Um im von der Außenwelt isolierten Gotham die Ordnung wiederherzustellen, sieht sich nicht nur Comissioner Gordon gezwungen, bisher rote Linien zu überschreiten.
Nach den Bänden
54,
55 und
56 der Batman-Sammlung mit "Cataclysm" folgt nun mit "No Man`s Land" das neben
"Knightfall" wohl bedeutendste Crossover im Zeichen der Fledermaus, das ebenfalls in den 1990er Jahren erschien. Gotham City wurde durch ein gewaltiges Erdbeben der Stärke 7,6 auf der Richterskala nicht nur weitgehend zerstört, sondern per Beschluss der US-Regierung zum Katastrophengebiet erklärt und komplett abgeriegelt. Nachdem den Einwohnern eine Frist gesetzt wurde, um die Stadt zu verlassen, sind nun alle Verbindungen zur Außenwelt gekappt worden. Auch Bruce Wayne scheiterte mit seinem Vorhaben, in Washington Hilfe für Gotham zu erhalten, während Batman seit über drei Monaten verschwunden ist.
Nachgelesen werden kann dies in den Storylines "Aftershock" und "Road to No Man`s Land", die Eaglemoss platzbedingt außen vorlässt, von Barbara Gordon zu Beginn des vorliegenden Bandes aber kurz zusammengefasst werden. Sie unterhält mittlerweile ein Netzwerk von Informationen und ist (für die Leser) die Chronistin der Ereignisse in der Stadt, die sich mehrere verfeindete Fraktionen von Verbrecherbanden und Superschurken untereinander aufteilen. Um das Gebiet, in dem sie ausharren muss, dem Territorium unter der Kontrolle der Polizei – den Blue Boys – einzuverleiben, entschließt sich Comissioner Gordon einen Krieg zwischen den Gangs der Street Demonz und Lo Boyz auszulösen.
Mit dieser radikalen Abkehr von bisherigen Methoden nimmt er in Kauf, dass Blut fließen wird, er sich damit dem Recht des Stärkeren zuwendet und selbst zu einem Vigilanten wird – ganz abgesehen von einem kurzzeitigen Bündnis mit Two-Face. Einem Politiker (oder mehr Warlord) gleich muss er sich nun zwischen seinen Untergebenen positionieren, die sich teils als Falken, teils als Tauben geben. Von Batman fühlt er sich im Stich gelassen, doch der kehrt nun endlich zurück und sieht sich ebenfalls dem Dilemma gegenüber, dass die Bewohner eines von ihm (zurück)eroberten Gebiets mittlerweile eine andere Sprache sprechen, nämlich die des Verlangens nach einem Herrschaftssystem, das Schutz und Nahrung verspricht.
Die Grenzen des Gesetzes, die ihn und Gordon einst voneinander trennten, verschwimmen immer mehr und werden vom Autorenteam Bob Gale, Greg Rucka und Kelley Puckett toll herausgearbeitet, ganz abgesehen von den taktischen und strategischen Manövern, um dieses oder jenes Gebiet zu sichern oder zu erobern. Auch der alltägliche Kampf ums Überleben, dargestellt durch etwas scheinbar so Simples wie ein Apfel, macht Gotham zu einer Petrischale für das Studium von Menschen in einer Ausnahmesituation, das "No Man`s Land" neben der Action ebenfalls betreibt. Alex Maleev, Mike Deodato Jr. und Damion Scott an den Zeichenstiften stehen dem qualitativ in nichts nach und setzen unter anderem auch das Debüt von Cassandra Cain in Szene.