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ALL SYSTEMS GO

ALLES AUF GRüN? (SLAM-ZINE #9)

Dass ALL SYSTEMS GO im amerikanischen Punk-Rock nicht sofort mit der dortigen Szene in Verbindung gebracht werden, liegt vielleicht an zwei Gründen: Die Toronto-Jungs (nicht Kalifornien, hellyeah) hetzen nicht jedem melodischen Hype hinterher und halten ihre braungebrannten Hintern nicht für jeden Pups in die nächste TV-Kamera. Und: Sie schreiben die besseren Songs... Liebhaber Rock mit Punk-Kante und dem neuen Album "Mon Chi Chi" im Gepäck, über das es eine Menge zu erzählen gibt...


Hi Dean, ich hoffe, es geht dir gut! Zu allererst lass mich dir sagen: Ich finde euer neues Album klasse! Es scheint, als hätten sich drei Jahre für das Songwriting und die Produktion ausgezahlt. Auch die Suche nach eurem neuen Basser dauerte eine ganze Weile, aber vielleicht könntest du kurz beschreiben, WARUM das SO lange dauerte und nach welchen schwer zu findenden Eigenschaften ihr bei "ihm" eigentlich gesucht habt...

Nun, es dauerte so lange, da wir eben nicht "den Richtigen" finden konnten. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie schwer das eigentlich ist. Zuerst benutzten wir Peter (den Baeer der Doughboys) um einige Touren zu fahren, jedoch wussten wir alle und er auch, dass dies nur eine Übergangslösung war. Die Suche ging weiter und wir fanden schließlich Thom. Thom hatte alle Qualitäten, nach denen wir gesucht hatten: Songwriting-Talent, er kann als Lead-Sänger fungieren und genau das wollten wir: Eine Multi-Vocalisten Band. Dazu addiert man noch den "persönlichen Faktor" und schließlich hatten wir unseren Jungen. Er passte halt sofort zu uns!

Also wessen Einfluß ist dann verantwortlich für die kleinen Veränderungen eures Styles? War es eine "normale" Entwicklung innerhalb der Band oder bereits der Einfluss von Thom?

Yeah, ich muss gestehen: Beides! Thom steuert ganze Songs bei und daraus resultiert mit Sicherheit eine gewisse Änderung unseres Styles. In einer Band wie wir es sind ist es ein sehr demokratischer Arbeitsprozess und jeder von uns bringt sich ein, um den Song besser zu machen und sich dennoch den anderen anzupassen. Man kann also sagen, dass jeder von uns ein klitzekleinwenig anders spielt als wenn wir einen anderen Basser hätten. Insofern ist Thom sehr wichtig für die gesamte Umstellung. Andererseits: "Tell Vicky" haben wir bereits geschrieben, bevor Thom zu uns stieß und auch dieser Song ist auch komplett anders als das, was du von uns gewöhnt warst. Deshalb um auf deine Frage zurück zu kommen: Beides hatte Einfluss auf das neue Album!

Beim Hören eures neuen Albums fiel mir auf, dass euer Sound nun ein weites Spektrum hat, von Weezer-typischem College-Rock über Popcore a la Feeder bis hin zu Labelmates-Rock wie Danko Jones reicht. Habt ihr das von Anfang an so breit geplant?

Oh scheiße, ich hab noch nie was von Feeder gehört! Also, wir "planten" nichts von Anfang an, wir haben einfach Songs geschrieben, die von dem beeinflusst werden/wurden, was wir die ganze Zeit persönlich hören. Jeder in der Musik macht das, ich wette selbst David Bowie würde dir das erzählen. Und du meinst im Ernst, dass bei uns eine Spur von Danko zu hören ist? Nun, ich habe da niemals selbst dran gedacht, aber ja, man könnte das meinen... Wir hängen schon ziemlich lange zusammen ab, haben einige Shows zusammen gespielt und Danko und ich sind Freunde. Wir haben uns eben sehr eng beschnuppert und ich glaube fest, dass man selbst ein Produkt seiner Umgebung ist... Man könnte es Co-Existenz nennen. Ich habe aber auch eine Menge Swervedriver gehört in den letzten Jahren, man könnte also leicht behaupten, dass mein Drumspiel auf "Mon Chi Chi" sehr JEZ-lastig ist!

Nochmal zu eurem Album, auf dem viele "berühmte" Leute wie euer Produzent Daniel Ray (Entombed, Misfits, Ramones) oder Melissa Auf der Mar (Hole, Smashing Pumpkins) vertreten sind. Gibt es eine gewisse Hintergrundgeschichte darüber, wie ihr diese Menschen kennengelernt habt?

