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Interview mit den Progrockern CLEAVE!

Sie sind jung, frisch und unglaublich begabt: Die "österreichischen Erben von Maynard James Keenan" - CLEAVE! Ein ausführliches Interview mit Sänger und Mastermind Marian findet ihr hier bei uns!

SLAM:
Wann, wie, wo, mit welchen Voraussetzungen, unter welchen Umständen sind CLEAVE zu dem geworden, was ihr jetzt seid?


CLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMarian: Ich bin schon sehr früh zur Musik gekommen und sehr musikalisch erzogen worden, weil mein Vater Musiker war. Er hat immer selbst in Bands gespielt und auch eigene Musik gemacht. Das Komische daran ist, dass ich als Kind der totale Freak war: Ich habe nämlich mit drei Jahren damit begonnen, THE CURE zu hören. Das war meine absolute Lieblingsband und ich habe jeden Tag ungefähr zwei Stunden Musik von THE CURE gehört. Meine Eltern hatten ziemliche Angst um mich, weil es ja total depressive Musik ist…

Halt! Also, deine Eltern müssen dir das ja aufgelegt haben, weil du kannst ja nicht mit drei Jahren THE CURE in den Player legen!?

Ja, das war so: Es hat ein THE CURE-Video gegeben, das war von einem Live-Konzert und wenn ich das am Tag nicht mindestens einmal gesehen hatte, bin ich nicht ins Bett gegangen. Ich bin eh immer noch böse auf meinen Vater, weil als ich acht Jahre alt war, ist er auf ein Konzert von THE CURE gegangen und hat mich nicht mitgenommen!!!

Ja, wie bei mir! Nur war ich schon neun oder zehn und meine Eltern sind zu GUNS N’ ROSES gefahren! Die Vorgruppen waren FAITH NO MORE und SOUNDGARDEN!!! Unglaublich! Apropos: Das ist eine Münchhausen-Geschichte von dir, oder!?

CLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenNein, es war echt so. Alle haben sich totale Sorgen gemacht, weil das ja im Alter von drei, vier Jahren ein klein wenig ungewöhnlich ist. Jedenfalls ist das so weitergegangen, bis ich ungefähr zehn Jahre alt war. Nach der Schule hab ich mir immer sofort das THE CURE-Video reingezogen und danach bin ich aber spielen gegangen, ganz so wie "normale" Kinder. So hat das alles bei mir angefangen. Mit sechs Jahren hatte ich meine erste Band…

Wie jetzt, mit anderen Menschen zusammen oder mit deinen damaligen, imaginären Freunden!?

Also, meine ersten Aufnahmen mit Gitarre und Gesang hab ich mit vier gemacht – da gibt’s auch noch Beweis-Tapes davon. Ich habe Englisch gesungen, obwohl ich kein Englisch gekonnt habe; das ist sehr lustig. Ich bin eben in einem wahnsinnig musikalischen Umfeld aufgewachsen. Auch alle Nachbarn und so waren Musiker. Rainer (bass, piano) und ich sind uns erst mit 14 Jahren über den Weg gelaufen – unsere Geschwister waren schon befreundet – und ich war damals drauf und dran, aus meiner Band auszusteigen und hab dann begonnen, mit ihm was aufzubauen. Er hat damals nur Klavier gespielt und irgendwann war es soweit, dass wir einen Bassisten benötigten und seitdem spielt er Bass und Klavier gleichzeitig.

CLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenUnd euer Drummer ist der Älteste von euch, richtig!?

Ja. Man kann sagen, dass wir das ganze Know-How von ihm haben. Er ist eigentlich Tontechniker und außerdem einer der besten Gitarristen, die ich kenne. Trotzdem ist er unser Schlagzeuger (lacht), weil wir irgendwann mal einen Ersatz-Drummer gesucht hatten und er ist eingesprungen. Es war eigentlich nur als Übergangslösung gedacht gewesen, hat aber allen Beteiligten soviel Spaß gemacht, dass wir es dabei belassen haben. Flo ist unser neuestes Mitglied und hat vorher noch nie in einer Band gespielt. Für die Tour brauchten wir einen zweiten Gitarristen, um die Dinge besser umsetzen zu können und er ist eigentlich auch nur temporär zu uns gestoßen, aber eben auch geblieben.

