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SLAM #133 mit Interviews und Storys zu HIGH ON FIRE +++ KMPFSPRT +++ HOT WATER MUSIC +++ KRIS BARRAS BAND +++ MAGGIE LINDEMANN +++ THOSE DAMN CROWS +++ COLD YEARS +++ u.v.m. +++ Jetzt am Kiosk!

BITUME


"Wenn Punkrock nicht auf die ein oder andere Art und Weise politisch wäre, wäre es kein Punkrock."

Ihr seid ja jetzt schon einige Zeit mit dem neuen Album auf Tour. Wie läuft es denn bisher. Kann man live überhaupt feststellen ob die neuen Songs besser ankommen? Wie war die CD Release Party?

P: Mit dem neuen Album sind wir seit Anfang Februar auf Tour. Ich finde, man merkt schon einen Unterschied zum letzten Jahr. Es gibt auf den Konzerten immer weniger Leute, die überzeugt werden müssen. und misstrauisch mit verschränkten Armen vor der Bühne stehen. Die Leute kennen die Lieder und singen mit. Das fällt schon auf und es macht verdammt viel Spaß, wenn man des öfteren in derselben Stadt spielt und von Mal zu Mal mehr Leute zum Konzert gehen.

T: Die Konzerte mit den neuen Songs im Gepäck laufen besser als erwartet. Es ist auch keinerlei Reduzierung der Tanzgeschwindigkeit bei den neuen Nummern festzustellen.

U: Die Release Party war ein Hammer. Wir waren ausverkauft und sehr überrascht, dass die Oldenburger uns immer noch sehen und hören wollen und das sogar mehr denn je. Wir spielen ca. 4 Mal im Jahr in Oldenburg, manchmal auch mehr und es wird immer voller. Auf der Release Party hatten wir nun 350 Leute, von denen man natürlich 80 % persönlich kennt, aber das ist nun mal das besondere an einer Release Party.

C: Hierzu noch mal ein großes Danke an alle Beteiligten! Großartig war, das meine Mutter zum ersten Mal ein Konzert von uns besucht hat. Es hat ihr sogar gefallen. Erwähnenswert auch die 3 Stromausfälle während des Konzertes, welche die anwesenden Bagaluten mit Singen unserer Songs einfach mal eben so überbrückt haben. Gänsehaut – kann ich da nur sagen.

Wie viele Schlagzeuger waren das noch mal? Dem Album hört man einfach nicht an, dass da 4 Schlagwerker dazu beigetragen haben. Wie ist die Geschichte dazu?

C: Auf dem Album sind 4 Schlagzeuger beteiligt. Man kann das auch wirklich nur hören, wenn man die Jungens schon länger kennt und weißt was die so für Stilfeinheiten haben. Wir waren selber erstaunt, wie gut das zusammen funktioniert hat.  

Die Geschichte dazu zieht sich wie ein roter Faden durch das Jahr 2003. Tom – unser alter und jetzt wieder neuer Trommler – ist Anfang 2003 ausgestiegen, da er aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr sah. Das war sehr schade und natürlich auch eine echte Bremse für uns, auf die wir überhaupt keinen Bock hatten. Wir haben dann einfach in unserem Tempo weiter gemacht – mit Tom noch ein paar Konzerte gespielt – eine kurze Tour mit Terrorgruppe haben wir mit einem befreundeten Drummer gespielt und nebenbei sind wir irgendwann auf Klaas getroffen, welcher dann als neues Mitglied an die Kessel rückte. Mit ihm haben wir einen Teil der Motorcity Songs ausprobiert und sind mit ihm auf die Nitrominds / Terrorgruppe / Bitume Tour gefahren.

Irgendwie hat sich das ganze aber nie zu 100% musikalisch zusammengefunden, so dass wir uns 2 Wochen vor dem Studiobeginn getrennt haben. Persönlich war alles gut, aber die musikalischen Basis hat halt gefehlt. Da wir keine Lust hatten das Studio und damit das Album zu verschieben, haben wir kurzerhand befreundete Schlagzeuger um Hilfe gebeten und haben mit jeden ein paar Songs geprobt und sind dann direkt ins Studio. Das war für uns alle eine komplett neue Herangehensweise an Aufnahmen. Bisher hatten wir immer alles fertig und jeder Part war fixiert.

