SLAM Logo
© SLAM Media
SLAM #132 mit Interviews und Storys zu WHILE SHE SLEEPS +++ CHELSEA WOLFE +++ SUM 41 +++ HEAVYSAURUS +++ JUDAS PRIEST +++ BRUCE DICKINSON +++ MICK MARS +++ u.v.m. +++ Jetzt am Kiosk!

BioShock 2 (Xbox 360, PS3, PC; getestet auf Xbox 360)

Rapture öffnet erneut die Pforten, um uns in der schaurig-schönen Unterwasserstadt willkommen zu heißen.

(C) 2K Games / BioShock 2 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenGenau zehn Jahre nach dem ersten Teil erwachen wir aus dem Koma. Schnell lernen wir aus den üblichen Tonbandaufnahmen, dass der Erbauer Raptures, Andrew Ryan, von Dr. Sophia Lamb an der Spitze der Macht abgelöst wurde. Der Visionär Ryan wollte der geistigen Elite einen perfekten Ort für ihre Fähigkeiten schaffen, frei von Konventionen und Unterdrückung. Dr. Lamb hingegen träumt von einer religiösen Gemeinschaft, welche sich der moralischen Perfektion verschreibt. Ihre eigene Tochter Eleanor wird zu diesem Zweck missbraucht und gefangen gehalten, um keinen schädlichen Einflüssen ausgesetzt zu werden. Aber nicht, weil wir diese Ungerechtigkeit nicht ertragen können, eilen wir durch die Gänge auf der Suche nach ihr. Eleanor ist eine besondere Little Sister. Sie kann mentalen Kontakt zu uns herstellen, sie ist der Schlüssel für unsere Flucht aus diesem Albtraum.


Rapture hat auch zwei Jahre nach dem Vorgänger nichts an Faszination verloren. Das unverbrauchte Setting im Art déco Stil ist noch stimmiger ausgearbeitet. Der Verfall des einstigen Paradieses ist weit fortgeschritten. Überall dringt Wasser in die einsamen Räumlichkeiten ein und tropft auf unseren Tauchhelm, Unterwasserpflanzen überwuchern die imposante Architektur. Neu ist die Möglichkeit, Ausflüge in das kühle Nass selbst zu unternehmen. Lautlos wandern wir mit schweren Schritten auf dem Grund des Meeres, beinahe ist der Druck spürbar. Selten war die Einsamkeit einer Spielfigur so nachvollziehbar.


Auf unserer Suche nach Antworten treiben Tonbandaufnahmen die Geschichte weiter und erzählen Einzelschicksale, auch stellen sich wieder zahllose degenerierte Einwohner, sogenannte Splicer, in unseren Weg. Die Gegner agieren dabei deutlich cleverer, greifen uns hinterrücks an, lassen sich von der Decke hängend fallen und treten auch den Rückzug an, um sich zu heilen. Wir nehmen den Kampf aber nicht mit leeren Händen auf, neben dem gefürchteten Bohraufsatz bedienen wir uns neben Nietenpistole und Granatwerfer auch einiger anderer Waffen. Natürlich kommen auch bekannte und neuartige Plasmide zum Einsatz. Wieder können wir per Knopfdruck Flammen oder Strom von unseren Fingerspitzen züngeln lassen oder gar unseren Körper verlassen, um vor uns liegende Räumlichkeiten unbemerkt zu erkunden. Die große Anzahl an Möglichkeiten läßt viel Spielraum für Taktik.


Um Plasmide zu erhalten, benötigen wir "Adam", die Substanz, die Little Sisters ernten und die Bewohner Raptures abhängig gemacht und in brutale Splicer verwandelt hat. Als Big Daddy können wir nun selbst eine Little Sister adoptieren und diese die begehrte Substanz einsammeln lassen. Dafür müssen wir aber erst die wachsamen und fast fürsorglichen Begleiter ausschaltet, die ihre Schützlinge verbissen verteidigen. Ist der Bewacher ausgeschalten, können wir die Little Sister entweder ausbeuten und so sofort an Adam kommen oder sie adoptieren. Überall in Rapture kann Adam von bestimmten Leichen eingesammelt werden.


Unsere Adoptivtochter stößt ihr grausames Werkzeug in die Leiche und saugt die Substanz auf, Vatergefühle und Ekel liegen dabei eng besammen. Splicer warten nur auf diese Gelegenheit, um selbst an die begehrte Droge zu kommen und greifen mit voller Stärke an. Doch das Band dieser Symbiose ist stark und wir werden unsere Little Sister mit allen Mitteln verteidigen. Deshalb sollten einige Vorkehrungen, in Form von Mini-Selbstschussanlagen oder Minen, getroffen werden. Hat eine Little Sister genügend Adam eingesammelt, können wir ihr ihre Menschlichkeit zurückgeben oder sie töten und sie aller Adam-Vorräte berauben. Solche ethischen Grundsatzfragen sind wieder in den gesamten Spielverlauf eingeflochten, unsere Entscheidungen nehmen direkten Einfluss auf den Ausgang der Geschichte.


