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Game-Review: Red Steel 2 (Nintendo Wii)

Schon bald könnte es eine neue Erkrankung geben. Neben Tennisarm, iPhone-Daumen könnte der ermüdete "Red Steel 2-Arm" in so manchem Ärztezimmer baumeln. Kein Scherz, denn hier geht es ordentlich zur Sache. Aber ist der zweite Teil nicht einfach nur eine einfallslose Fortsetzung eines missglückten Titels der kleinen weißen Nintendo-Konsole?

Cover Red Steel 2 (C) Ubisoft / Zum Vergrößern auf das Bild klicken"Red Steel" war ein gehypter Launchtitel der Wii. Bereits Monate vor Erscheinen wurde seitens Ubisoft eine Vielzahl an Features versprochen, die leider im fertigen Produkt so nicht zu finden waren. Vor allem bezüglich der Bewegungssteuerung wurde nicht mit beeindruckenden Ankündigungen gespart, aber genau die Steuerung war es, die für Kritiker und Publikum die größte Enttäuschung darstellte. Es gab nur ein bestimmtes Repertoire an Bewegungen, die zudem nur sehr ungenau auf den Protagonisten übertragen wurden. Ubisoft argumentierte mit einer zu groben Erkennung von Bewegungen seitens der Nintendo-Hardware und Nintendo erklärte sich damit, dass die Entwickler die Hardware erst zu beherrschen lernen müssten.


Knapp vier Jahre später ist es soweit und Ubisoft hat einen Nachfolger in die Läden gebracht. Ihr dürft aber beruhigt aufatmen, denn "Red Steel 2" hat außer dem Namen nicht viel mit dem Vorgänger gemein. Ubisoft hat sich die vielen Kritikpunkte am ersten Teil zu Herzen genommen, die Franchise nochmal gründlich überdacht und einen Neustart gewagt. Über Board geworfen wurde das Yakuza-Setting, die Hauptfigur Scott Monroe, auf Realismus getrimmte Grafik und ungenaue, beschränkte Bewegungssteuerung. Jetzt ist "Red Steel" endlich das, was es eigentlich schon damals hätte sein sollen: Ein schön anzusehender Action-Titel für Core-Gamer mit clever eingesetzter Steuerung. Doch was ist "Red Steel 2" jetzt eigentlich, wenn es nicht mehr die Geschichte des ersten Teils fortsetzt? Das Spiel läßt sich am besten als eine Mischung aus Spaghetti-Western, Anime und Trash-Kung-Fu-Film-Flair mit „Borderlands“-Optik beschreiben.


Hört sich etwas wirr an, aber das Setting funktioniert ausgesprochen gut. Screenshot Red Steel 2 (C) Ubisoft / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer Wechsel zur aktuell angesagten Cel-Shading Optik ist sicher Geschmackssache, kommt aber der eher schwachen Leistungsperformance der Konsole entgegen. In der Ego-Perspektive kommt man so in den Genuß eines Wildwest-Settings mit asiatischem Touch. In der anfänglichen, sehr schön gerenderten Intro-Sequenz stiehlt der verfeindete Katakara-Clan das Katana der namenlosen Hauptfigur. Nach einem kurzen Tutorial trifft man auf einen Meister des Kusagari-Clans, dem auch wir angehören. Er offenbart uns, dass das Katana sehr wichtig ist und unbedingt wieder in unseren Besitz gelangen muss, zudem wir der letzte Verbliebene unseres Clans sind. So machen wir uns auf, eine Geschichte um Rache, ein gestohlenes Katana und einen Oberschurken zu erleben. Soweit alles nicht sehr außergewöhnlich, eher Mittel zum Zweck – den ich weiter unten etwas genauer beleuchten werde.


Der Kusagari-Meister lehrt uns den Umgang mit Schwert und Pistole. Im weiteren Verlauf können immer mächtigere Spezialangriffe erlernt werden, natürlich gegen Geld. Um euer Einkommen müsst ihr euch keine Sorgen machen, denn Münzen liegen in jeder Tonne und hinter jeder Kiste versteckt. Einfach die Einrichtung zertrümmern und schon klingelt es in der Kasse, weiters bringen erledigte Missionen die große Kohle. Das gesamte Areal von "Red Steel 2" ist in relativ frei begehbare Gebiete unterteilt, in jedem davon gibt es einen Unterschlupf. Hier kann man an einer Pinwand Aufträge annehmen, sich mit Upgrades versorgen und sich vom Meister Spezialattacken beibringen lassen. Immer wieder trifft man auch auf ein paar freundlich gesinnte Nebencharaktere, die die Geschichte voranbringen.