Jetzt war fast jeder Song ein lockeres Konstrukt, welches erst mal in die richtige Lage gebracht werden musste. Im Nachhinein war das eine gute Sache, da man so mal andere Dinge ausprobieren konnte und auch musste. Hat auf jeden Fall eine Menge Spaß gemacht. Harte – lustige Arbeit. Klingt doch gut.

U: Dass eine Schlagzeugersuche im Endeffekt so schwierig werden würde, das hätten wir auch nicht gedacht. Es sollte wohl so sein, das der Platz für Tom frei bleibt. Das er dann auch wieder die Kesselpauken übernommen hat ist ein Supersache und wir sind allesamt sehr froh darüber. Jetzt können wir Live endlich wieder 123 Prozent geben. So eine Urbesetzung funktioniert einfach am besten. Zudem sind wir alles alte Freunde und da sitzt das nicht unwichtige Zwischenmenschliche natürlich wie ein gut geschnittener Anzug.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich der Titel eures Albums auf eure Heimatstadt Oldenburg bezieht. Wie kommt eine Punkband zu der glorreichen Idee, „Punkrock“ in den Titel des Albums einzubauen? Wenn ihr nicht BITUME wärt, würd ich euch das schwer anrechnen.

C: Wir haben so wenig Platz in unseren Köpfen, dass wir unsere Musikrichtung immer als lesbaren Infozettel in unserer Nähe haben müssen. Das Motorcity muss drauf stehen, damit wir immer wieder nachhause finden. „360° Richtung Punkrock Motorcity“. Ha.

Nein – das soll schon eine kleine Verbeugung vor unserem Städtchen sein. Hier sind unsere Auftritte immer eine schicke Sache – viele liebe Menschen die uns supporten – bei allem was man so als Band machen möchte. Das geht jetzt schon seit Bitume Gründung Ende 1999 stetig nach oben und diese positive Grundstimmung wollten wir dadurch zum Ausdruck bringen.

Apropos Oldenburg, ihr wohnt ja ziemlich nahe an Hamburg dran und seid sicher auch mit deutschem Punkrock groß geworden. Erzählt mal ein bisschen was sich da im hohen Norden so tut und wie sich die Bandszene entwickelt hat?

F: Hier in Oldenburg gibt es ein paar richtig geile Bands, wie z.Bsp. Dirtfarm oder Kaliber. Die sind leider ausserhalb der Stadt noch sehr unbekannt und spielen auch nicht so viel aber da steckt verdammt viel Potenzial hinter. Vielleicht fehlt ein bisschen Eigeninnitiative um mehr machen zu können.

Es gibt, so viele Bands, die einfach saugut sind, aber nicht viel weiter als bis zu den Stadtgrenzen kommen. Das ist insofern  so schade, weil es eine viel zu große Anzahl von Bands gibt, die für ihre musikalische Qualität viel zu viel rumkommen und zu viele Möglichkeiten offen haben. Schade! Aber in Oldenburg geht was!!!

Hamburg bzw. das Wort „Hamburg“ an sich ist ja mittlerweile schon zu einer Stilbezeichnung, zu einem Subgenre im deutschsprachigen Punkrock mutiert. Punkrock Marke „Hamburg“ steht für intelligente Texte, klischeelosen Punkrock und bittersüße Ironie und Verdrossenheit. Bands wie Dackelblut, But Alive, Angeschissen, Slime, Turbostaat oder überhaupt das Schiffen Label oder Weird System haben ja schon öfters für Aufsehen im deutschsprachigem Raum gesorgt.

F: Besser hätte ich das auch nicht beschreiben können. Slime und Dackelblut lassen einen nie wirklich los. Das waren Hitmaschinen ohne die der Punkszene eindeutig ein großer Teil fehlen würde. Ich bin großer Fan. Schade dass es beide Bands nicht mehr gibt.

