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GLUECIFER (SLAM-ZINE #7)

Having a good time...

Nach ihrem vierten Longplayer „Basement Apes“ sind GLUECIFER auch endlich wieder live in Österreich unterwegs. Die lange Vorfreude wird ordentlich belohnt, denn ein Clubgig dehnt sich spontan zu einem geölten Rock´n´Roll-Weekend aus. Fünf Norweger, fernab jeglicher Rockstar-Allüren,...
...spazieren in aller Ruhe und unerkannt durch den ersten Wiener Bezirk. Die Unterhosen werden im Laden um die Ecke gewaschen und ich bin noch bis 19 Uhr damit beschäftigt, möglichst vielen Leuten klarzumachen, dass es heute keinen anderen Weg als jenen in die „Szene“-Wien geben kann. Meine Rede seit Wochen und deshalb eingangs einen Dank an alle für das Verständnis, aber Wien ist ja nicht gerade die Hochburg der Rockmusik und den Kings of Rock gebührt ein standesgemäßer Empfang wenn sie bei uns vorbeischauen. Mit der Extremform einer Filzpappn kam ich schließlich an und treffe auch Raldo Useless (Guitar), der sich mit Louise aus Schweden unterhält. Da ich der guten Frau am Vortag den Tip gegeben habe, war ich gleich in die Unterhaltung eingebunden. Nachdem ich erklärte, dass ich die Einladung zur After-Show-Party an die Band gemailt habe grinste Raldo und meinte, dass die Band auf jeden Fall vorbeikommen wird („Gluecifer are always ready for a great party“). Der Typ ist schon fast unverschämt gut drauf und freundlich; ich musste das auch mal probieren und dankte ihm im voraus für alles was noch folgen sollte.

Ab zum ersten Bier, ein kurzes Gespräch mit dem Veranstalter, der nur böses für die Kassa ahnte (und er sollte recht behalten) und dann stand auch schon die erste Band des Abends auf der Bühne: SILVERLEAF, eine akustisch poppig rockende Partie aus Großbritannien rund um den charismatischen Sänger Wob, der bald seinen 40er feiert und aussieht als hätte er gerade die Matura hinter sich gebracht. Dem einen oder anderen waren sie sicher etwas zu flockig, vielleicht mit ein Grund warum sich nur rund 20 Leute im Saal befanden, und die verteilten sich auch recht gut, anders ausgedrückt: eine bessere Probeeinheit für die Band. Ich schlenderte nach den ersten fünf Songs zurück an die Bar. Die Musik fand ich ganz nett, aber die Becher waren wieder einmal viel zu klein und der Durst dem Abend entsprechend aufdringlich. Eine Menge bekannter Gesichter hier, der Festcharakter gefiel und wir freuten uns auf LOS DEEPEST. Die Jungs sind auf der Bühne und überhaupt eine Bereicherung, was sie drei Nächte zuvor als Support von Rose Tattoo bewiesen hatten; doch heute ist die Stimmung und vor allem der Sound noch um einiges besser. Mit einer ordentlichen Portion Spielfreude bolzen sie ihre Riff-Rock-Songs in den Saal und ihre Energie erreicht auch jene, die bislang noch nichts von der Band gehört hatten. Eine sehr gelungene Party und, oje bin ich hinüber, sehe einen Lowrider auf mich zukommen und freundlich wie die Burschen sind nehmen sie mich wieder ein Stück mit. Echte Fulltime-Rock´n´Roller eben, doch im letzten Drittel des Sets steige ich dankend aus. Gluecifer versammelten sich einstweilen im Garten. Captain Poon (Guitar) ist als einziger etwas distanziert und wortkarg, wohl eher eine Maßnahme um allen weiblichen Fans zu signalisieren, dass er vergeben ist. Wie auch immer, Stu Manx (Bass) ist gesellig, und ich finde es amüsant, wie er Louise erklärt was es heißt ein King of Rock zu sein. Biff Malibus (Singer) Wortmeldungen bringen immer ein Gelächter hervor und kurz vor dem Auftritt schlapft Danny Young (Drums) vorbei, der nur meint, dass er gerne weitermützen möchte, und dann wenige Momente später die 170 Anwesenden mit „I got a War“ in die Halle trommelt. Der erste Chord getreten, Biff legt los und die Sache mit dem Kopfnicken hat sich sogleich erledigt... der Sound von Gluecifer erreicht einen genau dort wo er auch herkommt, und das muß wohl die Hüfte sein. Ich bin längst nicht mehr nur besoffen sondern auch high und finde mich mal da und dort und seltsamerweise zwischendurch auch wieder an der Bar. Es wird geschwitzt, gepost, getanzt und das einzige Manko des Abends ist eigentlich nur, dass sich trotz all unserer Mühen nicht mehr Leute eingefunden haben. Ich kann nur sagen, selbst schuld, denn das neue Material kommt meiner Meinung nach genauso punchig daher wie die älteren Songs. Klar ist es möglich, noch dreckiger und roher zu spielen, aber ich wüsste gar nicht mit welcher Band ich Gluecifer vergleichen sollte oder könnte. Was sie machen gelingt ihnen verdammt gut und gepaart mit dem Fun den sie haben und ausstrahlen kann ich ohne Bedenken meine Höchstnote für den Gig aussprechen.

