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Rocksmith

Als im Jahre 2005 das erste "Guitar Hero" erschien, bei dem man mit fünfknöpfigen Plastikgitarren Rocksongs "nachspielte", fragte sich so mancher ob man dies nicht auch realer gestalten und echte Gitarren einbinden könne.

(C) Ubisoft San Francisco/Ubisoft / rocksmith_1 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDas Team von Harmonix, das die "Guitar Hero"-Reihe zum Teil entwickelt hat, versuchte dann mit "Rock Band" vom Spielgefühl her immer weiter an eine reale Band heranzukommen und entwickelte für "Rock Band 3" einen Pro Modus, bei dem man mit einer Midi-Gitarre und einem Midi-Keyboard die originalen Partituren üben und mitspielen konnte. Eine echte E-Gitarre mit Griffsensoren war für "Rock Band" ebenfalls schon in Entwicklung – doch wer will eine teure Gitarre kaufen, die sich dann nur für eine Spielreihe nutzen lässt, deren Zukunft wegen stagnierender Verkaufszahlen sowieso nicht sicher ist?


Die Software-Schmiede Game Tank hatte da schon eine bessere Idee und entwickelte ein Spiel ähnlich "Guitar Hero", das jede beliebige Gitarre erkennt, die man per USB an einen PC anschließt. Das besagte Game mit dem Namen "Guitar Rising", bei dem man 30 Songs aus den Genres Rock und Heavy Metal nachspielen konnte, war bereits 2009 fertiggestellt, doch Ubisoft stoppte die Veröffentlichung, kaufte den Quellcode, verwendete lediglich das Tonerkennungssystem und baute ein neues User Interface drum herum. Voilà, "Rocksmith" war geboren.


Tonerkennung und Spieltechniken

Das Tonerkennungssystem kann getrost als revolutionär bezeichnet werden, denn es erkennt nicht nur ob Einzeltöne und Akkorde richtig gespielt werden, sondern auch alle Spieltechniken, die in den Songs eingesetzt werden. Diese sind an der Gitarre Sustains, Hammer-ons und Pull-offs, Slides, Bendings, Flagolettos, Palm Mutings, Tremolos, Powerchords und Barrè Griffe. Beim Bass gibt es ausser den Barrègriffen noch Synkopen, Slappen und Poppen. Um diese Techniken für die Songs auch üben zu können, gibt es im Spiel die Technik Herausforderungen und Minigames, doch dazu später noch mehr.


Sehr gut gelöst wurde die Erkennung, wann ein Akkord als falsch gegriffen gewertet wird. Bei vielen Akkorden, vor allem bei Barrè Griffen, ist es fast unmöglich sie so sauber zu greifen und alle Saiten anzuschlagen, das keine Nebenfrequenzen entstehen. "Rocksmith" kommt dem entgegen und wertet einen Akkord als richtig, wenn die Grundharmonie stimmt. Ebenfalls toll ist, dass es nicht wie in "Guitar Hero" oder "Rock Band" als falsch gewertet wird, wenn zwischen den Noten, die auf dem Bildschirm erscheinen, gespielt wird. So kann man so viel improvisieren wie man will, ohne dass dies eine Auswirkung auf die Punkte hat.


Adaptiver Schwierigkeitsgrad

"Rocksmith" bietet keine(C) Ubisoft San Francisco/Ubisoft / rocksmith_2 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenn einstellbaren Schwierigkeitsgrad per se, sondern gleicht sich vielmehr dem Können des Spielers an. Das heißt dass man bei jeden Song den man beginnt zuerst nur Einzeltöne mitspielen muss und je mehr Töne man trifft, desto mehr erscheinen auch auf dem Griffbrett, bis man die komplette Melodie nachspielen kann. Trifft man auch hier alle Töne, werden aus den Einzeltönen Akkorde, bis man die komplette Originaltabulatur nachspielen kann. Macht man auf einem gewissen Schwierigkeitsgrad zu viele Fehler, reduziert sich dieser wieder und Noten verschwinden, was bedeutet, dass es nicht zum Spielabbruch kommt wenn man einen Song komplett "vergeigt". "Rocksmith" merkt sich den Schwierigkeitsgrad den man pro Song am Ende erreicht hat, somit kann man beim nochmaligen spielen eines Songs gleich auf dem Level anfangen auf dem man ihn beendet hat.