Jens Rachhut ist ein großer Held und hat auch jetzt mit Oma Hans wieder ganz große Lieder geschrieben. Ich bin sehr gespannt auf Rubberslime. Die spielen ja wie ich gehört habe auch eine Menge alter Slime Songs und da ich ein bisschen zu spät geboren bin, um das noch live miterleben zu können, muss ich mir das wenigstens mal anschauen. Auch Rosis Bar von den Rubbermaids war ein Riesenhit!

C: Ich glaube ja das liegt am Schmuddelwetter. Das prägt irgendwo alles – anscheinend auch den Punkrock.

Ich hab irgendwo im Internet gelesen, dass die neue Platte im vergleich zur „Wahlwiederholung“ experimenteller und gewagter ist. Wie seht ihr diese Einschätzung? Was habt ihr zum Vorgänger anders gemacht bzw. was wollt ihr künftig anders machen?

F: Anders ist die Scheibe definitiv!
Das liegt teilweise daran, dass die Songs ganz anders entstanden sind, da wir im letzten Jahr halt zeitweise keinen Schlagzeuger hatten. Es gibt Lieder, die wir noch nie wirklich zusammen gespielt haben, wie z.Bsp. „Bis an den Hals unter Wasser“. Das Lied ist fast ausschließlich im Studio entstanden mit ein paar Proben mit verschiedenen Drummern, aber wir haben es nie alle zusammen gespielt. Das war verdammt merkwürdig, hat sich aber im Endeffekt positiv auf die Songs ausgewirkt.

Wir haben halt Sachen ausprobiert, an die wir uns sonst wahrscheinlich nicht rangewagt hätten. das macht die Platte abwechslungsreich. Ich freue mich allerdings schon sehr darauf, wieder ganz normal zu viert im Proberaum biertrinkenderweise auf die ganz normale Old School Variante neue Songs zu machen. Das macht einfach mehr Spaß!

C: Ich bin auch wieder heiß auf Proben im Old School Sinne. Wenn man die Erfahrung der letzten Aufnahmesession damit kombiniert ist das glaube ich ein guter Weg zur nächsten Platte. Darauf freue ich mich auch jetzt schon.

Textlich fällt auf, dass ihr die Dinge nicht beim Namen nennt, sondern oft individuelle Situationen erklärt, umreisst oder nur anschneidet und über Themen singt, die mehr von persönlicher Aussage sind als von politischer oder agitatorischer?

C: Die textliche Angelegenheit geht komplett auf meine Kappe. Dieses NICHT.BEI.DEM.NAMEN.NENNEN ist schon eine Vorliebe von mir geworden. Mein eigener kleiner Stil. Das Ganze ist natürlich persönlich geprägt, da alles aus der Beobachtung und aus den alltäglichen Dingen heraus entsteht. Den Interpretationsfreiraum ist auch oft Thema für interessante Gespräche auf Konzerten oder per Mail.

Kommt vor, dass irgendwelche Menschen eine komplett andere Seite aus den Texten ziehen. Da würde man selber nie drauf kommen. Ganz unabhängig davon liegt mir das Plakative nicht wirklich. Oft fehlt dort das Hintergrundwissen und bei Hinterfragen von Aussagen bricht dann oft das Gesagte in sich zusammen. Das finde ich keinen guten Weg. Nicht das ich keine Meinung hätte, welche ich als plakative Aussage transportieren könnte. So nicht. Ganz unabhängig von meinem Schreibstil – finden sich durchaus gesellschaftskritische und damit auch politische Aussagen in den Texten. Gerade auf Punkrock Motorcity sind diese recht einfach zu sehen.

Muß Punkrock politisch sein? Ich meine ja, dass Punk & Politik eng miteinander verbunden sind. Schließlich ist Punkrock noch immer ein Ausdruck von Unzufriedenheit und Wut und sollte als Gegenpol zur allgemeinen Gesellschaftsnorm stehen. Was aber 2004 nicht mehr wirklich passiert. Punkrock ist Mode, um nicht zu sagen „in“. Welche Beobachtungen habt ihr diesbezüglich gemacht? Was sollte sich ändern?

