Mit zweirädrigen Kubikmonstern halsbrecherisch in Kurven legen, ohne dabei in Gefahr zu laufen, sich das Genick zu brechen? Biker-Fans mit Hang zu adrenalingetränkten Geschwindigkeitsräuschen dürfen gespannt sein.
Zunächst sticht ins Auge, dass "Moto GP 09/10" mit der offiziellen Rennlizenz aufwartet: Strecken, Bikes und Fahrer entsprechen den tatsächlichen Daten der Saisonen 2009 und 2010. Im Karriere-Modus kann eine Rennkampagne bis zum Gewinn der Weltmeisterschaft in Angriff genommen werden. Dabei schlüpfen Gamer jedoch nicht nur in die Rolle eines Fahrers, sondern managen gleich ein ganzes Team; auch für kurzweiliges Racing-Vergnügen ist gesorgt, da freie Rennen gefahren werden können, deren Resultate keinen Auswirkungen auf die Teamergebnisse des Kampagnenmodus haben.
Grundsätzlich wird in Capcoms neuestem virtuellem Racing-Streich ein Spagat zwischen Arcade-Fun und realistischer Rennsimulation unternommen. Dass es sich dabei lediglich um einen Kompromiss handeln kann, liegt auf der Hand: Einerseits vermitteln packende Positionskämpfe sowie das Kurvenverhalten der zweirädrigen Boliden ein "real" anmutendes Renn-Feeling; andererseits wurde der Realismusgrad der Kollisionsabfrage signifikant abgeschwächt. Dies äußert sich insofern als dass ansonsten besorgniserregende Zusammenstöße mit gegnerischen Bikes nur selten in spektakuläre Karambolagen und Stürze resultieren. Nichtsdestoweniger bemerkenswert ist die erstaunlich agile künstliche Intelligenz, die taktisch anspruchsvolle und spannende Positionskämpfe ermöglicht.
Das Herz des Spiels bildet der ausgefeilte Karrieremodus, welcher verschiedene Aspekte des Rennzirkus – angefangen vom Tuning der Rennvehikel bis hin zur Sponsorensuche – mit einbezieht. Mittels gelungener Fahrmanöver und den daraus lukrierten Bonuspunkten können die Stärken des Teams entfaltet werden. Opulent: im Online-Multiplayer Modus können 20 Fahrer gegen einander antreten.
Auf der technischen Ebene präsentiert sich "Moto GP 09/10" solide. Besitzer einer anständigen Surround-Anlage können bei den Rennen akustisch aus dem Vollen schöpfen: Motorensound und Bremsgeräusche tönen authentisch aus den Boxen. Auf der optischen Ebene trüben hie und da verwaschene Texturen den Blick. Hier entschädigen zwar authentisch inszenierte Wettereffekte für die teils etwas matschigen Texturen, trotzdem hätte die Grafik insgesamt mit mehr Liebe zum Detail ausfallen können. Lobenswert und vor allem für Neulinge eine sinnvolle Einstiegshilfe: die Ideallinie wird mittels durchgehender gelber Markierung angezeigt. "Need for Speed: Shift" lässt grüßen.
Fazit: Auch der neueste Ableger der "Moto GP"-Serie dürfte größtenteils Biker und Veteranen der Reihe ansprechen. Aufgeschlossene Fans des Renn-Genres können jedoch getrost einen Blick auf einen unterhaltsamen Racing-Titel werfen.
# # # Karl H. Stingeder # # #