Mit der Einführung des Rats der Eulen legte das Duo Synder/Capullo das Fundament für seine meisterliche "New 52"-Strecke.

Es spricht für die Qualität einer Erzählung, wenn sie binnen kürzester Zeit zum "instant classic" gekürt und in die Reihe der Must-reads – im vorliegenden Fall natürlich jener der Bat-Bibliothek – aufgenommen wird. So geschehen bei dem erzählerischen Parforceritt, den Scott Snyder und Greg Capullo für den Neustart von "Batman" (gemeinsam mit "Detective Comics" das Epizentrum des Outputs im Zeichen der Fledermaus) im Rahmen des DC-Relaunchs "The New 52" hinlegten. Über eine Dekade nach der ursprünglichen Veröffentlichung steht längst außer Frage, dass niemand die Geschichte des Dunklen Ritters in den 2010ern so geprägt hat wie dieses schlagkräftige Team, von daher ist die Wahl des einleitenden Storybogens aus den ersten sieben Heften durch Hachette für die Batman-Kollektion mehr als vertretbar.
Auf raffinierte Weise lässt Capullo hier den Mitternachtsdetektiv auf die harte Tour lernen, dass es den von ihm als bloßes Schauermärchen abgetanen Rat der Eulen tatsächlich gibt, dieser seit Jahrhunderten aus dem Verborgenen heraus die Geschicke der Stadt lenkt und folglich – dies stellt wohl den größten Schock dar – er Gotham City doch nicht so gut kennt wie gedacht und die Stadt nicht ihm "gehört". Das muss unser zunächst skeptischer Held lernen, nachdem er als Bruce Wayne beim Treffen mit Lincoln March, dem aussichtsreichen Kandidaten für den Posten des Bürgermeisters, von einem Talon, einem Attentäter des Rats, angegriffen und nonchalant aus dem Fenster des alten Wayne Tayor befördert wird.
Das war aber erst der Vorgeschmack, denn zuerst deckt Batman die zahlreichen "Nester" auf, die über die Jahre nach und nach in verschiedenen Gebäuden entstanden sind, und dann beginnt ein Kampf um Leben und Tod, als er in ein perfides Labyrinth gerät, aus dem es dem Anschein nach nur einen Weg hinaus gibt – mit den Füßen voran als Leiche. Nicht zuletzt bei den hier fantastisch inszenierten Psychospielchen, in denen sich Aberglaube, Erschöpfung, Halluzinationen und handfeste Mordlust zu einem gefährlichen Cocktail vermischen, kann Greg Capullo seine zeichnerische Klasse, die er über Jahre vor allem in Diensten von Todd McFarlane bei "Spawn" verfeinerte, voll ausspielen, nicht zu vergessen die kongeniale Farbgebung von FCO Plascencia. Auch dieser zweite Band der "Chroniken", ergänzt um eine Variantcover-Galerie und zwei Seiten aus dem Skizzenbuch von Mr. Capullo, kann sich sehen lassen.