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Comic-Review: Battle Royale 1 (Tokyopop)

Wie sich Schüler in der heutigen Zeit mehr oder minder drastisch disziplinieren lassen, zeigt diese neue Manga-Adaption eines Romans von Koushun Takami. Die Vermengung von Splatter, "Saw", "Running Man" und einem Schuss Teenieproblemchen funktioniert dabei bestens.
battle_royale_1_cover (c) Tokyopop / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDass die Schule nicht mehr nur auf den Ernst des Lebens vorbereitet, sondern auch selbst teilweise ein gefährlicher Ort sein kann, erfahren wir täglich aus den Medien. Soziale Verrohung und Apathie der Schüler sind scheinbar im Zunehmen begriffen, an ihren anvertrauten Schützlingen verzweifelnde Pädagogen keine Seltenheit mehr. Heute sind es abwechselnd die sexuellen Verlockungen des Internets, sogenannte "Gewaltspiele" oder das Gemetzel im heimischen Patschenkino, welche als daran schuld ausgemacht werden. Eine Generation vorher fiel dem Heavy Metal diese Ehre zu, in den 1950er Jahren stigmatisierte Fredric Wertham in seinem berühmt-berüchtigen Werk "Seduction of the Innocent" gar Comics zur Geißel der Jugend.


Wie dem auch sei, jetzt schlägt das System zurück: Schluss mit Laissez-faire im Klassenzimmer, so in etwa könnte die Devise in Tokyopops neuer Serie "Battle Royale" heißen. Sie baut auf Koushun Takamis gleichnamigen Roman von 1999 auf, der bereits im Folgejahr zu Leinwandehren kam und hitzköpfige Debatten auslöste. Nicht ganz unbegründet, stießen sich viele doch an der expliziten Gewaltdarstellung des an den Kinokassen sehr erfolgreichen Werks. Masayuki Taguchi hat sich zur selben Zeit der Umsetzung als Manga angenommen und bereits mehr als ein Dutzend Bände vorgelegt.


Dreh- und Angelpunkt der Handlung bildet das "Programm", eine jährlich stattfindende Lotterie in der Großen Ostasiatischen Republik, die eine faschistische Variante des Lands der aufgehenden Sonne darstellt. Per Zufall wird eine Klasse von Mittelschülern ausgewählt, auf eine abgelegene Insel verfrachtet und muss sich zum Zwecke der Bewährung gegen die allgegenwärtigen ausländischen Feinde in einem tödlichen Spiel bewähren. Die anfangs 42 Schüler werden von ihrem neuen "Lehrer" gezwungen, sich gegenseitig umzubringen, bis am Ende einer von ihnen als Sieger übrig bleibt. Wie sich das für einen derartig bösen Masterplan gehört, sind selbstverständlich alle Fluchtwege abgeriegelt und alle Teilnehmer mit einem sprengstoffbestücktem Halsband ausgestattet.


Hauptfigur ist der smarte Shuya Nanahara, wahlweise Klassenclown oder Gerechtigkeitsfanatiker. Als letzterer erweist er sich auch angesichts der extremen Situation auf der Insel, als er versucht seine potentiellen Gegner für ein gemeinsames Vorgehen zu gewinnen. Das nicht jeder von dieser Idee begeistert ist, beweisen die blutigen Gemetzel zwischen den Seiten, die grafisch sehr detailliert ausgefallen sind – die "Ab 18"-Empfehlung ist hier also berechtigt. In den mehr als 600 Seiten dieses ersten Bandes poppen Augenbälle aus den Höhlen und wird Hirnmasse derartig verschwenderisch in der Gegend verteilt, dass Splatterfreunde sicherlich in Entzückung geraten werden.


"Battle Royale" ist aber nicht vordergründig auf diesbezüglich reißerische Darstellungen aus, sondern punktet vor allem mit interessanten Charakteren fernab von bloßer Schwarz-weiß-Schattierungen. Mehrere überraschende Wendungen machen scheinbar besten Freunden gnadenlose Killer, während sich Kamon als hassenswertester Oberbösewicht seit langem ins Fäustchen lacht. Man darf auf die weitere Entwicklung der Story gespannt sein, wenn der Blutzoll wegen des sich beständig verdünnenden Personals zwangsweise wird sinken müssen. In Band 1 jedenfalls funktioniert die Vermengung von Elementen aus "Saw", "Running Man" und einem Schuss klassischer Teenage Angst. Was Autor Takami selbst über sein Werk zu sagen hat, lässt sich abschließend in einem vierseitigen Interview verfolgen. Also setzen und bis zur nächsten Stunde still beschäftigen!

# # # Andreas Grabenschweiger # # #



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