Die gefährlichsten Gegner sind jedoch die Big Sisters, ehemalige Little Sisters, die dem schädlichen Einfluß von "Adam" zu lange ausgesetzt waren. Schaurig dringt ihr schriller Schrei durch das verwinkelte Labyrinth und lässt uns erzittern. Jeder Kampf wird bis zum Tod ausgefochten und nicht selten sind wir selbst Opfer ihrer übernatürlichen Fähigkeiten. Aber nicht nur Wahnsinnige bewohnen die heruntergekommenen Räume. Wir entscheiden dabei selbst, ob wir mit den wenigen normalen Einwohnern eine Zusammenarbeit eingehen wollen.


Die Entwickler haben sich die wenigen Kritikpunkte des Vorgängers zu Herzen genommen und sinnvolle Veränderungen an der Spielmechanik durchgeführt. So sind die mühsamen Hacker-Minispiele Vergangenheit und einer schnelleren Geschicklichkeitsherausforderung gewichen. Ein weiteres Anliegen war der fehlende Multiplayer-Modus, der nun endlich nachgereicht wurde und vor den Ereignissen des ersten Teils angesiedelt ist. Nachdem man sich für eine Spielfigur entschieden hat, startet man im eigenen Apartment. Hier werden Waffen- und Plasmiden-Sets konfiguriert, das eigene Aussehen verändert und die Hintergrundgeschichten der Spielfiguren erzählt. Verlässt man die eigenen vier Wände, gelangt man in die Lobby und entscheidet sich für einen von insgesamt fünf Modi. Darunter sind keine großen Überraschungen zu finden: Mal kämpft man allein, mal beschützt man im Team eine Little Sister oder erobert feindliches Territorium. Der Multiplayer-Modus erfindet das Rad nicht neu, profitiert aber ungemein vom tollen Setting. Abschüsse und Siege bringen Punkte und schalten so neue Waffen, Plasmide und sonstige Ausrüstungsgegenstände frei. Wandert man plötzlich wieder als normaler Mensch durch die Gänge, fühlt man sich furchtbar verletzlich.


Fazit: 2K hat mit "BioShock 2" einen würdigen Nachfolger des gefeierten Shooters kreiert. Rapture mit den Augen eines Big Daddys zu erforschen, ist ein tolles Erlebnis und vermittelt die Geschichte noch viel intensiver. Man kann das Band zwischen Big Daddy und Little Sister endlich selbst erleben und fast tut es mir leid, einen solchen Kameraden zu opfern, nur um selbst stärker zu werden. Die moralischen Entscheidungen sind zwar nicht sehr tief, aber eine nette Abwechslung. Ich freue mich jedes Mal, eine Little Sister aus dem Korsett des Wahnsinns befreit zu haben. Der zusätzliche Multiplayer-Modus ist sehr gut implementiert und macht mit den schnellen Matches viel Spaß. Die optisch-akustische Präsentation ist eine Wucht. Die Entwickler haben viel Mühe in unzählige Details gesteckt. So läuft ein kalter Schauer über den Rücken, wenn leise Musik aus einem Grammophon klingt, der Schatten einer Big Sister an einer Wand vorbeihuscht, Wasser laut auf den Tauchhelm tropft und plötzlich das Licht ausgeht. "BioShock 2" ist zwar nicht mehr so wegweisend wie sein Vorgänger, aber ein wirklich tolles Spiel. Für alle weltkriegsmüden Shooterfans führt sowieso kein Weg an Rapture vorbei.



# # # Andreas Himmetzberger # # #



Entwickler: 2K Marin
Publisher: 2K Games



Grafik: 9/10
Sound: 9/10
Steuerung: 9/10
Spielspaß: 9/10
Gesamt: 9/10





Das gefällt mir! Weiter-tweeten
Als ich das Cover von "15 Days" erstmals in der Hand hatte und mich gespannt und ungeduldig an die Installation machte schwebten mir wunderschöne Erinnerungen an längst vergangene Zeiten vor, an vor Spannung glühende Wangen (und Augen).
Kunterbunte Fußballaction für die ganze Familie.
Kein Intro, kein Tutorial, die DVD trägt den Namen "Sparta II" und die Grafik scheint aus Zeiten von "Warcraft III" zu stammen. Kann man eigentlich einen miserableren Ersteindruck hinterlassen?
Der Albtraum nimmt kein Ende!
"Run To The (Silent) Hills": Die Entwickler von "Max Payne" melden sich nach sieben Jahren Funkstille mit einem videospielgewordenen Albtraum zurück, der sich (mit Blut) gewaschen hat.
20 Jahre und kein bisschen alt, aber auch nicht viel reifer.
Rock Classics
Facebook Twitter