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Die Zeitmaschine 1 & 2

Jack Milton soll Forschungsgelder unterschlagen haben. Als seine Freunde ihren alten Kameraden zur Rede stellen, erwartet sie allerdings kein Geständnis, sondern eine bahnbrechende Enthüllung.

(C) Folgenreich/Universal Music / Die Zeitmaschine 1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas normale Universitätsleben spielt für den Professor und Forscher Jack Milton nur noch eine untergeordnete Rolle. Jede freie Minute widmet er seiner neuesten Erfindung. So verwundert es kaum, dass ihn der Besuch eines alten Freundes nur mäßig freut. Schnell stellt sich heraus, dass es sich keinesfalls um einen Höflichkeitsbesuch handelt. Der ernste Vorwurf steht im Raum, Jack habe Mittel der Universität unterschlagen und zweckentfremdet. Um seinen alten Wegbegleitern zu zeigen, wofür die Gelder verwendet wurden, lädt er sie zu sich nach Hause ein. Dort berichtet er ihnen von einer unglaublichen Entdeckung. Jack ist es gelungen eine Maschine zu konstruieren, die es ihm erlaubt, durch die Zeit zu reisen, doch die vorgelegten Beweise reichen den alten Freunden nicht aus.


Um zu beweisen, dass seine Aussagen der Wahrheit entsprechen, wird ein weiteres Treffen vereinbart. Was Milton dort zu erzählen hat, mutet fast zu fantastisch an als dass man es glauben könnte. Er berichtet von einer unfreiwilligen Reise in eine weit entfernte Zukunft, in der unsere Erde ein vollkommen anderes Gesicht präsentiert als die heutige, uns bekannte. Die anfängliche Skepsis schlägt in Begeisterung um, als Jack tatsächlich den geforderten Beweis vorlegen kann. Doch so wie Jack die ferne Zukunft schildert, erwartet die Menschheit ein düsteres Schicksal.


Die Herangehensweise, altbekannte Stoffe neu zu interpretieren, ist im Theater gang und gäbe, im Hörspiel jedoch sehr selten anzutreffen. Natürlich steht bei einem solchen Vorgehen stets die Frage im Raum, ob eine Veränderung der Geschichte, in welcher Form auch immer, erlaubt und gerechtfertigt ist. Was Oliver Döring hier seinen Hörern präsentiert, gehört jedenfalls unbestritten zu den erfolgreichen Neugestaltungen. Dies liegt natürlich zu einem guten Teil an dem zeitlosen Plot, der auch nach über 100 Jahren nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat und den Rezipienten zum Nachdenken anregt. So ist es beispielsweise vollkommen legitim, die Story in eine andere Zeit zu verlegen, trotzdem funktioniert der eigentliche Plot uneingeschränkt und erscheint sogar an einigen Stellen deutlich stimmiger.


(C) Folgenreich/Universal Music / Die Zeitmaschine 2 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDöring räumt der Geschichte genug Raum ein, um sich zu entfalten, man bekommt einen guten Eindruck, was die Motivation des Protagonisten war, sich mit Zeitreisen zu beschäftigen und eine entsprechende Maschine zu konstruieren. So konzentriert sich die erste Hälfte der Adaption auf den Background von Jack, die Idee eine Maschine zu erschaffen und seine ersten Gehversuche bei der Reise durch die Zeit. Der zweite Teil behandelt dann auf die Ereignisse während seines unfreiwilligen Aufenthalts in der fernen Zukunft.


Der geschaffenen Soundkulisse gelingt es spielend, die jeweilige Zeit, in der sich Jack aufhält, auf beeindruckende Weise zum Leben zu erwecken. Dies gilt für die ausgehenden 1970er ebenso wie für einen Zwischenstopp in einer futuristischen Variante von London. Auch die fremdartige Welt der Eloy erwacht auf äußerst lebendige und authentische Weise zum Leben und nimmt einen nach wenigen Minuten gefangen. Gleich zu Beginn verneigt sich Döring vor der bis heute unübertroffenen Leinwandumsetzung aus den 1960er Jahren, wenn Jack diesen Film, in den ersten Sekunden des Hörspiels, im Fernsehen verfolgt. Die Soundeffekte und die musikalische Gestaltung können nur als gelungen bezeichnet werden und so entsteht eine homogene und in sich stimmige Variante eines klassischen Sci-Fi-Stoffs, der auf ganzer Linie überzeugen kann.


Einen nicht unwesentlichen Anteil am überzeugenden Gesamteindruck dieses Hörspiel hat Hans-Georg Panczak, der in den Dialogen ebenso zu überzeugen weiß wie in den Passagen als Erzähler. Seine warme und freundliche Stimmfärbung passt hervorragend zur Rolle des Jack Milton. Zu jeder Zeit gelingt es ihm, den getriebenen Wissenschaftler glaubwürdig zu interpretieren. Die Anzahl der weiteren Rollen bleibt überschaubar, allerdings wurden alle mit bekannten Synchronstimmen besetzt, die ebenfalls alles daran setzen, dieses Hörspiel zu einem Fest für die Ohren zu machen.


So sind in weiteren Rollen Udo Schenk, Oliver Stritzel und Bernhard Rumpf zu hören. Wer bereit ist Neuerungen und eine feinfühlige Modernisierung der Geschichte von H. G. Wells zu akzeptieren, wird mit einer der liebevollsten und stimmigsten Bearbeitungen überhaupt belohnt. Alles andere als die volle Punktzahl wäre hier definitiv zu wenig. Wenn alle weiteren Folgen sich auf einem ähnlich hohen Niveau bewegen wie "Die Zeitmaschine", erwartet uns hier Großes.




    
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Folgenreich/Universal Music




 


 
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