weißer Fleck auf der Landkarte des Genres ist.   


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Baumhaus/Lübbe




 
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Wie schon beim Vorgänger legt Cross Cult auch zu "300: Rise of an Empire" ein schickes Artbook vor.
Der Tod steht ihnen gut!
Bitte einmal Lausbuben Battle Royal (ohne Rosinen)!
Zieht man das großformatige Büchlein erst einmal aus seinem Schuber, wird der devote ABBA-Fan bereits auf den ersten beiden Seiten mit einer Collage von raren Fotos aus dem Bandfundus begrüßt.
Wird man sie noch einmal live sehen oder ist eines der wichtigsten Kapitel Rockgeschichte ein für alle Mal zugeschlagen?
Er ist eine der schillerndsten Personen im Rockbusiness und eigentlich müsste sich Al Jourgensen die Radieschen schon lange von unten ansehen.
Rock Classics
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