F: Da hast Du das ganze schon sehr gut beschrieben. Wenn jemand erklärt, er/sie sei unpolitisch und habe nichts gegen oder für Nazis oder Linke, denn ist das Wort unpolitisch einfach fehl am Platz. Ignorant wäre passender. Wer nichts gegen Nazis einzuwenden hat, steht ganz genauso mit beiden Beinen auf dem rechten Ufer. Unpolitisch sein schließt für mich die Sympathie, sowie die Nichtverachtung beider Seiten mit ein und hat insofern mit Punkrock rein gar nichts am Hut. Wenn Punkrock nicht auf die ein oder andere Art und Weise politisch wäre, wäre es kein Punkrock.

C: Auch für mich steht Punkrock als Ventil und da wir mitten in einem hochpolitischen System stecken, kann man schlecht sagen, das man mit politischen Vorgängen nichts zu tun hat. Da belügt man sich wohl selber.
Das Punkrock Mode ist, das finde ich nicht so schlimm. Ich glaube das das auch schon immer eine Variante des Punkrock war. Wohl nicht so offensichtlich, aber immer schon vorhanden. Wichtig ist was im Kopf steckt. Und es gibt auch immer noch ein Menge Leute und Bands die nicht nur die Modeseite des Punkrocks nach außen tragen.

Dazu kommt, das die Leute die Punkrock wirklich nur als Mode betrachten, nach einiger Zeit sowieso verschwunden sind und sich höchstwahrscheinlich als Schlipsträger in einem anderen Lebensstil befinden. Das habe ich zu meiner Teenzeit als Wochenendpunkertum bezeichnet.

T: Die Bedeutung des Punkrock wie es ursprünglich mal war, ist lange tot. Heute steht Punkrock eher für eine Mode-Erscheinung. Punkrock auf T-Shirts, Pullis, Buttons, Aufklebern und auch als schickes Handy Logo kann nichts mehr mit der alten Zeit zu tun haben. Ich finde das nicht schlimm.

Wie wichtig ist euch euer Outfit? Wenn wir schon beim Thema „Mode“ sind. Wie uniformierte Punkrocker seht ihr ja nicht unbedingt aus.

F: Sehen wir denn wenigstens wie normale Punkrocker aus?

C: Das ich keinen Iro trage, das liegt einzig und alleine an meinem schütteren Haar. Das kann man mir ja wohl nicht vorwerfen oder ? Ahoi ! Mit einer Uniformierung kann ich nichts anfangen. Jeder soll das anziehen worauf er Bock hat. Wie gesagt – der Inhalt zählt und nicht die Verpackung.

Wie ich gehört habe, war Vitaminepillen Records euer „Wunschlabel“. Und ihr habt es tatsächlich geschafft. Was war der Grund, sich für Vita zu entscheiden und wo liegt das Defizit in Deutschland punkto Punkrock-Labels (Vertriebe, Mailorder, Szene..) ?

F: Vitaminepillen kannte ich durch Bands wie Bambix, Tagtraum, Supernichts, etc.... Ich fand und finde es gibt hierzulande nichts passenderes für uns. Es gibt allerdings auch nicht mehr so viel, was mir einfallen würde und das machte die Entscheidung, welches unser Wunschlabel ist, auch sehr einfach. Das es geklappt hat, war natürlich das beste was uns passieren konnte obwohl man eigentlich sagen kann, dass trotzdem so gut wie alles auf der D.I.Y. Ebene läuft.

Vitaminepillen gibt uns Vorschläge, Anregungen und Kontakte, sowie finanziellen Beistand bei Anzeigen und Plattenpressungen, und was ganz wichtig ist: Wir sind durch Vitaminepillen im Roughtrade Vertrieb. Wir haben alle Freiheiten, treten so gut wie keine Rechte ab und fühlen uns sehr wohl, da wir auch zu Ralf und Myra ein sehr gutes Verhältnis haben. Es ist sehr schade, mit ansehen zu müssen, wie es kleinen Labels wie Vitaminepillen in den letzten Jahren an den Kragen geht. Obwohl es eigentlich nichts größeres nach Vitaminepillen und vor einem Major Label in unserem Musikbereich gibt, können sie den Umsatzeinbußen durch Interessenverlagerung der Kids und Cd Brennerei kaum ausgleichen. Wir können froh sein, dass Vitaminepillen noch so engagiert ist.

