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LA DISPUTE

18.06.2012
Arena (Wien)

(C) Lindsey D. Photography / LA DISPUTE / Zum Vergrößern auf das Bild klicken"Es ist ein bisschen so als würde man immer wieder von einem Bus überrollt werden und Gefallen daran finden!", meint ein Konzertbesucher fasziniert.

"So setze mir nun, damit wir doch ein Wort haben, in unsern Seelen einen wächsernen Guss, welcher Abdrücke aufnehmen kann, bei dem einen größer, bei dem andern kleiner, bei dem einen von reinerem Wachs, bei dem andern von schmutzigerem, auch härter bei einigen und bei andern feuchter, bei einigen auch gerade so, wie er sein muss."
(Sokrates)

Mit dieser Mischung aus Post-Hardcore-Progressive-Rap-Poetry Slam haben es LA DISPUTE nicht schwer, ihre Abdrücke auf der Tabula Rasa des Publikums zu hinterlassen. Die einen fassen die neu losgetretene emotionale Hardcore-Welle simpel unter "The Wave" zusammen, die anderen sehen darin einen weiteren Zweig einer ohnehin schon ausgelutschten Musikszene. PIANOS BECOME THE TEETH, TOUCHÉ AMORÉ und DEFEATER besetzten die obersten Plätze der Name-Dropping-List dieses Genres, The Wave. So muss ich gestehen mich noch nicht in die Tiefen der eben erwähnten Bands gegraben zu haben, auch kein Verlangen danach habe.


"Somewhere at the Bottom of the River Between Vega and Altair" sorgte im Erscheinungsjahr 2008 für eher gemütliche Aufregung, teilte die Hörer aber bereits in zwei Gruppen. Die einen haben Probleme mit Jordan Dreyers an einen Heulkrampf erinnernden Stimme und der emotionalen Schilderung von Liebes- und Beziehungsproblemen, die anderen fahren genau darauf ab weil sie so selbst eitrige Flüssigkeiten aus ihrem Herzen quetschen können. Da in meinen Augen die modernen Hardcore-Bands eh schon wie Pilze aus dem Boden schießen und man gar nicht mehr weiß wo man hintreten soll, war ich auch LA DISPUTE gegenüber eher skeptisch eingestellt. Nicht noch eine kopierte Band aus den Staaten, die Kids mit tätowierten Ärmeln, toupierten Haaren und buntem Core-Shirt anlockt. Und jetzt das große Aber: Ist gar nicht so!


Die Texte sind kleine Gedichte, schmerzende Alltagsgeschichten, schwere Gedanken, tief sitzende Ängste, aufbereitet und verarbeitet mit perfekt abgestimmter Musik zu einem gefühlsechten Konglomerat. Die Stimme Dreyers fungiert als Instrument, nicht als Protagonist. Es wird geflüstert, geschrien, die Beherrschung verloren, gegrölt, gerappt. Die unauffälligsten Menschen im Publikum sind fast schon beunruhigend textsicher und stülpen ihr zerkratztes Inneres nach außen. Als würden sie ihre Finger in der Mitte zwischen ihr Brustbein bohren und ihren Körper nach außen aufbrechen, wobei geschwülstartige stinkende Gewächse das Bühnenlicht erblicken. Bis der heilende Klangvorhang sich über die Wunden wirft und sie mit der eigenen Geschichte mit ausbrennt! Kein Konzert, bei dem man en passant reinkippen kann oder urteilen darf. Am besten man macht sich selbst ein Bild davon, bevor Dreyer alle persönlichen Probleme gelöst hat.


And if my heart just stops, pack my memories in it
I want to know all the love I`ve got
And if my heart just stops, keep me alive for a minute
I want to know if a curtain drops


(Why It Scares Me)



# # # Verena Oberhofer # # #
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