Weißt du, es ist diese alte "zeige dich in Begleitung berühmter Persönlichkeiten, damit du größer wirkst" Technik, haha! Nein, im Ernst: Um diese Geschichte ganz zu erzählen wäre es eine Geschichte unserer Leben und viel zu lang für dieses Interview, aber ich fasse mich ganz kurz: Unser Produzent Daniel wurde zuerst angeheuert, für die Doughboys zu arbeiten, woraus eine Freundschaft entstand. Wir arbeiteten daraufhin weiter mit ihm, weil er seinen Job gut macht und er ebenfalls ein prima Typ und guter Freund ist. Melissa und John gingen eine Zeitlang zusammen und blieben gute Freunde seitdem. Chris P. dagegen ist ein guter Freund, der ab und an aushalf, als wir aufnahmen... Ich benutzte seine Drums und er hat ab und an meinen Drum-Tech gemacht, also haben wir ihn überreden können, mitzumachen. Pete Stahl (Scream) ist ein alter Freund aus John`s Punkzeiten. Ivan und John kennen sich noch aus Montreal, Leonard Phillips (Dickies) kam über Mark ins Spiel (ich war nicht dabei, als er die Vocals einsang und ich habe die Angewohnheit nicht soo viele Fragen im Anschluss zu stellen), Jonathan ist ein ex-Doughboy-Bekannter und schrieb mit John bereits vor Jahren Songs. Alles in allem kamen die meisten Gäste über John, wie mir scheint...

Es ist aber doch recht unüblich, dass "Gast-Musiker" einen so großen Einfluß auf eure Songs nehmen. Normalerweise machen sie doch nicht mehr, als euer Studio-Bier zu trinken und ein, zwei Gastvocals einzusingen. Wie kommt`s, dass es bei euch so anders war?

Ouh, da muß ich erstmal nachdenken was du meinst, aber ich glaube ich verstehe dich: Sind dies also Freunde oder nur "wichtige" Leute, die wir kontaktierten und bezahlten, um im Studio mitzumischen (und unser Studio-Bier zu trinken - ich liebe dieses Bild, haha!). Nun, wie ich bereits sagte, sind es alles Freunde. Ich weiß was du meinst und eine Menge Bands zahlen Leute, um ihr "Trademark" in die Songs gedrückt zu bekommen. Ich finde, das ist absolut weird. Da kommen manchmal Leute ins Studio, die du zwar kennst, sie dich aber nicht, nehmen ein Mikrophon und singen auf deinem Song. Und sie trinken dein Bier und verlassen das Studio wieder. Nein, bei uns ist es anders: Es gibt eine persönliche Einstellung, obwohl ich einige nie persönlich getroffen habe da ich zu dieser Zeit nicht im Studio war. Ich sagte bloß "Hey, Daniel, kannst du bitte nur sicherstellen, dass sie nicht MEIN Bier trinken?" Das ist alles...

Nein, mal im Ernst: In meinen Augen ist zum Beispiel "Fascination unknown" der catchigste und beste Song auf der CD, Co-Writer war Greg Dulli (Afghan Whigs). Oder "Running blind" ist super poppig und wieder mit einem Co-Writer. Um es zynisch zu fragen: Könnt ihr selbst keine guten Songs schreiben?

Haha, und wo ist DEIN Hitalbum, Freundchen?! Nein, es geht nur um das Teilen von Ideen. Unser John hilft Greg Dulli ebenfalls Songs zu schreiben. Bevor Ivan aushalf bei "Running blind" half ihm John beim Schreiben der letzten Men Without Hate Platte. Ivan lebte eine Zeitlang mit uns in Toronto als wir "Running blind" schrieben also nahmen wir ihn mit in den Proberaum und fragten ihn: "Was würdest DU hier noch anders schreiben?" Es ist nicht so, als ob wir festgefahren wären, wir sehen nur nichts Falsches daran, uns von Leuten außerhalb der Band helfen zu lassen, um das Endergebnis zu verbessern und weiter zu klingen. Nicht vergessen: Wir heuerten diese Leute nicht an, es sind Freunde.

Kannst Du mir noch den Sinn hinter dem "niedlichen" Albumtitel "Mon Chi Chi" und dem Cover im Mr. Maggo Style erklären?

Wir haben dabei nichts besonderes angestrebt. Beides wurde unabhängig voneinander gemacht, ohne Konzept dahinter. Der Name klang einfach lustig und als wir das Cover auswählten, wurde der Titel sogar noch lustiger, fast schon lächerlich. Wir wollten einfach, dass die Leute sich das Cover ansehen, den Titel im Kopf haben und sich denken "Was zum Teufel..." - und hoffentlich den Humor dahinter entdecken und ihn mögen werden. Gleichzeitig hoffe ich werden die Leute erkennen, dass das Cover, obwohl seltsam, auch fuckin´ cool aussieht. Liebe Grüße an Mr. Magoo übrigens, sollte man ein dickes Auge drauf werfen!