„Deutschpunk“ ist ja mittlerweile schon mehr ein Schimpfwort als eine Stilrichtung im Punkrock. Es kommen keine guten Bands mehr nach, die die es gibt bedienen sich der üblichen Klischees oder haben ihre Texte umgeschrieben um auf einem SCHLACHTRUFE Sampler zu landen. Es sieht Trist aus mit deutschsprachiger Punkmusik. In welchen Bands seht ihr große Hoffnungsträger? Jetzt habt ihr die Chance uns gute Bands zu verraten. Wo seht ihr deutschsprachige Musik in der Zukunft?

F: Gute deutschsprachige Bands gibt und gab es immer. Der neueste Stern am Punkrockhimmel ist für mich Chefdenker. Da ich eh ein Riesenfan von Knochenfabrik und Casanovas Schwule Seite bin, konnte die Scheibe nur gut werden. Mit dem Deutschpunk à la Schlachtrufe, den es ja immer noch zur Genüge gibt, kann ich mit besten Willen nichts anfangen. Da gibt es echt Bands, da sträuben sich mir die Nackenhaare.

C: Man sollte einfach diese Vergleiche abschaffen und nicht immer auf den sog. guten alten Zeiten rumpochen und sich mal ein wenig mehr wagen – das kann man auf das Musik hören und auf das Musik machen beziehen. Auch sollte man sich nicht so stark orientieren, dann klingt man nämlich plötzlich wie der 28te Aufguß von XXX und schon ist wieder alles Trist. Das soll in keinster Weise „Zeigefinger – ich weiss es besser“ mäßig klingen. Aber vielleicht mangelt es wirklich daran.

Dazu kommt allerdings noch, das es eine Menge Bands gibt von denen man leider nie was hört. Wenn man sich mal die Masse von Rezensionen anschaut, die Masse der Bands, welche sich bei einem Label bewirbt, da gehen garantiert eine paar Perlen in der Tiefsee unter.

C: Ich glaube, das die Zukunft gerade für kleine Bands immer mehr durch Eigeninitiative geprägt sein wird. Durch Internet und andere Kommunikationsschleudern wird das ja auch gefördert. Wie oben schon erwähnt wird es wohl immer weniger Labels geben, die von Plattenverkäufen existieren können. Wenn das wegfällt, dann muss man selber ran.

Ich nenne euch ein paar Bands und ihr kommentier diese. Einfach eure Gedanken aufschreiben. Kurz oder lang. Egal.

Vorkriegsjugend:

Kenn ich kaum. Finde ich aber nicht wirklich interessant.

Dritte Wahl:

Die haben wir letztes Wochenende kennen gelernt,. Das sind sehr nette Jungs und ich konnte noch fast alle Lieder mitsingen. Früher ist man halt mit Dritte Wahl im Kassettenrekorder und dem Wochenendticket in der Tasche durch Deutschland gefahren..

Knochenfabrik:

Gaaanz großes Kino. Spitzentexte und Supermelodien. Alle Songs von drei Alben passen auf eine CD. Der nackte Golfer ist der absolute Überflieger unter den Punkrock Hits.

Wohlstandskinder:

Caddy ist einer der besten und sympathischsten Schlagzeuger, die ich kenne... der laufende Flummi!

Wizo:

Wizo waren und sind immer noch verdammt cool, obwohl ich’s live nicht so gut fand. Vielleicht hab ich nen schlechten Tag erwischt.

Terrorgruppe:

Werden bei uns ganz groß geschrieben. Die haben uns im letzten Jahr mit auf Tour genommen. Wir haben eine Menge Spaß gehabt und man kann sich einiges von denen abgucken.

Dackelblut:

Unerreichbar!

Ton Steine Scherben:

Hab ich fast nie gehört. Die Geschichte der ganzen Sache und die Texte sind großartig aber die Musik fand ich nie wirklich gut.

Toxoplasma:

Ja ja das Wochenendticket und der Kassettenrekorder! Wir sind die Asche von Morgen.

Tagtraum:

Tagtraum sind großartig. Das sind auch sehr gute Bekannte geworden in den letzten Jahren. Viel Seelenschmerz und gute Musik.

Muff Potter:

Merkwürdigerweise werden wir verdammt oft mit denen verglichen, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann., Da sehe ich überhaupt keinen Zusammenhang.