Screenshot Red Steel 2 (C) Ubisoft / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIn jedem Gebiet können gewisse Nebenmissionen erledigt werden, so müssen zum Bespiel feindliche Trucks in die Luft gejagt oder Sendemasten aktiviert werden. Zudem können Safes geplündert werden, die meist ein paar Goldbarren beinhalten. Hauptmissionen treiben naturgemäß die Geschichte an und bringen uns in immer weitere Gebiete. Die meisten Missionen laufen aber leider immer nach dem gleichen Schema ab: Nimm eine Mission an, schnetzle dich durch miesgelaunte Feinde, drücke Knopf X und kehre zurück. Etwas mehr Einfallsreichtum seitens Ubisoft hätte dem Tiefgang von "Red Steel 2" sehr gut getan.  Zumindest bei der gegnerischen Vielfalt kann man sich austoben: Da gibt es Revolverhelden, mit Schwertern bewaffnete Samurais, gepanzerte Feinde, mit Hämmern ausgestattete Schurken und einige Zwischengegner, die es wahrlich in sich haben.


Damit sind wir auch schon beim Kern von "Red Steel 2", dem zuvor erwähnten Zweck, angelangt – dem Kampfsystem. Die Entwickler scheinen die Steuerung nun wirklich im Griff zu haben und haben eine präzise Erkennung eurer Bewegungen implementiert. Natürlich ist die Genauigkeit auch dem zusätzlichen Hardwareteil Wii Motion Plus zu verdanken, welches zwingend für das Spiel benötigt wird. Damit wächst die Wii Remote zu einem ziemlich großen Klotz, liegt aber trotzdem gut in der Hand und erinnert mehr an den Griff eines Katanas. Laufen die Schergen des verfeindeten Clans in Scharen auf euch zu, hat man im späteren Spielverlauf fast die Qual der Wahl bei den zahlreichen Möglichkeiten, Gegner zu filetieren. Schnelle Schwertstreiche von allen Richtungen, eingesprungene Hiebe, Stiche, gedrehte Angriffe, Stöße nach hinten sowie viele weitere Attacken und Spezialangriffe gilt es zu beherrschen und im richtigen Moment einzusetzen. So etwa müssen gepanzerte Gegner erst mit starken Hieben aus der Schutzkleidung geschält werden, bevor man zum tödlichen Finishing Move ansetzen kann.


Zusätzlich verfügt ihr auch über einen Revolver, der nahtlos per Knopfdruck Screenshot Red Steel 2 (C) Ubisoft / Zum Vergrößern auf das Bild klickenzwischen Schwerthieben gezogen und abgefeuert werden kann. Auch Ausweichbewegungen, um hinter eure Gegner zu gelangen, und defensive Bewegungen sind möglich. Sogar abgefeuerte Kugeln können mit etwas Übung abgewehrt werden. Besonders bei Bosskämpfen kommt ein erstaunlich dynamisches Kampfgefühl auf, denn die Gegner sind nicht bloß hirnloses Futter für eure Schneide. Apropos dynamisch: Auch die Musik passt sich dem generellen Geschehen an und fördert schon mal den Adrenalinausstoß. Konzentriert man sich auf die Hauptmissionen, wird euch "Red Steel 2" gute 8-10 Stunden unterhalten. Einen Multiplayer-Modus hat uns Ubisoft leider nicht spendiert.


Fazit: Nachdem der erste Teil keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat, konnte mich "Red Steel 2" durchwegs positiv überraschen. Ubisoft hat es geschafft, die in Ungnade gefallene Franchise neu zu beleben und einen großteils tollen Titel für Core-Gamer zu produzieren, von denen es übrigens immer noch zu wenige auf Nintendos Wunderkonsole gibt. Neben dem mich sehr ansprechenden Setting in hübscher Cel-Shading Grafik, ist die Steuerung wirklich toll gelungen. Die Missionen sind ähnlich abwechslungsreich wie Ampelphasen, aber die Hauptfrage bleibt: Gelingt es Ubisoft, mich glaubhaft in die Rolle eines Samurai zu versetzen? Diese kann ich eindeutig mit "Ja" beantworten. "Red Steel 2" ist auf jeden Fall einen Blick wert.



# # # Andreas Himmetzberger # # #


Grafik: 8/10
Sound: 8/10
Steuerung: 9,5/10
Spielspaß: 7,5/10
Gesamt: 8,25


Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft





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