Obwohl ihr mit Bad Taste Records eines der führenden Punkrocklabels hinter euch habt, scheint es mir, dass ihr (zumindest in Amerika) nicht Teil dieser gerade aufkommenden "Szene" seid. Ich denke an den neuen Poppunk-Hype. Vagrant/Drive-Thru Zeug wird drüben immer größer und überbewerteter, was denkst du darüber? Würdet ihr nicht gern auf dieser Welle mitsurfen?

Nein, nicht wirklich! Auf lange Sicht würde dich so etwas umbringen, Teil einer Szene zu sein. Wir fassen uns selbst als ein Teil der "Bad Taste Szene" auf, die im Übrigen gar nicht wirklich existiert. Das Label ist so etwas wie eine Familie für uns, sowohl Staff als auch Acts. Wir lieben Bad Taste für seine Ungeschlossenheit. Du kannst eine derer Bands nicht automatisch in eine Schublade werfen, nur weil sie Last Days of April oder Langhorns im Programm haben. Für die Langlebigkeit ist es besser, deinen eigenen Mann zu stehen und ich sag dir auch warum: Eine Band, die irgendeiner Szene entspringt, schau dir einfach mal dieses Korn-Phänomen an. All diese nervenden, kleinen Korn-Klones die überall aus dem Boden schossen, die gehen jetzt genauso schnell wieder unter! Gott sei dank! Das soll kein Angriff auf Korn sein, ich kenne einige von ihnen und sie sind echt nette Jungs. Einige der Leute schauen jetzt peinlich berührt zurück und schämen sich Teil DIESER Szene gewesen zu sein und erkennen, wie fertigmachend das war. Sie werden auch auf die Bands zurückblicken, die ihr eigenes Ding gemacht haben und denken: "Die waren cool, sie hatten keine Angst ihr Ding durchzuziehen und haben sich nicht verkapitalisiert". Was Vagrant/Drive-Thru betrifft muss ich gestehen, daß ich die kaum kenne und ich will auf nichts surfen, was ich nicht kenne, hehe. Am Ende weiß man nie, was passieren wird. Wir verdealen die CD gerade in den USA, also weiß niemand, wo wir anheuern werden. Aber ich sage dir: Wir werden mit einem Label als Einheit gehen, das uns richtig zu behandeln weiß und nicht weil wir dann mit dieser oder jener Band in einen Zusammenhang gebracht werden und mit Hinz und Kunz touren können. Stärke kommt nicht aus Zahlen, sowas ist einfach unwahr!

Wo wir schon über künftige Pläne und Ziele reden, was sind deine persönlichen und die der Band?

Wir wollen das erreichen, was sich jede selbst-respektierende Band wünscht: Unser Ziel ist hauptsächlich unsere mit Indie/Heavy Substanz versehene Musik an die Leute zu bringen, die hoffentlich begreifen werden, dass wir ehrlich und echt sind. Dass wir bewiesen haben, dass wir nicht des Geldes und der Chicks wegen dabei sind sondern das alles tun, weil wir Musik lieben und wirklich wollen, dass du sie über Jahre hinweg lieben wirst. Persönlich möchte ich natürlich ein weltreisender Rockstar werden und mein Leben von Musik ernähren können und meinem Sohn dennoch weiterhin ein guter Vater sein. Ich will, dass, wenn mein Sohn aufwächst, er sieht, dass sein Vater nie den Blick auf seine Träume verloren hat und ich denke, dass ist das beste und wichtigste Beispiel, das mir einfallen könnte...

Wie sehen dann eure nächsten Pläne aus? Ich wette ihr werdet bald hier touren! Gibt es bereits irgendwelche konkreten Dates oder Zeiträume?

Leider noch nichts konkretes aber sehr bald wohl. Vorsichtig haben wir Frühling ins Auge gefasst und wie die Erfahrung zeigt, wird wieder ein großer Schwung deutsche Dates mit bei sein, also stay tuned! Wir werden so wie es aussieht auf einer gigantischen Tour mit Korn, Limp Bizkit und Linkin Park enden. ALL SYSTEMS GO sind Korn`s WIRKLICH böser Baby-Bruder...

Haha, danke für Deine Zeit dann, Dean! Hoffentlich treffen wir uns auf eurer Europa-Tour! Wenn du magst lass gern noch letzte Worte vom Stapel und nutz die einmalige Chance, unseren Lesern mal so richtig deine Meinung zu sagen!

Danke schön Mirko, ich mochte deine Fragen! Und an die Leser: Danke, dass es euch gibt und weiterhin geben wird! Wir sehen uns bald wieder! *Blowing Kisses*
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Ursprünglich 1977 geformt, gehören THE SKULLS zu den den allerersten originalen Los Angeles Punkbands.

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