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DC Premium 76

"Ich prügle das Schwein in die Hölle! Ich reiße ihm das schlagende Herz aus seinem wertlosen Leib." Würde Batman so etwas von sich geben?

(C) Panini Comics / DC Premium 76 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIn den über sieben Jahrzehnten seines Bestehens haben sich unzählige Autoren und Zeichner an DCs populärer Comic-Ikone Batman versucht und teils immensen Einfluss auf seine Geschichte und Wahrnehmung durch den Leser genommen. Nicht immer zu dessen Freude, wie das Beispiel Kelley Jones zeigt, der mit seiner skurril-überzogenen Darstellung des Mitternachtsdetektivs in den 1990er Jahren die Fangemeinde spaltete wie nur wenige vor ihm. Und doch verblasst selbst er gegen das (comic-)historische Gewicht eines Neal Adams, der sich 1970 nach einem Zwischenstopp bei der Konkurrenz von Marvel gemeinsam mit dem späteren langjährigen, nicht minder legendären Batman-Redakteur Dennis O`Neil daran machte, die Welt der Fledermaus zu revolutionieren.


Gemeinsam befreite man Batman vom lächerlichen Camp-Image, das ihm durch die erfolgreiche Fernsehserie aus den 1960er Jahren anheftete und führten klassische Schurken wie Man-Bat und Ra`s al Ghul ein. Der Charakter näherte sich wieder seiner ursprünglich düsteren, dunklen Konzeption an, maßgeblich unterstützt von Adams` damals völlig neuartigen, realistischen und detaillierten Zeichnungen. Wenn auch das Schaffen des Kreativteams bei "Green Lantern/Green Arrow" noch radikaler ausfiel und sich erstmals explizit mit sozialen Missständen, Drogensucht, Armut und Rassismus auseinandersetzte, bleibt Neal Adams den meisten vor allem durch seine Batman-Arbeiten im Gedächtnis. Und im Herbst 2010 war die Sensation perfekt, als der Meister für die Maxiserie "Batman: Odyssey" zu DC zurückkehrte. Die erste Hälfte in Form von sechs Heften liegt jetzt bei Panini vor.


Wir treffen darin einen unmaskierten Bruce Wayne an, der in der Bathöhle sitzend seinem Gegenüber von einem Tag seiner Karriere als maskierter Verbrechensbekämpfer erzählt, der ihm bis an den Rand seiner geistigen und körperlichen Limits treibt. Zunächst erhalten Robin und er den Hinweis auf einen geplanten Raubzug im Hafen von Gotham, der von einem gleichzeitigen Überfall des Riddlers auf die örtliche Münzanstalt ablenken soll. Im Zuge der Auseinandersetzungen wird ein kleines Mädchen gezielt angeschossen und Batman, der sie für tot hält, brennen die Sicherungen durch. Er ist nahe daran, den lediglich als Riddler verkleideten Reuben Irons umzubringen, und lässt nur von ihm ab, als er erfährt dass das Mädchen überleben wird. Eine Tat, die nicht nur Commissioner Gordon und Robin erschüttert, sondern auch Bruce selbst zu denken gibt. Das ist aber längst nicht alles, denn peu à peu geben sich mit Thalia und Ra`s al Ghul, dem Joker, Man-Bat, Aquaman und Deadman eine Vielzahl gewichtiger Charaktere ein Stelldichein…


Wer sich auf eine schnelle Lektüre für zwischendurch einstellt, sollte den Buchdeckel von "Batman: Odyssee" besser gar nicht erst hochklappen. Was dahinter wartet, ist nämlich ein Parforceritt feinster Güte, ein Marathonlauf eines Charakters und des Künstlers, der diesen kennt wie seine sprichwörtliche Westentasche. Wohl bei wenigen anderen Batman-Autoren darf Batman so sehr ein Mensch sein mit all seinen Emotionen, sei es Humor, Entspanntheit, Nervosität oder rasende Wut – so wie das eingangs erwähnte Zitat tatsächlich einen mordlüsternen Fledermausmann zeigt, wie man ihn selten sieht. Die Figuren scheinen den Leser förmlich anzuspringen, jede Seite ist vollgestopft mit dem grandios detaillierten Artwork Adams, der über die Jahre nichts verlernt hat. Diese Dichte nicht nur an ausladenden grafischen, sondern auch storytechnischen Ausschweifungen ist dann aber auch die einzige Schwäche von "Odyssee" – es scheint einen fast zu erdrücken, zu viel des (genial) Guten zu sein. Es erfordert also Geduld und Zeit, um die Gesamtkomposition Adams` ihre Wirkung entfalten zu lassen und zu erkennen, dass hier dringender Klassiker-Verdacht besteht.



# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Publisher: Panini Comics





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