Spielprinzip und Gameplay

Das Spielprinzip ist ähnlich wie bei "Guitar Hero" oder "Rock Band". Der Spieler muss Auftritte absolvieren, bei denen er zwei bis fünf vorausgewählte Songs, die aber auch ausgetauscht werden können, mitspielen muss und so viel Noten wie möglich treffen sollte um Punkte zu sammeln. Liegt man bei einem Auftritt über einer gewissen Punktezahl, kann man bis zu zwei Zugaben absolvieren um noch mehr Punkte zu ergattern. Um sich für einen Auftritt zu qualifizieren, muss man die Setlist mindestens einmal durchgespielt haben und dabei eine gewisse Zielpunktezahl pro Song erreichen. Da man beim ersten Durchgang eines Songs weniger Noten zum Mitspielen hat, erreicht man die Zielpunktezahl meistens nicht sofort, was zur Folge hat, dass ein Song öfter gespielt werden muss.


Anfangs liegt die Latte, um sich für einen Auftritt zu qualifizieren, nicht so hoch und ein einmaliges Durchspielen des Songs reicht aus, doch von Auftritt zu Auftritt wird diese Latte recht schnell angehoben. Die Songs werden schwieriger und die Zielpunktezahl steigt kontinuierlich an, somit muss man bei späteren Auftritten einen hohen Schwierigkeitsgrad erreichen, was bedeutet dass man, je weiter man kommt, die Lieder oft üben muss bevor die Bühne freigegeben wird. Üben? Aber bitte effektiv! Der Riff Repetitor, das Akkordbuch, die Minigames und die Technik-Herausforderungen machen es möglich.


Zu Beginn(C) Ubisoft San Francisco/Ubisoft / rocksmith_3 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken sollte es jenen, die schon öfters auf einer Gitarre herumgezupft haben, keine großen Schwierigkeiten bereiten, ohne viel Üben ein paar Auftritte zu absolvieren. Je länger man aber spielt, desto höher werden die für einen Auftritt erforderlichen Punktezahlen. Somit rückt das Üben in den Vordergrund, damit die bei höheren Schwierigkeitsgraden erscheinenden Akkorde und Techniken auch in dem Zeitrahmen, in dem sie auftauchen, schnell gegriffen und gespielt werden können. Zu diesem Zweck gibt es den Riff Repetitor, der es erlaubt, alle Teile eines Songs einzeln zu üben. Der Repetitor bietet drei Optionen und steigt jeweils bei dem Schwierigkeitsgrad ein, mit dem man den Song, den es zu üben gilt, zuletzt abgeschlossen hat.


Bei der ersten Option "Zeitlos" muss man den ausgesuchten Teil des Songs so oft spielen, bis alle Griffe getroffen werden, bei der Option "Aufstieg" erhöht sich jedes Mal wenn der Teil fehlerfrei gespielt wird, die Stufe des Könnens, und bei der Option "Tempo" beginnt man bei 100% Wiedergabegeschwindigkeit. Trifft man bei "Tempo" nicht alle Noten, so wird pro Durchgang die Geschwindigkeit verringert, bis man die Riffs fehlerfrei spielen kann und die Übung endet wenn man mit Originalgeschwindigkeit keine Fehler mehr macht. Zu jedem Song gibt es auch ein Akkordbuch, das alle Akkorde beinhaltet, die im Song vorkommen, die ebenfalls einzeln mitgespielt und somit geübt werden können.

