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Nicht ganz schlechte Menschen

Vielschichtig und mit verspielter Leichtigkeit zugleich erzählt uns Helmut Krausser über das bewegte Leben eines mehr oder weniger ungleichen Brüderpaars in Paris, während die NSDAP in der Berliner Heimat immer mächtiger wird.

(C) Dumont Buchverlag / Nicht ganz schlechte Menschen / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie Zwillinge Max und Karl wuchsen in einem für diese Zeit elitären, jedoch trotzdem liberalen Elternhaus auf. Beide genossen eine hervorragende Schulbildung und entpuppten sich schon während dieser Zeit als eloquente Denker. Schon bald gehen die Lebensphilosophien der beiden jedoch in verschiedene Richtungen. Max begeistert sich für jegliche Genüsse, die das Leben zu bieten hat, und lässt seiner Begierde nach Sex, Drogen und Alkohol freien Lauf. Karl hingegen bemüht sich um ein eher gemäßigtes Leben, ist politisch engagiert und gehorcht seinen Idealen. Auf diese Art verbringen die Brüder ihre Zeit im Berlin der 1930er Jahre.


Durch die politischen Umwälzungen sieht sich das Brüderpaar gezwungen, das Land zu verlassen, um den Launen von "Onkel Adi" aus dem Weg zu gehen. Im Schlepptau haben sie eine Frauenbekanntschaft von Max, bei der es sich um eine halbjüdische Prostituierte handelt. In Paris, wo sich Künstler, Aktivisten und Visionäre die Klinke in die Hand geben, findet das Trio alsbald seinen Platz in dieser Gesellschaft.


Nach "schwarz-komödiantischen" Werken wie "Die letzten schönen Tage" und "Einsamkeit und Sex und Mitleid" wechselt Krausser nun das Genre und verfasst einen historischen Roman. Ein durchaus riskanter Schritt, möchte man meinen, da dieses Thema durch diverse Literaten schon mehr als ausgelutscht wurde. Mit diesem Handicap wird "Nicht ganz schlechte Menschen" nicht ganz fertig. Zu umfangreich sind Kraussers Ausführungen über Politisches und Historisches, was dem Lesefluss natürlich nicht zuträglich ist und den Leser aus der Fiktion herausreißt.


Was den Roman jedoch über Wasser hält, ist Kraussers Fähigkeit, die Figuren miteinander spielen zu lassen. Messerscharf stellt er den Tanz von Leidenschaft und Pragmatik der allzu menschlichen Natur dar, woraus dann schließlich nicht ganz schlechte Menschen erwachsen. Ein Monument hat sich der Autor mit diesem Werk wahrscheinlich nicht geschaffen, ein angenehmes Lesevergnügen ist mit diesem Buch aber auf alle Fälle verbunden. 



# # # Bernhard Hesse # # #



Publisher: Dumont Buchverlag





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