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Krampus

Wie schlimm kann Weihnachten eigentlich für einen Menschen werden? Jesse muss am eigenen Leib erfahren, dass die Skala nach untenhin offen zu sein scheint.

(C) Knaur Verlag / Krampus / Zum Vergrößern auf das Bild klickenJesse ist ein großes, musikalisches Talent. Jesse ist aber auch ein echter Loser, der es nicht schafft, seine große Gabe in die richtigen Bahnen zu lenken. Außerdem gelingt es ihm immer wieder, sich und andere in Schwierigkeiten zu bringen. Nun hat er den absoluten Tiefpunkt erreicht: Es ist Weihnachten, seine Frau hat ihn mit seiner Tochter verlassen, er trinkt mehr als gut für ihn ist und seine Schulden beim örtlichen Drogenbaron zwingen ihn zu Jobs, die sich jenseits des Gesetzes bewegen. Kann es eigentlich noch schlimmer kommen? Gerade als Jesse sich diese Frage stellt, beobachtet er direkt vor seinem Haus einen Überfall seltsamer Gestalten auf niemand Geringeren als den Weihnachtsmann!


Nach dem Gefecht bleiben der Sack des Weihnachtsmannes und einer seiner Widersacher tot zurück. Jesse nimmt den seltsamen Beutel an sich, unwissend das seine Schwierigkeiten damit erst begonnen haben. Denn nun wird er die Bekanntschaft von Krampus machen, den Herrn der Julzeit. Ein verbitterter Gott, der in einer Höhle tief unter den Bergen seit Jahrhunderten auf Rache sinnt. Rache an demjenigen, der ihn seine Rolle als Herr der Julzeit streitig gemacht hat, St. Nikolaus.


Vordergründig gibt "Krampus" vor ein Märchen zu sein, wenn auch ohne Zweifel eines, das sich definitiv an ein erwachsenes Publikum wendet. Der zweite Roman des amerikanischen Illustrators und nun auch Schriftstellers Brom verarbeitet eine Thematik, die bisher selten Verwendung fand. Er mischt nordische Mythologie mit der Sage um den heiligen St. Nikolaus und formt daraus einen spannenden und flüssig geschriebenen Fantasyroman, der sich wohltuend von den vorherrschenden Klischees absetzt und mit Originalität punkten kann.


Allerdings darf man keine heitere Lektüre erwarten, der sich einiger Accessoires der Weihnachtsgeschichte bedient, hier wird gestorben und verstümmelt, und zwar auf die dreckige Art und Weise. Egal ob Kreatur der nordischen Sage oder Nikolaus höchstpersönlich, die Vokabeln "nett" oder "freundlich" wirken hier eher fehl am Platz. Alles, was die Vorweihnachtszeit ausmacht, wird hier in einem mitreißenden Stil auf den Kopf gestellt.


Neben dem eingängigen Schreibstil Broms sind es gerade die Figuren mit ihren Ecken und Kanten, die dieses Buch zu mehr machen als einen austauschbaren Fantasyroman mit austauschbaren Figuren. Besonders der versoffene und sich selbst oft im Weg stehende Jesse mit seinem unbändigen Willen und einen enormen Kampfgeist ist ein Charakter, den man nicht sofort in sein Herz schließt, der aber durch seine vielen Facetten zu gefallen weiß. Dies gilt im selben Maße für den titelgebenden Krampus, der einmal das bösartige Monster gibt, sich dann wieder durch Sanftmut und Mitgefühl auszeichnet und mehr als nur einmal mit sich und seinen Taten hadert und sich des Öfteren infrage stellt. Dazu kommen tolle Nebencharaktere wie etwa Isabel, eine der Wegbegleiterinnen von Krampus, die ebenfalls eine spannende Geschichte für den Leser bereithält.


Unter der Oberfläche des Fantasyromans mit Krimieinschlag erzählt Brom dem Leser allerdings noch eine weitere Geschichte, die nur wenig Fantastisches bereithält und sich immer ständig in unserem Alltag wiederfindet. Anhand von Krampus, der über 500 Jahre angekettet in einer Höhle verbracht hat, konfrontiert er den Rezipienten mit dem Werte- und Moralverfall unserer heutigen Gesellschaft. Er dokumentiert mit seiner Figur, die aus einer älteren, archaischen Gesellschaft stammt, wie schnelllebig und vergänglich unsere Welt geworden ist. Es zählen nur noch Geld, Macht und materielle Werte. Daneben gibt es auch eine kleine Prise Religionskritik, wenn Brom aufdeckt, wie leer und hohl die Weihnachtsgebräuche und Traditionen mittlerweile geworden sind und ihre ursprüngliche Bedeutung verloren haben.


"Krampus" ist ein faszinierendes Buch, das hervorragend in die Adventszeit passt, auch wenn eine eher dunkle Stimmung das Geschehen bestimmt. Problemlos nimmt der Autor den Leser mit seinem Werk gefangen und mit ihn auf eine fantastische Reise in die Sagen und Mythenwelt Nordeuropas. "Krampus" ist einer der wenigen fantastischen Romane, denen es gelingt, den Rezipienten zum Nachdenken anzuregen und ihn dabei noch gut zu unterhalten. Man darf gespannt sein, was die nächsten Bücher Broms für uns bereithalten, mit "Krampus" jedenfalls hat er eine Perle des modernen Fantasyromans erschaffen.



# # # Justus Baier # # #



Publisher: Knaur Verlag





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