1997 beschloss Joss Whedon die Welt der Trash-TV-Serien zu revolutionieren und rief die TV-Serie Buffy – The Vampire Slayer ins Leben.
Thematisch schließt er an den gleichnamigen Film von 1992 an und verfilmte von 1997 bis 2003 ganze sieben Staffeln der Serie. Und brachte uns genau das, was wir erwartet hatten: Eine knackige, 16-jährige Blondine (Sarah Michelle Gellar) in viel zu kurzem Minirock, die in ihrer Freizeit nichts besseres zu tun hat, als gnadenlos Vampire, Werwölfe, Mutanten und sonstige finstere Kreaturen dahin zu metzeln. Dies bewältigt sie natürlich mit geradezu lächerlicher Lässigkeit neben ihrem normalen Schulalltag an der Highschool von Sunnydale.
Aber etwas stimmt nicht mit dem üblichen Trash-TV. Staffel für Staffel findet sich ein, nicht zu einfach gestrickter Bösewicht, der den thematischen Bogen des Bösen über die gesamte jeweilige Staffel spannt. Der Meistervampir aus Season 1 schafft es auch Buffy zu töten, auch wenn sie klarerweise nicht lange im Reich der Untoten verweilt. Hiermit wird klar dass die Unbesiegbarkeit im Trash, an die Buffy selbst geglaubt hat, einfach keine Selbstverständlichkeit mehr ist. Die Machart ist Trash, die Monster sind Trash, die Effekte sind Trash und auch die Kampfmonologe der Jägerin sind Trash. Doch die Figuren sind es nicht.
Viel zu filigran ist das Netz aus dargestellten Emotionen, Ängsten, Freundschaften und Beziehungen, um einfach nur Trash zu sein. Vielmehr erinnert uns die Sunnydale High an ein liebevolles und genau durchdachtes Portrait einer Jugend, die versucht ihre Ängste zu verstehen und dagegen anzukämpfen. Die auftretenden Monster sind hierbei nichts anderes als Metaphern für die Ängste und Veränderungen der pubertierenden Jugendlichen: Etwa der Werwolf, dessen Körper sich unkontrollierbar verändert, Haare an Stellen bekommt an denen er zuvor keine hatte, nicht mehr Herr seiner selbst ist und von seinen, meist sexuellen, Instinkten kontrolliert wird. Aber auch die Liebe kommt nicht zu kurz und Buffy findet diese in Angel (David Boreanaz), einem ehemals grausamen Vampir, der durch einen Zigeunerfluch eine Seele bekam, seither artig ist und Buffy im Kampf zur Seite steht.
Die Vampirjägerin verliebt sich in den Vampir und es entsteht eine unsterbliche Verbindung zwischen Jägerin und Gejagtem, die jedoch abrupt endet als die bis dato unberührte Jägerin beschließt, mit ihrem Vampir die Freuden der Sexualität auszuleben. Angel wird daraufhin zum mordenden Monster und muss letztendlich, am Ende der zweiten Staffel, von Buffy getötet werden. Auch in späteren Seasons wird Sexualität thematisiert als Buffy in der Folge Gone (Staffel 6) plötzlich unsichtbar wird, jegliche sexuelle Hemmung verliert und somit erst durch die Unsichtbarkeit vor der Gesellschaft und ihren Freunden – frei von jeglichem Zwang zur Rechtfertigung – dazu fähig ist, zu ihrem sexuellen Verlangen zu stehen.
Weg vom Sex, zurück zur Liebe: Angel schafft es schon in der dritten Staffel wieder zurück auf die Erde, muss Buffy jedoch aufgrund der Hoffnungslosigkeit ihrer Liebe verlassen und kämpft ab Ende der dritten Staffel in seiner eigenen TV-Serie selbstständig gegen das Böse in L.A. Für die fünf Seasons der Serie Angel (1999–2004) holte sich Joss Whedon mit David Greenwald Verstärkung und kreierte eine sehr unterhaltsame Serie mit Charakteren, die zwar weniger subtil sind, dafür umso apokalyptischer und hoffnungsloser wirken als ihre Kollegen in Sunnydale. Joss Whedon hat uns mit diesen beiden Serien, vor allem aber mit Buffy – The Vampire Slayer, bewiesen, dass Trash viel mehr kann als nur unterhalten und durchaus in der Lage ist, reale Probleme realer Gesellschaftsgruppen kritisch zu thematisieren und trotzdem unglaublich amüsant sein kann. Und wer nach dem Ende der siebten Staffel von Buffy - The Vampire Slayer noch nicht genug hat, der muss nicht verzweifeln: Bei Panini erscheinen hierzulande sowohl die Abenteuer von Buffy (Season 8) als auch Angel (Season 6) seit 2008 exklusiv in Comic-Form – natürlich vom Meister höchstpersönlich geschrieben!