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Game-Review: Xenoblade Chronicles (Wii)

Wenn der Wii bisher eines gefehlt hat, dann waren es gute JRPGs. Monolith Softs brillante Fantasy/Sci-Fi-Saga macht dieses Defizit im Alleingang wieder wett.

(C) Monolith Soft/Nintendo / Xenoblade Chronicles / Zum Vergrößern auf das Bild klickenIm Grunde ist es unglaublich: Das vielleicht beste japanische Rollenspiel dieser Konsolengeneration stammt ausgerechnet von den Entwicklern der aufgeblasenen "Xeno"-Reihe, ist auf der als Casual-Plattform verschrieenen Wii zu Hause und wurde bis heute nicht für einen Release in Nordamerika angekündigt. Worum geht es in "Xenoblade Chronicles"? Nun, Story und Charaktere sind zwar solide, aber nichts wirklich Besonderes. Der wahre Star ist die Spielwelt: Diese besteht nämlich aus zwei gigantischen Titanen, die sich nach jahrtausendelangem Kampf irgendwann im exakt gleichen Moment gegenseitig den Todesstoß verpassten und seitdem leb- und regungslos in ihrer Kampfpose verweilen. Heute sind sie übersät mit Vegetation und dienen als Heimat für allerlei Lebensformen, darunter menschenähnliche Wesen namens Homs, zu denen auch unsere Hauptfigur – der junge, äußerst geschickte Militärmechaniker Shulk – gehört. Nachdem sein Heimatdorf von der Roboterrasse Mechon angegriffen wird, sinnt er auf Rache und wird schon bald von einer Reihe gleichgesinnter Gefährten begleitet, die er im Laufe seines Abenteuers kennenlernt. Wie gesagt, die Haupthandlung ist über weite Strecken RPG-Standardware, auch wenn es zweifellos die eine oder andere Überraschung gibt.


Doch (C) Monolith Soft/Nintendo / Xenoblade Chronicles / Zum Vergrößern auf das Bild klickenzurück zur Spielwelt: Während "Final Fantasy XIII" letztes Jahr noch mit linearen Korridorlevels aufwartete, geht Monolith Soft in die genau entgegengesetzte Richtung und weckt mit riesigen, weit offenen Gebieten den Erforschergeist. An jeder Ecke gibt es etwas zu entdecken, seien es rare Monster und Items oder einfach nur spektakuläre Aussichten. Und da man nur für das Finden neuer Orte und Sehenswürdigkeiten schon Erfahrungspunkte erhält, ist man gleich mehrfach motiviert, jeden letzten Winkel der Weltkarte aufzudecken.


(C) Monolith Soft/Nintendo / Xenoblade Chronicles / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas japanische Rollenspiel ist ein Genre, das allzuoft in jahrzehntealten Traditionen gefangen scheint, ohne sich bedeutsam weiterzuentwickeln oder gar mit modernen Gameplay-Konventionen mitzuhalten. "Xenoblade Chronicles" zeigt dass es auch anders geht und besticht durch bemerkenswert kluges und benutzerfreundliches Design. Speichern ist so gut wie überall und jederzeit möglich, die Gesundheit der Partymitglieder regeneriert sich nach Kämpfen von selbst, bereits besuchte Orte können über die Karte ausgewählt und so in Sekundenschnelle angesteuert werden, Zwischensequenzen sind sowohl pausier- als auch überspringbar, Sammelquests gelten als erledigt ohne dass man zum Auftraggeber zurücklatschen muss, und so weiter und so fort. So muss es sein!


Dennoch (C) Monolith Soft/Nintendo / Xenoblade Chronicles / Zum Vergrößern auf das Bild klickenbleibt das Spiel fordernd und komplex. Nicht nur bietet das Kampfsystem viel taktische Tiefe und spielt sich mit jedem Charakter anders, es gilt auch etliche ausgefeilte Subsysteme zu meistern, sei es das Herstellen von Edelsteinen aus Kristallen, um die Attribute von Ausrüstungsgegenständen zu verbessern oder das Pflegen der Beziehungen der Partymitglieder untereinander, was sowohl Boni im Kampf bringt, als auch spezielle Dialogsequenzen freischaltet, die wiederum der tieferen Charakterisierung der Figuren dienen. Abgesehen davon gibt es tonnenweise optionale Subquests, die meistens aus dem Sammeln bestimmter Ressourcen oder dem Erlegen bestimmter Monster bestehen. Was die Präsentation betrifft, gelingt "Xenoblade Chronicles" trotz der technische vergleichsweise beschränkten Wii-Hardware Beeindruckendes. Die Stellen, an denen man einfach nur mit offenem Mund die außergewöhnlichen Landschaften bewundern kann, sind zahlreich, vor allem aufgrund der extrem hohen Sichtweite und des exzellenten Art Designs. Dass einige Texturen aus der Nähe aussehen wie aus der PS1-Ära und die Charaktermodelle etwas steif ausfallen, stört da nur selten.


(C) Monolith Soft/Nintendo / Xenoblade Chronicles / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDer von "Kingdom Hearts"-Komponistin Yoko Shimomura verfasste Score schlägt in die gleiche Kerbe: Schon den Titelbildschirm möchte man aufgrund der fantastischen Musik gar nicht mehr verlassen. Ein großes Lob muss man auch dem Lokalisationsteam aussprechen. Die Sprachausgabe in britischem Englisch passt sehr gut in das dargebotene Fantasy-Universum, und wem sie nicht gefällt, der kann auch jederzeit auf den japanischen Originaltrack und Untertitel umschalten. Dass die Hauptstory und ihre Helden etwas abgedroschen sind und dem Spiel vielleicht etwas weniger und dafür interessantere Quests gut getan hätten, sind die einzigen größeren Kritikpunkte, die man "Xenoblade Chronicles" ankreiden kann. Ansonsten ist es ein Musterbeispiel an gutem Design, bietet eine unglaubliche Menge an Content und sorgt nicht nur mit seinen spektakulären Landschaftspanoramen immer wieder für Staunen.



# # #  Andreas Dobersberger  # # #



Grafik: 8/10
Sound: 9/10
Steuerung: 9/10
Spielspaß: 10/10
Gesamt: 9


Entwickler: Monolith Soft
Publisher: Nintendo





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