Wie seht ihr die Entwicklung im Europäischen Punkrock in Bezug auf den Einfluß den amerikanische Bands auf die einheimischen Jugendlichen und Bands ausübt? Findet eine, wie in allen Lebenbereichen, Ver-amerikanisierung statt? Woran liegt es, dass Konzerte mit FAT Bands ausverkauft sind, und Konzerte mit XY Localhero nicht wirklich gut laufen?

F: Es gibt einer Menge junger Bands, die sich meiner Meinung nach ein wenig zu sehr an Bands wie Lagwagon... etc orientieren. Ich finde das hat denn oft so einen Schulbandcharakter und wirkt oft nicht wirklich glaubwürdig. Die meisten FAT Bands sind einfach gut und teilweise ja schon Kult, wie die Descendens z.B.. Da haben die ausverkauften Hallen schon ihren Grund.

Wenn Local hero Konzerte schlecht laufen sind es keine Local Heros oder? Ich kenne es eigentlich so, dass viele Bands in ihrer Heimatstadt immer sehr viel Leute ziehen. Das Konzerte kleinerer Bands generell schlechter laufen, liegt glaube ich daran, dass das Interesse an Konzerten allgemein abgenommen hat, es sei denn es spielt ein wirklich großer Act, der denn wieder Stadien füllt. Wieso auch immer, aber irgendetwas muss passiert sein, dass die Kids oft lieber Playstationspielenderweise zu Hause auf dem Sofa sitzen bleiben, als zu billigen Konzerten unbekannter guter Bands zu gehen, oder viele auch einfach einen Abend in der Kneipe oder Disco vorziehen. Jammerschade, aber wir arbeiten dran!

Ach so: Veramerikanisierung: Viele kleine „Punkrocker“ wachsen halt heutzutage mit Blink oder Offspring auf. Das ist nicht der beste Einstieg aber eine gute Richtung.

Thema „Bookingagenturen“. Habt ihr eine? Sucht ihr eine? Inwieweit ist es für Bands wichtig, sich ihre Konzerte von einer Agentur checken zu lassen und inwieweit ist es unfair gegenüber DIY Bands, die sich ohne „Freunde im Musikbiz“ die Shows auf den Fingern saugen müssen, weil sie oft keine Chancen mehr bekommen. Habt ihr gute/schlechte Erfahrungen mit Booking gemacht? Überall hört man, dass das Erfolgsrezept darin liegt, oft und viel zu spielen. Was macht eine junge Band ohne Agentur, Ohne Label, meist auch ohne Album? Was könnt ihr raten? An wen wenden? Wie weiterkommen?

F: Wir haben keine Bookingagentur und suchen im Moment auch keine. Helfende Hände sind immer spitze und auch sehr notwendig aber es läuft gerade sehr gut ohne Agentur .Ich denke dass man eh am besten seine eigene Band verkaufen kann. Wir haben im letzten Jahr probiert, mit einer Bookingagentur zusammenzuarbeiten und sind damit extrem auf die Schnauze gefallen.

Es hieß vier Wochen vor Tourbeginn, wir seien nicht verbuchbar und müssten die Tour deshalb absagen. Es standen 8 von 13 zu verbuchenden Terminen noch aus und die 5 festen Gigs kamen durch unsere Kontakte oder Hilfe von anderen Vitabands zustande. D.h. die Agentur hat gar nichts gemacht obwohl die Tourplanung 5 Monate vorher beginnen sollte. Es gab viel Stress und hin und her. Letzten Endes haben wir die Tour noch vollbekommen und drei Wochen vor Beginn war bis auf 2 Offdays durch eigene Arbeit alles ins Reine gebracht. Es ist viel Geld für nichts geflossen und wir haben alle die Hälfte unserer Haare verloren und müssen unser Geld für teure Beruhigungstees und Haarwuchsmitteln ausgeben. Nochmals vielen Dank!!!
Das wir nicht verbuchbar sind, liebe Agentur, seht Ihr ja an unseren Tourdaten.

