Langsam, aber sicher geht die Saga um den Ritter Ungestüm ihrem Ende zu. Roland-Fans dürfen sich aber über drei Abenteuern freuen, die im vorliegendem Band ihre deutschsprachige Premiere erleben.
Über 30 Jahre lang arbeitete François Craenhals an der Historie vom "Chevalier Ardent", dem "feurigen Ritter", wie Roland im französischen Original heißt. Die Abenteuer erschienen ab 1966 in Fortsetzungen im legendären frankobelgischen Comic-Magazin "Tintin", ab 1970 dann im Albumformat zuerst in Belgien, ab 1975 auch in Deutschland bei Carlsen beziehungsweise im Feest Verlag. Cross Cult hat die Mittelalter-Serie wiederentdeckt und fasst jeweils drei Abenteuer in einen Band zusammen, der sechste Band beinhaltet die Abenteuer "Der Bogen von Saaka", "Yama, Prinzessin von Alampur" und "Die Rückkehr nach Rotteck".
Weil König Artus, der Vater von Rolands großer Liebe Gwendoline, diese dem russischen Fürsten Juri zur Frau gibt, zieht Roland verbittert weiter, bis ins ferne Indien. Dort will er an der Seidenstraße eine Karawanserei aufbauen. Zuvor jedoch werden er und die Russin Oljuschka, die ihm gefolgt ist, in die Suche nach dem sagenumwobenen Grabmal von Saaka verwickelt. Rolands Karawanserei blüht und gedeiht, doch als aus ihr eines Tages die Prinzessin von Alampur entführt wird, ist es für Roland selbstverständlich, zu Hilfe zu eilen. Er ahnt nicht, dass er sich damit in eine erbitterte Fehde zweier Reiche einmischt. In "Die Rückkehr nach Rotteck" zieht es Roland wieder in die Heimat. Er trifft auf seine große Liebe Gwendoline, ihren Ehemann Juri und deren Sohn – der Roland verblüffend ähnlich sieht. Aber Gwendolines Vater, König Artus, spinnt wieder eine seiner perfiden Intrigen, in die sich alle Protagonisten verwickeln und an deren Ende ein Toter steht.
Schade, dass den Roland-Fans im deutschsprachigen Raum diese Abenteuer so lange vorenthalten wurden. Denn so wie der Held der Serie mit Fortschreiten der Handlung vom Knaben zum Mann reift, macht auch sein Schöpfer eine Entwicklung durch und ist auf der Höhe seiner Erzählkunst angelangt. Sein Setting hat er fest im Griff, Craenhals` Mittelalter findet die perfekte Balance zwischen realistischer, historisch korrekter Kulisse und mythologisch gefärbter Idealisierung. Die Figuren werden psychologisch rund dargestellt, mit all ihren Stärken und Schwächen. Bis in die Nebenfiguren hinein begegnen dem Leser interessante, glaubwürdige Charaktere.
Sind die ersten Roland-Bände noch mehr oder weniger simple Abenteuergeschichten, so werden die Storys immer ausgefeilter und vielschichtiger. Die einzelnen Bände stehen auch immer mehr in Zusammenhang, Craenhals verzahnt sie durch Anspielungen, Vor- und Rückgriffe immer mehr ineinander. Gerade "Rückkehr nach Rotteck" legt Zeugnis ab von Craenhals` Erzählkunst – eine komplexe Geschichte um Freundschaft, Liebe und Verrat von beinahe Shakespeare`scher Dimension. Von gewohnt hohem Niveau auch Craenhals` Zeichnungen. Wie üblich bei Cross Cult rundet ein Anhang das Album ab: Diesmal beinhaltet er einen hochinteressanten, üppig bebilderten Essay, der sich mit der wechselvollen Publikationsgeschichte diverser Craenhals-Comics in Deutschland beschäftigt.
# # # Gustav Ganz # # #
Publisher: Cross Cult Verlag