Mit einem Klassiker aus der Feder von Frank Miller lässt Hachette seine neueste Kollektion im Zeichen der Fledermaus abheben.

So mancher wird sich angesichts der soeben gestarteten Reihe "Batman – Die Chroniken des Dunklen Ritters" gefragt haben: "Nanu, schon wieder eine Sammelreihe? Da gab es doch schon eine vor ein paar Jahren." Das stimmt natürlich, selbige nannte sich
"Batman Graphic Novel Collection" und erschien ab Januar 2019 in deutscher Übersetzung bei Eaglemoss. Zunächst ausgelegt auf 60 Ausgaben, wurde die Reihe verlängert – bis sie überraschend mit
Band 85 und einem unfertigen Buchrückenmotiv endete. Der Grund hierfür lag wohl kaum an schwindender Popularität des Mitternachtsdetektivs, der auch in unseren Breiten stets der beliebteste Charakter aus dem DC war, sondern am Konkurs des Unternehmens.
Es wird nun also spannend zu sehen, wie sich die Bat-Chronik von Hachette schlägt. Zumindest in puncto Qualität braucht sich niemand Sorgen zu machen, denn bei den bisher hierzulande durch den Verlag veröffentlichten Marvel-Sammelreihen (
"Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung",
"Die Marvel-Superhelden-Sammlung" und
"Marvel Origins") waren beziehungsweise sind Fehler in der Übersetzung, beim Lettering oder den redaktionellen Bonusseiten extrem selten und im direkten Vergleich zu Eaglemoss um Lichtjahre voraus. Besagte Konkurrenz, die mittlerweile aus dem Rennen ist, leistete sich hier nicht gerade wenige Patzer.
Fledermaus-Aficionados, die neugierig geworden sind und in die Welt des Dunklen Ritters einsteigen wollen, können hier absolut nichts falschmachen, eingefleischte Fans hingegen werden wohl auf Storys setzen, die in der Eaglemoss-Kollektion noch nicht erscheinen sind. Da auch hier der Fokus auf die besten Erzählungen aus dem reichhaltigen Geschichtenfundus liegt, kommt es unvermeidlich zu Überschneidungen, aber aus den dargelegten Gründen kann jede/r selbst entscheiden, die alten Bände gegen die der jetzigen Reihe auszutauschen. Der Startband, der wie üblich zum Einstiegspreis angeboten wird, ist bereits ein solcher Kandidat und unverzichtbarer Klassiker in jeder ernsthaften Bat-Bibliothek.
Mit "The Dark Knight Returns" schuf Frank Miller (quasi zeitgleich zu
"Daredevil: Born Again" bei Marvel) 1986 die unwillkürliche Blaupause für zahlreiche "Nachahmungstäter", die die Essenz seiner düsteren Zukunftsversion eines gealterten Batman wohl nicht ganz verstanden haben dürften und für viele, oftmals entbehrliche "grimm and gritty" Comics sorgten. Da Gotham City in einer maßgeblich von den sogenannten Mutanten beförderten Verbrechenswelle unterzugehen droht, lässt Bruce Wayne sein Alter Ego aus der Heldenrente zurückkehren und zieht zwar harte Bandagen an, bleibt aber dem Grundsatz verpflichtet, niemals zu töten. Gewalt wird hier also nicht um der Gewalt willen angewandt, ganz im Gegensatz zu diversen waffenstarrenden Antihelden der 1990er, die zuerst schießen und dann fragen. Die Frage, ob (Batmans) Selbstjustiz gegen Kriminelle das Verbrechen erst recht befördert statt eindämmt, beantwortet Miller nicht, sondern überlässt dies dem Rezipienten.
Die schiere Menge an Text ist zwar für heutige Lesegewohnheiten unüblich, erlaubt es Miller aber, sehr viel Handlung (samt Minidramen mancher Bürger Gothams) unterzubringen und Worldbuilding zu betreiben. Dem vergleichsweise kleinteiligen Layout stehen dann wiederum seltene Splashpages gegenüber, die allesamt ikonisch geworden sind, darüber hinaus ist hier unter anderem zu sehen, von wem sich Todd McFarlane einige Jahre später für "Spawn" die redseligen Nachrichtensprecher ausgeliehen hat. Als tollen Bonus gibt es im Anhang erhellende Einblicke in erste Entwürfe und Skizzen dieses Meilensteins. Allein schon wegen dem spottbilligen Coverpreis ist der Kauf dieses Startbands der Fledermaus-Sammlung eigentlich ein No-brainer.