Das Blut scheint förmlich aus David Laphams Erzählung über den wahnsinnigen Kaiser herauszutropfen…
Die meisten bringen den Namen Caligula wahrscheinlich mit autokratischer Herrschaft, Größenwahnsinn und Gewaltexzessen in Verbindung – von der Anekdote mit seinem Lieblingspferd Incitatus, dem er einen Sitz im römischen Senat geben wollte, einmal abgesehen. Auch wenn die historische Forschung bemüht ist, ein objektiveres Bild zu zeichnen als die damaligen Zeitgenossen, die den späteren Tyrannenmord mit drastischen Darstellungen rechtfertigen wollten, birgt das Bild des außer Schranken geratenen Herrschers bis heute viel an Faszination. David Laphams gemeinsam mit Zeichner German Nobile realisierte Miniserie "Caligula", von Panini veröffentlicht und ab 18 Jahren empfohlen, weicht jedenfalls nicht vom Erfolgsprinzip "Blut und Beuschel" ab.
Erzählt wird die Geschichte des Olivenbauers Junius, dessen gesamte Familie durch den Kaiser und seine betrunkenen Spießgesellen geschändet und grausam ermordet wird. Der junge Mann schwört blutige Rache und macht sich auf nach Rom, um Caligula zu töten. An ihn heranzukommen, erweist sich als nicht einfach, doch er nützt seine Chance und rammt ihm ein Messer in den Kopf. Nichts passiert jedoch, der Herrscher scheint unverwundbar und tatsächlich, so wie er behauptet, ein Gott zu sein. Mit Junius jedoch geschieht sehr wohl etwas, denn als Caligulas neuester Schwarm und Lustknabe rutscht er hinab in eine Hölle aus Dekadenz, Gewalt und sexuellen Perversionen.
So wie Tinto Brass 1979
seine filmische Version von Caligulas Leben mit drastischen Bildern umgesetzt hat, scheut auch David Lapham nicht vor harten Bandagen zurück. Die Gewalt gerät jedoch nicht zum Selbstzweck, sondern ist stets verwoben mit dem von Caligula aufgetürmten Irrsinn, an dem Junius zu zerbrechen droht. Geschickt lässt Lapham historische Zutaten wie die in den Straßen Roms brodelnde Verschwörung gegen den Kaiser oder die Repressalien gegen die Juden im Reich einfließen, um aus der anfänglichen Rachegeschichte einen Thriller mit übernatürlichem Twist und einem im Grunde dann gar nicht mehr so überraschenden Ende zu machen. Resultat: Eine kleine, bösartige Perle über ausartende menschliche Unzulänglichkeiten, die German Nobile stimmig gezeichnet und koloriert hat.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Publisher: Panini Comics