Ich denke, dass Livekonzerte für eine Band, die keine dicke Werbekampagne im Rücken hat, das A und O sind. Das ist die einzige Möglichkeit, sich ohne viel Geld auszugeben bekannt zu machen; die billigste und beste, dafür aber auch die Zeitraubendste Werbung halt. Wir würden gerne mehr spielen und öfters im Jahr ganze Touren machen, aber leider muss man sich ja noch mit anderen Dingen, wie Arbeit oder Studium beschäftigen. Wir probieren jedenfalls, jede freie Minute und jeden Urlaub mit Konzerten zu belegen und es macht mehr Spaß denn jeh!

Ohne Label, ohne Agentur, aber vor allem ohne Album hat man wenig Chancen, neue Gebiete zu erobern. Da können die Veranstalter noch so viel Bock auf die Band haben, wenn nachher keiner zum Konzert kommt, setzt er/sie sich damit finanziell in die Nesseln. Das ist eine beschissene Situation, die auch des öfteren noch erleben. Supportshows sind da das beste und wie man daran geht, weiß ich auch noch nicht so recht. Hinschicken, anrufen, hinschicken, anrufen...u.s.w.! Es geht halt nichts ohne ständiges Kontakte knüpfen. Wir haben uns oft mit anderen Vitabands gegenseitig Konzerte verschafft oder auch selbst veranstaltet. Das funktioniert eigentlich sehr gut.

Thema „Veranstalter“. Aus Beobachtungen habe ich festgestellt, dass die meisten kleineren Konzerte immer mehr von Privatpersonen anstatt des örtlichen Jugendhauses selbst veranstaltet werden. Woran liegt das eurer Meinung nach? Wie wichtig sind Jugendhäuser, Squats, Clubs für die Szene?

F: Für die Szene sind Jugendhäuser als Liveclubs unerlässlich. das Problem ist, dass man als externer Veranstalter immer höhere Kosten hat und somit ein größeres Risiko eingeht. Wir haben in Oldenburg oft Clubs oder Hallen angemietet und haben uns finanziell auch oft aufs Mett gelegt.

Wenn ein Juz mit eigener PA und Gastroeinnahmen ein Konzert veranstaltet, haben die wesentlich mehr Spielraum. Wieso das immer seltener wird, weiß ich nicht. Ich habe allerdings auch festgestellt, dass von Privatveranstaltern organisierte Konzerte meist mit sehr viel mehr Liebe zur Sache durchgeführt werden. Das sind denn oft selber Fans und die gehen das ganze ganz anders an als irgendein Sozialarbeiter in einem Jugendhaus, der nur der Subventionen wegen das eine oder andere Konzert macht und denn nicht einmal Plakate aufhängt, weil es ihm egal ist, wie viel Leute kommen.

Also liebe Leute, veranstaltet Konzerte und ladet Eure Lieblingsband in die eigene Stadt ein. Für mich gibt und gab es nichts größeres. mein absolutes Highlight waren die Konzerte mit TV-Smith in Oldenburg. ich habe das im letzten Jahr 2 Mal dort veranstaltet und war jedes Mal sauaufgeregt, als der bei mir in der Tür stand. das sind denn so Momente, die man nicht vergisst.

Thema „Szene“. Mit der Verkommerzialisierung der Punk-Szene wird (bewusst) völlig auf die Struktur und Werte der Punkbewegung verzichtet. Wie wichtig ist euch das DIY Prinzip? Welche Werte haltet ihr sonst noch hoch? Wie seht ihr den Vegetarismus-Straight-Edge-Boom in der Szene und könnt ihr von euch selbst sagen, nach einem grundlegenden (politischen/ideellen) Prinzip heraus, Musik zu machen? Was treibt euch an?

C: Das D.I.Y. Prinzip ist bei uns immer ein wichtiger Bestandteil gewesen. Das macht einmal am meisten Spaß und man hat dazu auch noch die Kontrolle über das was aus der Musik, Layout, den Konzerten und Kontakten wird. Immerhin hängt an der Band unser Herzblut und das sollte man schon selber als wichtige Sache in die Hände nehmen. Was passieren kann, wenn man auch nur einen kleinen Teil aus der Hand gibt, das durften wir ja schon erfahren.

