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THE WOHLSTANDSKINDER


„Musik ist wie ein Spiegel, so lange du deine wahren Gefühle nach außen trägst, kannst du nichts falsch machen."

the-wohlstandskinder / Zum Vergrößern auf das Bild klickenVielleicht ist der Bandname ein Begriff einer soziologischen Abhandlung über die wohlstandsverwahrloste Jugend unserer heutigen Generation? Oder verwöhnte Gören einer im Reichtum dahinvegetierenden Großfamilie? Möglicherweise doch eine Musikgruppe, die wieder einmal die Punkbewegung der 80er Jahre aufleben lassen möchte? Beim Letzteren liegt man gar nicht so falsch. Zumindest sind die WOHLSTANDSKINDER tatsächlich eine Band. Und viele würden sie auch in die Punkrock Richtung einordnen. Was sie jedoch garantiert nicht verkörpern, ist eine Gruppe von verwahrlosten Punks, die zum Auflehnen gegen System und Staat ermutigen und simplifizierte, aggressive Musik fabrizieren.

Die WOHLSTANDSKINDER - das sind Honolulu Silver (Gesang/Gitarre), Raki oder Herr Neidhardt (Bass), Don Ludger de la Cardeneo (Schlagzeug) und Türk Travolta (Gitarre) - haben sich mit diesen Namen quasi selbst zu Rockstars gekrönt. Sie sind, was dem Namen nach auf den ersten Blick so scheint, natürlich keine Aussteiger der Pornoszene, sondern eine solide deutsche Punkrock Band auf Erfolgskurs.

Vom Provinzrock zum professionellen deutschen Punkrock

Angefangen hat alles so, wie eine klassische Rockband-Karriere oft beginnt. In der aufrührerischen Phase der Adoleszenz, damals schrieb man das Jahr 1995, beschlossen vier Jungs etwas Außergewöhnliches zu schaffen - sie gründeten eine Band. Nach zahlreichen Auftritten als gewöhnliche Punkrock-Provinzband vor überwiegend ländlichen pubertierenden Jugendlichen erfuhren sie schon bald, was es heißt, im Musikbusiness erfolgreich Fuß zu fassen. Schon ein Jahr später wurde das Label Vitaminepillen auf die vier Jungs aufmerksam. Durch den Vertrag mit dem Label schaffte die Band sozusagen den Ausstieg aus dem simplen Spaß-Provinzrock, die Konzerte häuften sich, die Anzahl der verkauften Demo-Tapes wurde immer mehr und die Distanzen zu den Auftritten immer weiter. Ein weiteres Jahr darauf veröffentlichte die Band ihr Debüt-Album „Für Recht Und Ordnung“ und im selben Jahr folgte bereits das zweite Album „Poppxapank“, mit welchem die rasante musikalische Karriere dann so richtig in Schwung kam. 1998 wurde sogar der Filmemacher George A. Romero auf die WOHLSTANDSKINDER aufmerksam, der die Coverversion der Band von „Take On Me“ für seinen Film „Die Nacht der lebenden Toten“ verwendete.

Die musikalische Metamorphose

Heute sind die WOHLSTANDSKINDER bereits weit davon entfernt simplen Provinzrock zu spielen. Nun machen sie soliden deutschen ein wenig poppig angehauchten Rock. Mit dem Wechsel vom kleinen Label Vitaminpillen zu Motor hat sich für die WOHLSTANDSKINDER nicht nur der Sprung in die Oberliga des Musikbusiness ergeben, sondern auch so einiges verändert. Nun wird das „WOHLSTANDSKINDER-Popmassaker“ professionell vermarkte. Den Wechsel ins professionelle Musikbusiness sehen die WOHLSTANDSKINDER aber nur positiv. „Man hat nun viel mehr Freiheiten und kann sich vollständig auf die Musik konzentrieren“, so die Band. Die Musik selbst und die Persönlichkeit der Band blieben für die Jungs jedoch unverändert – nur eine professionellere Reife mit mehr Möglichkeiten hat der Wechsel mit sich gebracht. Silver dazu: „Die Musik hat nun mehr Intensität, mehr Reife, mehr Tiefgang, echte gefühlte Harmonie“. Was einigen Leuten jedoch an ihrem musikalischen Aufstieg aufstößt sind die am Mainstream ausgerichteten fröhlich witzigen Pop-Rocknummern. Aber um mit Musik Geld zu verdienen, geht’s halt ohne Mainstreamtouch meist doch nicht.

Die Musik - tatsächlich ein Popmassaker?

Kritik ja, aber mit Charme, so kann der „delikat-harte Poprock“ der WOHLSTANDSKINDER beschrieben werden. Ihre Musik zeichnet sich vor allem durch die Texte und melodiösen Songs aus, die leicht ins Ohr gehen und trotzdem eine „Message“ direkt und verständlich auf den Punkt bringen.
Silver zum Songwriting: „Musik ist wie ein Spiegel, so lange du deine wahren Gefühle nach außen trägst, kannst du nichts falsch machen. Wenn du versuchst, Schönheit zu konstruieren, dann landest du bei den Superstars“. Die WOHLSTANDSKINDER zählen nicht zu den Bands, die das Leben von den schlechten Seiten hinnehmen. „Schwermut führt zu nichts und gemeinsam lachen kann helfen“, so die Devise der Band. Oft mit den ÄRZTEN verglichen, sind musikalische Einflüsse auch aus verschiedenen Richtungen wie Ska, Blues, Jazz und Reggae hörbar. „Von Radiopop, bis finstersten Black Metal, Klassik, über Jazz kann man in unserer Musik alles finden“.

Neues Album - neue Tour

Mit der Veröffentlichung von „Dezibelkarate“ haben die WOHLSTANDSKINDER nun ihr sechstes Studioalbum auf den Markt gebracht. Die neue Single „Kein Radiosong“, zu dem auch ein Video gedreht wurde, ist bereits im November erschienen. Ende Jänner startete auch der zweite Teil der „Dezibelkarate“ Tour 03/04. Vom Punkrock ein wenig abgedriftet, schaffen es die Songs der neuen Platte, einerseits zwischen den Zeilen einige Lebensweisheiten zu vermitteln, am Ende jedoch keine menschlichen Wracks zu hinterlassen. Denn trotz des oft kritischen Untertons wird an Probleme und Sorgen mit positivem Sarkasmus und Witz herangegangen und mit den rockigen Stücken eher gute Laune verbreitet. In erster Linie geht es den vier Jungs schließlich auch um Spaß und nicht um weltverbesserische Belehrungen. Vor allem mit "Lass Alles" oder "Einer Von Millionen" liefert die Platte noch hinreichend rockende Lieder. Ob jetzt Die-Hard Fan oder beinharter Kritiker: An den WOHLSTANDSKINDERN werden wir in Zukunft wohl kaum vorbeikommen. Spätestens auf dem nächsten Festival werden sich die Wege kreuzen.

Monika Grassl
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