Kann man sagen, dass du das Mastermind von CLEAVE bist?

Ich höre es nur ungern. Beim ersten Album hab bis auf zwei Songs alle ich im Alleingang geschrieben, aber bei der neuen Platte, "Evoke The Self", war es viel mehr Kollektivarbeit. Es ist schon so, dass ich sehr viel koordiniere und auch bei den Arrangements von den Songs misch ich ganz vorne mit, aber eigentlich bringt jeder Ideen und wir holen dann das Beste raus. Ich finde es ganz wichtig, einen offenen Prozess zu haben, bei dem sich jeder irgendwie einbringen kann.

Ihr macht auch sonst alles selbst, nicht wahr!? Also auch das Artwork und so…

Ja, also beim ersten Album haben wir das auch im Alleingang gemacht und dieses Mal hatten wir Unterstützung von "Eat My Dear", die das Innere des Booklets gemacht haben und den Feinschliff von meinem Cover-Vorschlag. Wir versuchen immer, sehr viel selbst zu machen, aber es ist teilweise sehr schwer und vor allem extrem zeitintensiv.

Mit dem Debütalbum seid ihr in den USA getourt! Eine österreichische Band, die im Zuge ihres ersten Albums gleich mal nach Amerika aufbricht… Das ist eine Story mit Erklärungsbedarf!

CLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas erste Album ist total schnell entstanden und eigentlich nur aus Lust und Laune heraus, also überhaupt nicht mit viel Ernst dahinter. Wir haben das fertige Teil dann an ein paar Promo-Firmen und Produzenten in den Staaten gesandt und Mark S. Berry, der Produzent von DAVID BOWIE und BILLY IDOL hat sich einfach so zurückgemeldet und mir auf die Mailbox gesprochen, dass ihm die Songs total gut gefallen und wir unbedingt gemeinsam was machen müssten und so. Er wollte uns unbedingt nach Amerika holen und uns dann einen Kontakt mit einer Promo-Firma hergestellt, die uns eine Tour organisierten. Im Endeffekt war es dann ein Monat mit siebzehn Shows an der Ostküste. Das war 2005. Im Nachhinein klingt jetzt alles so leicht, aber es war echt harte Arbeit und viel Mühe und Chaos.

Ist der Kontakt zu Berry danach wieder abgebrochen?

Nein, er wollte dann gleich unser zweites Album produzieren, aber uns gefiel die Richtung nicht, in die es gehen hätte sollen. Wir haben’s getestet und mit ihm probiert, aber er wollte auf den US-amerikanischen Mainstream-Markt damit gehen und das ist nicht unser Ding. Wir sind da viel zu… wie soll ich das sagen… vielleicht viel zu eitel, als dass wir uns so verfälschen würden. Das geht einfach nicht. Es soll eine natürliche Entwicklung sein.

Wie ist es dann weitergegangen?

Ja, wir sind im Dezember 2005 dann wieder zurückgekommen. 2006 haben wir damit verbracht, Songs zu schreiben und nach einer gewissen Zeit alles wieder verworfen, weil wir nicht damit zufrieden waren. 2007 haben wir dann mit den Aufnahmen begonnen und im März ist das Album dann veröffentlicht worden.

Das Debüt ist allerdings experimenteller ausgefallen, finde ich.

CLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenJa, das stimmt. Allerdings ist es nicht so, dass mehr experimentelle Ideen drinnen gewesen wären, sondern sie sind einfach offensichtlicher dargestellt worden. Bei der zweiten Platte ist es uns vielleicht einfach gelungen, das Ganze ein bisschen charmanter zu verpacken als beim ersten Mal, weil wir doch sehr verspielt sind und das auch sein wollen. "Evoke The Self" klingt halt jetzt auch fetter und professioneller, weil wir es nicht selbst aufgenommen haben, sondern mit Produzent in einem Studio.

