Schon längere Zeit ist der Nachfolger zu „King's Bounty: The Legend“ per Steam in englischer Sprache erhältlich, dtp bringt das Game nun auf deutsch in die Läden. Was tut sich also in der Welt der rundenbasierten Strategiespiele?
"Armored Princess" ist eigentlich als Addon zu "The Legend" konzipiert; der Quotenregelung folgend dürft ihr nun als Prinzessin die Fantasy-Welt retten. Die größte Neuerung im Spiel: An Stelle von Wutgeistern begleitet euch ein kleiner Drache, der mit haufenweise Spezialfähigkeiten euch die zahlreichen Kämpfe erleichtern soll. Ein optionales Tutorial gibt es auch, aber Anfängern sei dringend angeraten, das Handbuch gut zu konsultieren, da zu Beginn vieles noch unklar ist.
Kampf- und Levelsystem haben sich kaum verändert (selbsterklärend, ist ja ein Addon). Einzig bei der Balance der Gegner hapert es vielerorts: Lauft ihr in der warcraftgrafischen Landschaft herum begegnen euch wie gewohnt umherstreifende Horden, deren Stärke stets mit eurer verglichen und durch einen Schriftzug gekennzeichnet wird (von sehr schwach bis tödlich). Viel sagt das aber noch nicht aus, denn ja nachdem, welche der drei Klassen ihr gewählt habt (Krieger, Paladin oder Magier) kann ein "schwacher" Kampf viele Runden dauern, ein tödlicher aber glatt in drei bis vier Zügen vorbei sein.
Überhaupt ist der Einfluss der Klassenwahl meines Erachtens nach zu viel des Guten, was sich besonders krass bei den Bosskämpfen auswirkt. Spielt ihr als Krieger wird euer Drache zwangsweise zum wichtigsten Kämpfer; da ihr dank geringem Manas kaum mächtige Zaubersprüche loslassen könnt, muss der putzige Gefährte eben die Gegnermassen aus dem Weg räumen. Der Treppenwitz daran: Bei Bosskämpfen dürft ihr euren Drachen nicht einsetzen – eine völlig unnötige Erschwernis für Krieger, vor allem deswegen, da diese Gegner die Bezeichnung Boss wirklich verdienen und taktisch sehr gut angegangen werden müssen.
Die Quests laufen nach dem altbekannten Schema "sammle, richte aus, töte" ab. Schwachpunkte offenbaren sich beim Kampf selbst: Das Hexagon-Kampffeld lässt sich im Gegensatz zur Karte nicht völlig frei betrachten, solltet ihr einige große Drachen in eurer Armee haben kann es schon sein, dass euch der Blick auf eure am Zuge befindliche Einheit versperrt ist. Auch eine völlig fehlende Sprachausgabe und eine in Summe mehr als maue Präsentation tragen nicht gerade zu einem völlig vertiefenden Spielgefühl bei.
Aufgrund vieler kleiner und großer Schwächen ist es doch erstaunlich, dass "Armored Princess" ein wahres Suchtgefühl auslösen kann. Die Quests sind im allgemeinen nicht sehr lang und so jagt man motiviert der nächsten Levelstufe und den nächsten Spezialfähigkeiten hinterher. Die fehlende Sprachausgabe wird durch tollen Hintergrundsound und witzige Texte fast ausgeglichen, die quietschbunte Grafik kann später im Spiel überflogen werden – euer Pferd entwickelt sich zum Pegasus.
Fazit: Wer "Heroes of Might and Magic" mag, ist in dieser Reihe vollkommen richtig. Lange Spielzeit und witzige Gestaltung überdecken die maue Präsentation und gewöhnungsbedürftige Steuerung, alle Freunde des rundenbasierten Genres sind hier absolut richtig.