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KAFKAS (SLAM-ZINE #7)


Die Kafkas sind seit 1995 auf der Mission...

um aus der schönen Domstadt Fulda ihren aggressiven, teils melodiösen Punkrock, gepaart mit intelligenten und anmbitionierten deutschen Lyrics, in die Welt zu tragen. Konsequent wird seit jeher Tier- und Naturschutz thematisiert, im krassen Gegensatz zur Masse der oberflächlichen Spaß- und Saufbands, die die Szene
dominieren. Das aktuelle 4. Album „Privilegienthron“ ist auch musikalisch das ausgereifteste Produkt der Band bisher. Grund genug, um Sänger, Gitarrist und DomCore-Labelmacher Markus Gabi Kafka auf den Zahn zu fühlen.


Zu Eurem aktuellen Album: Wie seht Ihr es im Vergleich zu den älteren
Sachen?


Ein Unterschied ist sicherlich, dass die Aussagen auf dem neuen Album deutlicher und direkter als auf den vorigen Alben sind – das wollten wir so und das war uns wichtig. Musikalisch denke ich, ist Privilegienthron insgesamt etwas abwechslungsreicher – und vielleicht einen Tick melodischer, während auf der anderen Seite auch arschtretendere Songs auf dem Album sind. Die Besetzung hat sich etwas geändert - so etwas macht sich natürlich auch in der Musik bemerkbar. Außerdem haben wir zum erste nmal mit ein paar Effekten und Samples rumgespielt - wenn sie auch, glaube ich, nicht so aufdringlich Vordergrund sind – insgesamt haben wir schon sehr viel an zusätzlichen, für uns aber sehr wichtigen Kleinigkeiten, rumgebastelt. Sebastian hat uns ja auch einen netten Multimedia-Track für die PC-Freunde zusammengestellt.

Ihr wolltet „Privilegienthron" eigentlich schon letztes Jahr im Herbst rausbringen. Was waren die Gründe für die Verzögerung?

Es gab diverse Schwierigkeiten. Wir waren z.B. mit dem ersten Master nicht so ganz glücklich und haben dann letztendlich die Aufnahmen neu mastern und eine neue Auflage der CDs herstellen lassen. Aber auch die üblichen Sachen haben die Veröffentlich verzögert – wie z.B. die Zusammenstellung des Covers. Holger von "Vegan Grafix" hatte die Idee, zu jedem Text ein Comic zu machen. Das dauert dann halt auch länger. Man kann ja nicht sagen: „So, nächste Woche um 18:30 ist alles fertig...“ – vor allem nicht, wenn er so gut bezahlt wird wie bei uns (lacht). Na ja – so kam halt eins zum anderen...

Stichwort Tierrechte? Seid ihr selber in dem Bereich aktiv?

Ich halte die Fleischindustrie für eine der perversesten Formen des Kapitalismus. Lebewesen werden in "Mast-" und "Nutztiere" eingeteilt – regelrecht versklavt und ausgebeutet - haben keine Lobby und dienen lediglich der Konsumbefriedigung wie gefühllose und rechtlose Produkte. Zwischen Profit und Gewinnoptimierung ist kein Platz für ethische Grundsätze. Wir hoffen, dass dieses sinnlose Schlachten aufhört und auch Tiere wie Individuen behandelt und geachtet werden. Deshalb versuchen wir auf dieses Thema aufmerksam zu machen. Jetzt bekommt vielleicht der Eine oder Andere Angst um seine Blut- und Bratwurst – aber es geht nicht um Verbote, Verurteilungen oder das Wegnehmen des Spaßes – sondern, um neue Wege und gerechtere Alternativen. Ich versuche durch die Band, einen Teil dazu beizutragen, dass auch Tiere wie Individuen behandelt und geachtet werden. Ohne unsere Aussagen und dem Versuch etwas zu verändern, könnte ich mir das Musik machen in dem Rahmen eigentlich auch nicht mehr vorstellen. Wir versuchen unser Möglichstes zu tun – d.h. wir legen auf unseren Konzerten Infomaterial aus, sammeln Spenden, legen Bestellungen Infomaterial bei, spielen Benefiz-Konzerte und versuchen durch die Texte oder Ansagen auf Konzerten Leute zu sensibilisieren. Prinzessin Heike und ich haben vor zwei Jahren Schweinefräulein Paula Paulinski als Mitbewohnerin aufgenommen – die junge Dame sollte geschlachtet werden. Wir haben das nie bereut, aber es schränkt uns auch ein – es muss im Prinzip immer jemand von uns zu Hause sein und so Sachen wie Sommer am Meer gestalten sich in Begleitung eines Schweins auch recht anstrengend... na ja. Ich halte aber gerade das persönliche Umfeld für eine Möglichkeit, selber etwas zu verändern und zu beeinflussen.