 
Für die in den Songs vorkommenden Techniken gibt es die Technik-Herausforderungen. Wählt man eine Herausforderung, so werden zuerst Videotipps gegeben wie die gewählte Technik auf der Gitarre beziehungsweise Bass am besten umzusetzen ist. Dann kann man nach einer kurzen Übungsphase die Technikherausforderung starten, bei der man im Rahmen einer Melodie die Technik umsetzen muss. Dafür gibt es Punkte und man kann Bronze, Silber und Goldorden sammeln. Wird bei einer Herausforderung der Bronzeorden erreicht, schaltet sich das dazugehörige Minigame frei. Hierbei handelt es sich um kleine Games im Arcarde-Style, in denen man durch Anwendung der gelernten Techniken Enten und Zombies abschießen oder Baseball, Tetris und Bombenentschärfen spielen kann.


Die Songauswahl

"Rocksmith" bietet 51(C) Ubisoft San Francisco/Ubisoft / rocksmith_4 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken Songs, jedoch ist die Songauswahl, die Ubisoft beziehungsweise der Partner Epiphone/Gibson getroffen hat, sehr einseitig und begrenzt sich hauptsächlich auf aktuelle Titel im Bereich Rock/Alternative Rock von Bands wie THE BLACK KEYS, KINGS OF LEON, MUSE oder THE WHITE STRIPES. Die Tracks älteren Semesters beschränken sich auf THE CURE, LYNRYD SKYNRYD, PIXIES und THE ROLLING STONES. Fans von Punk, Metal oder Glam Rock kommen leider gar nicht auf ihre Kosten. Für zahlungswillige Kunden gibt es den "Rocksmith" Onlineshop, in dem man für umgerechnet knapp drei Euro einen einzelnen Song oder für 7,70 beziehungsweise 11,50 Euro ein Songbundle mit drei bis fünf Liedern bekommt. Bundles, die bis jetzt im Shop zur Verfügung stehen, kommen von RUSH, QUEEN, JUDAS PRIEST, MEGADETH, AVENGED SEVENFOLD, BLINK-182 und THE OFFSPRING


Personalisieren des Sounds mit Equipment

"Rocksmith" bietet die Möglichkeit, seinen eigenen Gitarren- beziehungsweise Basssound zu erstellen, so kann man im Verstärkermenü einen einzelnen Sound mit einem Verstärker, einem Lautsprecher, jeweils maximal drei vorgeschalteten und nachgeschalteten Pedalen verändern, was fast unendlich viele Einstellungsmöglichkeiten beschert. Um die Hardware einsetzen zu können, muss man diese aber erst freischalten. Pro Arrangement eines Songs kann man sich ein Equipmentteil freischalten, indem die Marke von 70.000 Punkten erreicht wird. Hat man mehr Geld als Talent, ist es auch möglich, im "Rocksmith" Onlineshop Equipment zu erwerben.


Fazit: "Rocksmith" ist ideal, um sich die Grundlagen des Gitarren- und Bassspielens leicht und spielerisch anzueignen. Man lernt alle möglichen Akkorde, kann bei den Minigames spielerisch festigen und verbessert die Geläufigkeit durch das Nach- beziehungsweise Mitspielen von Songs. Zu einem Profi wird man dadurch zwar nicht und das Songwriting lernt man auch nicht, aber für Einsteiger und fortgeschrittene Saitenzupfer stellt "Rocksmith" eine gute Alternative zu langweiligen Musikschulübungen dar. Auch in punkto Personalisierung hat Ubisoft ganze Arbeit geleistet. Die Möglichkeit den eigenen Sound zu kreieren, die Setlisten der Auftritte abzuändern und auch mit heruntergeladenen Songs zu bestücken, wirkt dem Frust entgegen, verhasste Songs mit schlechtem Sound spielen zu müssen.



# # # Nikolaus Schauersberger # # #



Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Entwickler: Ubisoft San Francisco
Publisher: Ubisoft



Grafik: 10/10
Sound: 10/10
Steuerung: 10/10
Spielspaß: 10/10
Gesamt: 10/10





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