Um alle drei Rock-Klischees zu erfüllen war ich anschließend nicht bei der Party im „Schlawiner“ anwesend. Die Band und die Crew waren vollzählig erschienen und bis zum Morgen dabei. Den Schilderungen zufolge war es eine Feier bis zum Abwinken, wobei Danny bei einer Tabledance-Session Teile seiner Boxershort verlor und die Nacht über den Posten als DJ übernahm.

26.05. - Irgendwann am Nachmittag traf ich meinen Bruder. Nach einem kurzen Austausch der Geschehnisse dieser Wahnsinnsnacht kamen wir zu dem Schluß nach Salzburg zu fahren, um Gluecifer noch einmal zu erleben. 70 Euro zusammengekratzt und ab auf die Straße. Mit dem Van wird jede Fahrt zur Reise und nach einer Panne irgendwo bei Enns konnten wir den Gig endgültig abschreiben. Als wir ankamen, war die Band natürlich noch anwesend, Stu übernahm den Merchandise-Stand, Danny unterhielt sich mit den ebenfalls nachgereisten Leuten aus Slowenien, und Captain Poon war schwer beschäftigt mit seiner Frau. Danny eröffnete: „Hey, you crazy guys, what you´re doing here?“ (eine berechtigte Frage, denn es hat schon was seltsames, einer Band hinterherzuturteln und den Gig zu versäumen), und die Antwort: „We forgot to buy your record yesterday“ waren der Startschuß zu einer weiteren verrückten Nacht. Zum Konzert im „Rockhouse“ waren rund 60 Leute gekommen, jaja, weil´s ein Sonntag war und 10-15 blieben gemeinsam mit der Band an der Bar hängen.
Ein paar interessante Details von Raldo: Er hat vor über 10 Jahren bei TURBONEGRO Bass gespielt und war auch bei der US-Tour dabei, und meint, daß es kaum Chancen gibt für eine Turbonegro-Reunion mit anschließender Club-Tour. Außerdem wäre er nicht im Stande unserem Wunsch nachzukommen, „Rip-off-Straße“ zu spielen, denn da müßte er vorher höllisch üben (na sicher); die nächste Scheibe wird sicherlich wieder deutlich rougher, obwohl die Band mit dem Sound auf „Basement Apes“ sehr zufrieden ist; die Texte stammen alle aus der Feder von Biff; er hat eine Distro-Company (und kann uns leider keinen Job anbieten), ist verheiratet und als ich ihn auf seine Vorliebe für geile Autos ansprach begannen seine Augen sofort zu glänzen... „The 74 Manta goes real fast“ Wir meinten, daß wir versuchen wollen, nach Bregenz zu kommen und er notierte uns gleich für die Gästeliste Außerdem schenkte er uns seine Zigaretten, weil er meinte, daß wir sie bestimmt brauchen werden, vier Flaschen Bier und dann knöpfte er sich noch zwei Buttons von der Jeansjacke ab und drückte sie uns in die Hand. Wow, sollte er jemals für ein Amt kanditieren läge er sicher gut im Rennen. Von uns bekam er einen Tape-Sampler, als die Party vor dem „Rockhouse“ weiterlief. Ein paar turnten einstweilen auf den Bäumen herum, Biff saß auf meinem Van und gab ein Solo-Konzert, Danny bestieg mein geplagtes Gefährt, ließ die Hosen runter und nahm ihn van hinten. Yeah, eine Exklusiv-Party mit Gluecifer gibt was her. Dann stand plötzlich ein Taxi da und wir wurden eingeladen, in einer Bar weiterzufeiern. Dies dauerte bis zum Sonnenaufgang und fortan im Tourbus, denn Captain Poon war mit seiner Freundin in irgendeinem Hotel verschwunden und hinterließ keine Notiz. Johnny Cash als Soundtrack, Whiskey und Bier. Unsere Versuche den Typen in Salzburg ausfündig zu machen schlugen fehl, und trotzdem startete der Bus und fuhr los.

Kurze Zeit später saß ich auch wieder am Steuer, da ich einfach zu turned on war, doch irgendwann am nächsten Tag endete unsere Odysee in einem Kaff namens Nesselwängle/Tirol. Noch eine Panne und nachdem man in diesem „wunderschönen“ Ort auch nicht einmal in einem Notfall bei einer Servicestelle stehen bleiben darf, und man uns die Cops hinterherschickte gaben wir w.o. Gemeinsam hatten wir 7 Euro übrig und zu viel erlebt um das Schicksal weiter herauszufordern. Bis zum nächsten Mal.

Magnus Tagtraum
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