Wie seht Ihr eigentlich die Entwicklung – vor allem aus politischer Sicht- von Punk und HC in Deutschland in den letzten Jahren?

Es wäre jetzt sehr ungerecht zu sagen, es gibt heute keine engagierten Leute mehr - letztlich könnten wir in den Rahmen gar nicht agieren ohne die Mithilfe anderer. Es wird aber wahrscheinlich immer schwieriger, neue Leute zu erreichen, da Medien wie MTV und VIVA einfach immer einflussreicher werden – die Jüngeren kommen hauptsächlich mit Punk in Form von Green Day, Offspring oder Blink 182 über Massenmedien zuerst in Kontakt - ich habe nichts gegen diese Bands persönlich oder musikalisch – wenn sie mit dem was sie machen zufrieden sind, ist das in Ordnung - nur die Schwierigkeit die ich sehe ist, dass sie Punk nicht als alternative Lebensform oder Sammelbecken verbreiten, sondern die gleichen Wege und Methoden wie alle anderen Rockbands auch nutzen. Ich denke, dass es schwer ist, wirklich neue Wege zu gehen - aber gerade diese Bands hätten Möglichkeiten, Steine ins Rollen zu bringen. Aber sie nutzen ihre Möglichkeiten nicht - damit meine ich, dass sie beispielsweise super-schöne halbnackte Frauen durch ihr Video laufen lassen und sich sehr viel nur um Oberflächlichkeiten dreht. Sicherlich, das machen leider auch viele der Szene-Bands - aber letztlich lernen gerade die Jüngeren und die "Allgemeinheit" diese Bands aufgrund ihrer Medienpräsenz zuerst kennen – somit geben sie auch eine Richtung vor. Bei mir wurde das Interesse an "Punk" eigentlich durch diese politische Etikette geweckt – vielleicht deckt heute Hip Hop vieles vom diesem Spektrums ab? Okay – das soll jetzt nicht heißen, dass früher alles besser und total politisch war – so in der Retrospektive ist das Resümee ja nicht gerade grossartig... Was ich immer wieder feststelle ist, dass politische Aussagen gleichgesetzt werden mit absolut spaß-frei – na ja, aber so ganz ohne Spaß soll es ja gar nicht sein und funktioniert halt auch nicht. Ein anderes Problem, das mir immer wieder begegnet ist, dass zu sehr in Gut und Böse gedacht wird – dass es also nichts dazwischen gibt. Aber ich glaube Veränderung verläuft in diesen Zwischenstufen – dieses Gut-Böse-Denken vereinfacht komplexe Themen und kann so diese Probleme nicht lösen. Also, mir fallen eine Menge Leute ein, die konsequent und ohne Kompromisse "ihr Ding durchgezogen" haben und dann irgendwann an einer eigentlichen Kleinigkeit gestolpert sind, dann alles in Frage gestellt und schließlich resigniert haben. Das soll jetzt kein Plädoyer für das Mittelmaß sein – nein! – in dieser Gesellschaft hat wahrscheinlich niemand eine weiße Weste, aber man sollte versuchen, sie so rein wie möglich zu halten. Es gibt auch einfach in dieser eigentlich schon kleinen "Szene" noch unzählige Untergruppen, die vollkommen autark voneinander und gegeneinander stehen – was politische Arbeit nicht gerade stärkt oder einfacher macht.