Die Kommerzialisierung ist natürlich ein wirklich heisses Thema. Da taucht dann oft dieses Wertediskussion auf. Ich bin mir dabei nie sicher, wo da der Anfangspunkt von „Kommerz“ gesetzt ist. Die ganze Sache ist wohl schwer mit dem Thema „Wer ist Punk und wer war zuerst da“ Habe schon hitzige Diskussionen darüber geführt.

Einen Vegetarismus-Straight-Edge-Boom kann ich nicht beobachten. Natürlich ist das im Punk Hardcore Bereich immer ein Teil der Szene gewesen, aber einen Boom oder so, kann ich nicht sehen.

Unser Antrieb ist – ganz banal ausgedrückt – in erster Linie der Spass am Musik machen und mit Punkrock sind wir aufgewachsen – im Zusammenhang mit Herumkommen und ähnlich gesinnte Leute zu treffen – Konzerte mit anderen Bands zu spielen..... Das man dadurch Menschen erreicht und durch die Aussage der Texte und Musik auch evtl. Gedankenanstöße oder mal neue Richtungen unterbringen kann, das ist eine gute Sache. Ich sehe das aber nicht als „Mission“ an. Wenn die Message ankommt – ist das gut – wenn die Leute einen guten, fein besoffenen lauten Abend haben wollen und wir können denen das bieten – dann ist das auch fein. Gerade live ist das natürlich auch schwierig die Texte als inhaltliches Medium herüberzutransportieren. Aber ein Konzert soll ja auch keine Lesung sein. Und Punkrock ist laut.

Wählt das für euch interessanteste Lied aus eurem neuen Album und kommentiert es.

F: Zeitzeichen..... spricht mir selten deutlich aus der Seele und ist musikalisch ein schön fixes und vor allem vielseitiges Lied mit den vielen verschiedenen Parts. Unser Produzent Jörg hat Schlagzeug gespielt, dass das Fenster zum Aufnahmeraum fast rausgeflogen ist. Schöne Chöre und schöne Schreierei... da ist alles drin. Auf ein anderes Mal ist ebensogrossartig geworden. Eins von den Liedern, von denen man das vorher nicht gedacht hätte!

C: Bis an den Hals unter Wasser.....das singen hat Spass gemacht und es enthält meinen Lieblingssatz. Ausserdem fahre ich zur See und da kann ich ja gar nicht anders.

Ein Madonna Cover? Wie/warum das?

C: Warum denn nicht? Ist doch ein schönes Lied. Aber die eigentliche Grund steckt in der Tauschgeschichte von Helgoland gegen Sansibar verborgen. Irgendwo ist da in der Geschichte was gelaufen – irgendjemand hat nicht aufgepasst und keiner wurde gefragt. So oder so ähnlich muss es gewesen sein. Unsere persönliche Rache liegt nun vor. LA ISLA BONITA.

Eine Katze hat doch 9 Leben?

C: Das gute dabei ist, das in den 9 Leben die 7 ja enthalten sind. Wirklich Glück gehabt.

Pläne für die Zukunft? Was steht an, was ist geplant?

C: Als erstes kümmern wir uns um die Vinylvariante von Punkrock Motorcity, dann planen wir unseren Aufenthalt in Brasilien. Touren in der Sonne, das kennen wir ja gar nicht. Dann verplanen wir das weitere Jahr mit Auftritten für den weiteren Teil unserer PUNKROCK MOTORCITY TOUR 2004. Zwischendurch schreiben wir neue Lieder und eine neue Veröffentlichung steckt da auch noch in unseren Köpfen. Es gibt eine Menge zu tun. Immer Frisches gibt es auf unserer Homepage www.bitume.de

Letzte Worte. Was euch einfällt. Parolen, Grüße, Beschimpfungen usw...

Liebster *Johnny – danke für das Interview und vor allem für die wirklich guten Fragen. Im Ernst – endlich mal nicht die Frage nach Alter, Bandgründungsphase, wer spielt was und wie schnell.....
Super. Wir sehen uns ja bestimmt dieses Jahr noch.
Grüsse an die Wiener Neustädter und an das Triebwerk.
Ein Deich hat 2 Seiten – besonders wenn man sich mal die Mühe macht auf ihn drauf zu steigen.


JohnnyAmok
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