Ich finde, "The Sleep" ist der Song, der am wenigsten mit den anderen Titeln auf der Platte harmoniert. Dennoch hat er dieselbe Genialität wie die anderen Tracks…

Das ist interessant… Es war der letzte oder der vorletzte Song, den wir geschrieben haben…

Und trotzdem ist es der erste Titel auf dem neuen Album! Denkst du auch, dass ihr euch da Leute ins Boot holt, die dann vielleicht wieder abspringen, nachdem sie die anderen Titel gehört haben, die ja doch nicht so eingängig sind, wie diese Single?

Das kann leicht sein. Aber wir haben das nicht vorsätzlich so gemacht. Es war bis zum Schluss unklar, welcher Song jetzt die erste Single werden wird. Aber vielleicht ist das unsere Chance, dass wir mehr Leute ansprechen, als wir es sonst könnten.

Ist Maynard James Keenan ein ganz besonderer Mensch für euch?

CLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenCLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEin großer Einfluss, ganz bestimmt. Auch textlich schon immer eine große Inspiration. Ich denke, dass er einer der besten Textschreiber überhaupt ist, in dem Genre sowieso. Er ist mit all seinen Bands immer schon ein riesiger Heroe für uns gewesen. Ich muss dazusagen, dass ich viele Helden hab, wie zum Beispiel auch THE CURE, PEARL JAM, RADIOHEAD… Das gesamte Paket muss für mich stimmig sein. Mir gefallen selten Bands, die super Musik machen, aber sinnlose Texte. Ich bin immer auf der Suche nach neuem. THE MARS VOLTA jetzt gerade zum Beispiel…

Interessant, ja, weil ich gerade erst total schockiert war, als mir ein Kollege mitteilte, dass es ihm total egal ist, was eine Band für Texte schreibt. Ihm gehe es rein um die Musik.

Ich finde an der Musik so genial, dass du dich nicht nur über einen Weg ausdrücken kannst, sondern über mehrere, also akustisch, mit Wörtern… in anderen Kunstformen ist das ja nicht so.

Ja, eigentlich hast du bei der Musik ja alles vereint, was es so an Kunst gibt: Bei den Life-Shows kannst du die Schauspielerei miteinfließen lassen, beim Artwork die Bildende Kunst, dann die Instrumentalmusik, die Lyrik… all inclusive sozusagen!

Auf jeden Fall, ja! Diesen Gedanken finde ich sehr interessant!

Alle anderen Kunstformen sind irgendwie nur ein Teil davon – sehr geil, oder!?

Ja, das ist es echt! Deswegen werden so viele Schauspieler dann irgendwann Musiker. Meistens schreckliche Musiker, aber… (lacht)

Was ich sehr an euch schätze ist neben eurer Musik auch die Tatsache, dass ich euch aktiv für den Tierschutz stark macht. Was sind da so die wichtigsten Aktionen?

CLEAVE (c) Crater8Records / Zum Vergrößern auf das Bild klickenWir sind alle Vegetarier, außer unser Drummer, aber den polen wir gerade um. (lacht) Es ist aber ein sehr schweres Unterfangen. Wir setzen uns natürlich privat sehr stark dafür ein; auch bei unserem Merch-Stand gibt’s immer wieder Infos. Auf unserer CD haben wir PETA verlinkt, dass sich die Leute dann auch selber weiter informieren können, wenn sie das wollen. Es ist einfach wichtig, dass sich jeder für sich selbst ein paar Gedanken zu diesem Thema macht. Ich würde nie jemandem meine Meinung aufzwingen, aber die Aufklärung ist wichtig und dass sich jeder Mensch mit ein paar Dingen, die so in unserer Welt passieren, auseinandersetzt. Das apathische Dasein, also dass viele Leute verloren sind im Medienrummel, ist einfach schlimm! Vielleicht bringen wir ja zwei, drei Leute dazu, aufzuwachen. Das wäre schon ein Erfolg!

###Stephanie Bürgler###
(Mai 2008)

Hier geht`s zum Videoclip von "The Sleep", der ersten Single des aktuellen Albums "Evoke The Self"!
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