Was war der Beweggrund für ein eigenes Label?

Der ursprüngliche Grund war Unabhängigkeit. Dass aber mittlerweile alle unsere Veröffentlichungen auf dem eigenen Label erschienen sind, hat natürlich mehrere Gründe. Es ist zum einen so, dass wir relativ große Erwartungen an ein Label stellen, die wahrscheinlich nicht von vielen erfüllt werden könnten. Zum anderen ist es einfach so, dass die Auswahl (in Deutschland) zur Zeit doch relativ begrenzt ist – ich möchte jetzt wirklich niemanden schlecht machen – sicherlich gibt es einige wirklich fähige Menschen auch in Deutschland – aber es hat bisher einfach nicht gepasst.

Warum sind eure Texte (fast) nur in deutsch?

Die Texte sind für uns sehr, sehr wichtig. Sicherlich ließe sich mit englischen Texten der Absatzmarkt vergrößern, aber es ginge sicherlich einiges bei der Umsetzung verloren. Außerdem finde ich es ehrlicher und authentischer. Wir sehen unsere Musik als Möglichkeit an, Leute zu erreichen und unsere Meinung zu vertreten. In diesem Zusammenhang sind unsere Erfahrungen, dass englische Texte (im deutschsprachigem Raum) sehr oft ignoriert werden.

Ernährt Euch Eure Musik eigentlich schon?

Also fünf Leute könnten sich allein von unserer Musik definitiv nicht ernähren. Ich komme so über die Runden. Es kommt natürlich auch darauf an, was man unter „Leben“ versteht. Das heißt, ich kann zur Zeit kein Mehr-Familienhaus bauen und auch das neue Mercedes-Model kann ich mir nicht leisten - was ich bis jetzt aber auch nicht vermisst habe. Ich kann mich nicht beklagen. Ich mache aber auch noch ein paar andere Sachen außer reiner Band- und Label-"Arbeit" – ich gebe z.B. an der Volkshochschule vegetarische/vegane Kochkurse. Na ja, und ich bin ja eigentlich auch Student und schreibe seit ca. 12 OX-Ausgaben an meiner Diplomarbeit... Außerdem lege ich 1-2 mal im Monat auf. Alles in allem kann ich mich nicht beklagen und ich würde mir vielleicht sogar wünschen, wenn es so in nächster Zeit weitergeht.

Was habt ihr kafkamäßig in den nächsten Monaten vor?

Wir möchten gerade am liebsten tausend Dinge auf einmal machen – aber wir kommen einfach nicht mehr rum – wir wollten z.B. endlich auch außerhalb der deutschsprachigen Länder unsere Musik live zum Besten geben, aber wir brauchen schon Monate um das angeforderte Promomaterial in englisch endlich zusammenzustellen. Wir haben gerade die erfreuliche Situation, theoretisch mehr machen zu können als praktisch durch Zeitbegrenzung möglich ist. Es sind mehrere nette Sachen im Gespräch – aber das ist alles noch nicht so spruchreif... na ja – halt so die üblichen Stationen des gnadenlosen Musikgeschäftes: Aufkauf von Coca Cola und der weltweiten Senderechte für die nächste Fussball-Welt-Meisterschaft; eine Benefiz-Single für Rudolf Scharping und eine große Wahl-Kampf-Tournee mit Georg W. Bush zugunsten der Patriotischen Volksfront der Vereinigten Nationen; Abschuss aller McDonalds-Filialen ins All und natürlich "KAFKAS – das Punkimperium schlägt zurück" mit George Lukas endlich fertig drehen... aber jetzt geht`s erst mal in den gemeinsamen Alpen-Urlaub mit Edmund Stoiber und Guido Westerwelle – da haben wir uns so lange drauf gefreut!

Bernhard Sengstschmid
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