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Roskilde Festival

05.-08.07.2012
Roskilde

(C) Sebastian Dudey / Roskilde Publikum / Zum Vergrößern auf das Bild klickenSeit 1971 findet jährlich das Musikfestival im dänischen Roskilde statt, kurz Roskilde Festival. Seit dieser Zeit ist das Festival zu einer Institution geworden. Dabei setzt man nicht unbedingt auf Headliner, sondern auf ein Gesamtkonzept, das weit mehr als Musik umfasst, etwa künstlerische oder gesellschaftspolitischen Aktivitäten. Das Festival ist zudem ein Non-Profit-Festival – alle Erlöse gehen an eine Stiftung für kulturelle und soziale Belange.


(C) Sebastian Dudey / THE ROOTS / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDoch natürlich geht es auch um Musik. Und damit um Bandnamen, insgesamt über, diesmal auch um die ganz großen. Allen voran BRUCE SPRINGSTEEN & THE E STREETBAND, die am Samstagabend die Hauptbühne, die berühmte Orange Stage, entern. Drei Stunden lang spielen der Boss und seine Kumpane, als würde man ihnen nach der Show lebenslang die Instrumente wegnehmen. Eine solche Spielfreude und eine solche Hitdichte im Set, das ist auch für jemanden, der von Konzert zu Konzert pilgert, mehr als außergewöhnlich. So verwundert es nicht, dass sich rund 83.000 Menschen vor der Bühne versammeln. THE ROOTS, die vorher spielen, haben das wartende Volk so intensiv auf BRUCE SPRINGSTEEN vorbereitet, dass dieser sich revanchiert und die Truppe kurzerhand zu einer gemeinsamen Session zurück auf die Bühne ruft. Fast etwas im Verborgenen, auf der Cosmopol Stage, spielt die kongolesische Band STAFF BENDA BILILI, die aus einem Straßenmusiker-Projekt körperbehinderter Menschen hervorging. Geprägt durch mehrstimmigen Gesang und Anleihen an Funk, Blues und Reggae zelebrieren sie ihren Soukous-Klangkosmos. So sozialkritisch die Texte sind, so ansteckend tanzpflichtig sind die Melodien.


(C) Sebastian Dudey / THE CURE / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDoch schnell zwei Tage zurückgedreht, denn da gibt es abends THE CURE. Nach kurzem Zuhören wünsche ich mir, ich hätte diese Band in den 1980er Jahren zu ihren Hochzeiten gesehen. Robert Smith mit seinen schlecht toupierten Haaren und einem noch schlechteren roten Lippenstift steht da aufgedunsen und ein wenig lustlos auf der Bühne. Oder ist es eher Hilflosigkeit? So richtig Spaß an der ganzen Angelegenheit hat nur der Schlagzeuger Jason Cooper. Von der Odeon Stage her ziehen Reggaetöne herüber, die meine Ohren becircen: THE ABYSSINIANS. Donald Manning, Lynford Manning und Carlton Manning sind die drei alten, graubärtigen Herren, die nunmehr seit 1969 sonnendurchflutete Harmonien unters Volk bringen und in ihren Texten nach wie vor Reklame für die Rastafari-Bewegung machen. Altmodisch? Mag sein, aber wer macht heute noch so schönen Reggae?


(C) Sebastian Dudey / GOSSIP / Zum Vergrößern auf das Bild klickenFreitag ist Großkampftag. Mit GOSSIP geht das Starhopping los. Spätestens beim vierten Lied wird klar, dass der Hype um diese Band weniger mit ihrer Musik, als mit den medienwirksamen Auftritten der Frontfrau Beth Ditto zu tun hat. Als nächstes stehen THE  CULT auf der Liste. Nach einer Schaffenspause zeigt sich die Truppe sowohl in musikalischer als auch in textlicher Hinsicht schön kantig und roh. Ihre Melodien waren nie süffiger. Auf der Odeon Stage warten THE VACCINES, eine Band, die in Deutschland sträflich unterbewertet wird. Drei Minuten und dreißig Sekunden müssen reichen. Was ist in dieser Zeit nicht gesagt werden kann, ist es nicht wert gesagt zu werden. Und zu den immer schön reibeisenstimmlichen Gesängen von Justin Young bratzt die Gitarre von Freddie Cowan. Perfekte Popsongs. Mehr geht nicht.


(C) Sebastian Dudey / JACK WHITE / Zum Vergrößern auf das Bild klickenJACK WHITE steht als nächster auf dem Programm. Damit stellt sich die Frage, wer steht mit ihm auf der Bühne? Die Mädelsband oder die Jungstruppe? Er entscheidet sich für die Frauen und zeigt das gesamte Konzert über in bester Spiellaune und beweist mit seinem Set, warum er gern als musikalischer Erneuerer abgefeiert wird. Natürlich beschließt er sein Gastspiel mit dem unvergleichlich eingängigen „Seven Nation Army“.


(C) Sebastian Dudey / Roskilde Odeon Stage / Zum Vergrößern auf das Bild klickenDie erste Station am Sonntag ist die Odeon Stage, dort haben TAMIKREST, eine Band, deren Mitglieder dem Volk der Tuareg angehören, ihr Instrumentarium aufgebaut. Sie mischen Tuareg-Musik mit westlicher Rock- und Popmusik. Ein Mix, der spannender nicht sein könnte und aufzeigt, welch höchst interessante Musikkulturen sich abseits der gängigen Hörgewohnheiten entwickeln können. Eine ganz andere Richtung, nämlich brachialen Thrash Metal haben die kalifornischen MACHINE HEAD im Angebot. Laut und schneidend, schreiend und dreschend gehen sie zu Werke. Und so manchem sonntäglichen Kuchenesser bleibt selbiger dabei im Halse stecken.


(C) Sebastian Dudey / Roskilde Nacktlauf / Zum Vergrößern auf das Bild klickenFür den großen Festivalabschluss sorgt BJÖRK. Eine ganze Reihe Festivalauftritte hat sie abgesagt. Roskilde natürlich nicht. Ausgestattet mit mehrfarbiger Perücke und einem schwarzen Kleid, das aussieht, als schlängelten sich tausende Riesenwürmer um ihren Körper, lässt die isländische Art-Rockerin LADY GAGA wie eine drittklassige Kopiererin aussehen. Ihr sphärischer Klangcocktail und ihre Stimme zeigen die explodierende Gefühlswelt der Isländerin. In jedem ihrer Stücke erfolgt diese Explosion in neuen, ungeahnten Formen. Die Aufführung hat vielerlei Facetten, fröhliche, punkige und absolut verwirrende. Ein würdiger Abschluss.



Text: Franz X.A. Zipperer
Fotos: Sebastian Dudey
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