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Live-Review: BLOODLIGHTS in einem Wohnzimmer in Dortmund (März 2008)

Wenn es zweimal klingelt, dann steht
a) entweder der Postmann vor der Tür, oder
b) eine komplette norwegische Rockband, samt Crew und einer Transporterladung Equipment.

So geschehen im beschaulichen Stadtrand von Dortmund im März. Tatort Baststraße.

BLOODLIGHTS (c) Hanno Klänhardt / Zum Vergrößern auf das Bild klickenMan stelle sich folgendes vor: Band BLOODLIGHTS aus Oslo, ihres Zeichen neue Kapelle vom GLUECIFER-Chef Captain Poon velost via MySpace ein Privat-Konzert im heimischen Wohnzimmer für jedermann. Proband Wolf G. aus D. gewinnt und freut sich erstmal gepflegt den Arsch ab. Schwester Geburtstag, Eltern nicht da, Überraschung, und soweiter und sofort… So weit, so mittel. Also Sofa zur Seite und Papas Schnaps versteckt. Allemann rein ins Wohnzimmer und aufgebaut.

Dann erstmal schön verlegen rumstehen, weil keiner sich kennt und auch noch kein Schwein am Saufen ist. Nun ja... Schwester fährt vor, sieht den Bus, peilt gar nichts, sieht das Equipment, peilt gar nichts, sieht die Band, peilt ein bisschen. Sie freut sich wohl eher so nach innen. Der Schock sitzt tief.

Die Stunden vergehen, man trinkt sich in Stimmung, geiert neidisch auf das perfekte Anwesen der Eltern und isst hier und da ein bisschen Kartoffelsalat. Die meisten der anwesenden jungen Menschen trinken tendenziell gar nicht, da unerklärlicherweise fast alle mit dem Auto gekommen sind. Vorbildlich, aber unpraktisch. Die Stimmung auf einem 13. Geburtstag glich dagegen den Maikrawallen in Berlin…

BLOODLIGHTS (c) Hanno Klänhardt / Zum Vergrößern auf das Bild klickenEgal, irgendetwas muss passieren. Also besagten Schnaps gesucht, natürlich erbärmlich versteckt direkt gefunden und angefangen den anwesenden jungen Leuten diverse norwegische Trinkspielchen beizubringen. Regel: Trinken sonst Schlaffi. Erstaunlich einfach. Viele spielen dann doch mit. Einschließlich Herrn Poon persönlich. Schön Korn mit Korn.

Mischgetränke gibt’s nicht. Die Stimmung bessert sich. Dennoch fragte man sich kontinuierlich wo denn bitte die ganzen Leute bleiben. Doch langsam , aber sicher wird klar, was Phase ist: Sie sind schon alle da! Bitte, was?! Hier spielt `ne Rockband! Leichte Panik macht sich breit und es wird überlegt, wen man zuerst anrufen soll. Die örtlichen Radiostationen, oder direkt die Bullen. Doch der Gastgeber brüllt bereits irgendwas von Rock und "Volle Pulle" und "...ab geht´s..."und ähnlicher Dinge ins Mikro und nun gibt es auch schon kein Zurück mehr.

Was nun passiert hätte keiner für möglich gehalten:

Auf einmal ist das ganze Wohnzimmer überraschenderweise doch komplett voll und alle stehen fein aufgereiht dicht gedrängt bis an den "Bühnenrand" (Bücherregal mit Brockhaus-Sammlung und Urlaubsvideos von Kreta `93).

Ab dem ersten Ton steht der Laden Kopf. Hysterischer Pogo, wildes Gebrüll, frenetische Freude. Ein kollektives Dampfbad. Herrlich.

BLOODLIGHTS (c) Hanno Klänhardt / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDiese jungen Menschen beherrschen jedes Klischee. Jegliches erdenkliche Anfeuerungsritual, von Laolawelle bis Wall of Death. Klassisches nonstop-Headbanging der anwesenden Heavy Metal-Freunde ist eh Standard. Zu geil. Selbst "stagediven" von der nicht vorhandenen Bühne war fester Bestandteil des Abends. Feierlich riss man die Fenster auf, damit ja alle zuhören konnten und jemand legte mit dem Lichtschalter eine astreine Lasershow hin. Bruder und Schwester feierten erstaunlich hart und irgendwie stimmte eigentlich alles.

Es gab diverse Zugaben, denn die Meute hörte einfach nicht auf zu brüllen und am Ende schmiss die Band ihre Instrumente einfach auf die gierig grapschenden Hände um mit einem apokalyptischen Schlusslärm die grandiose Show zu beenden. Ein göttliches Bild. Der Schweiß lief von den Wänden und es stank gewaltig nach Mensch in Action. Eine Orgie geht zu Ende.

Die wenigsten wissen wo Rock zu Hause ist. In den letzten Jahren fragt sich sowieso so mancher, was er denn eigentlich so macht. Eines sollte allerdings klar sein, egal wo er gestern war oder morgen ist, heute war er zu Besuch in Wellinghofen/Dortmund. Und es gefiel ihm gut dort!

###Hanno Klänhardt###
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