Der steirische Singer-Songwriter CHRIS MAGERL (auch bekannt als (Ex-)Frontman der Formationen ONCE TASTED LIFE und SICK OF SILENCE) befindet sich gerade auf Akustik-Tour durch Russland! Und hier bei uns gibt`s das Diary dazu!
Nach einer kurzen Pause gestern Abend zwang unter anderem der Computer den Bus über den Zigarettenanzünder in die Knie und wir mussten gleich am ersten Tag zum ersten Mal den Bus anschieben.
Dann lief aber alles gut bis Polen. Der Baustellen-Jungle, in der von uns getauften "city of chaos" brachte unser Navi völlig an seine Grenzen, sodass es uns in den folgenden zwanzig Minuten primär auf nicht (mehr) existierende Straßen lotste. Auf unseren Irrfahrten trafen wir immer wieder auf ein Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen, dass unser Schicksal zu teilen schien. Als der Fahrer schließlich anhielt, um zwei Tramper (!?) nach dem Weg zu fragen, hielten wir ebenfalls an.
Allerdings saß in dem Wagen ein stereotyper Russe, der nach Krakau wollte – die Tramper verstanden uns übrigens auch nicht. Laut Navi, das uns immer noch gelegentlich "irgendwohin" führt, sollten wir aber gegen Mittag in Kaunas in Litauen sein.
Ich glaube nicht, dass es eine bequeme Position gibt um in unserem Bus im Sitzen zu schlafen – falls doch, habe zumindest ich diese noch nicht gefunden. Irgendwann war das letzte Nacht dann aber egal und ich bin doch eingeschlafen. Ich denke den anderen ging es ähnlich.
Nach 17 Stunden Fahrt haben wir jetzt aber in Kaunas im Hotel eingecheckt. Hier konnten wir uns erst mal duschen und frische Sachen anziehen – müde bin ich zwar immer noch, fühle mich aber langsam wieder wie ein Mensch.
Wir erkundeten soeben die Stadt und den Club – der so nebenbei "Extaze – Nonstop" heißt. Nach einem Kaffee und darauf folgendem Bier in der Altstadt haben wir nun wieder denselben Energiepegel erreicht wie zuvor. Grundsätzlich ist klar, dass unser Konsum an Kaffee bzw. Energydrinks in den letzten Stunden in Rekordhöhen geklettert ist.
Während die anderen ihre Mails checken, oder auch nicht (siehe Fotos), ziehe ich gerade neue Saiten auf und gehe die Setlist noch einmal durch – dann geht’s ab zum Soundcheck.
Die schlechte Nachricht zuerst: Wir haben gerade erfahren, dass unser Konzert für heute abgesagt wurde. Laut Promoter ist das hier kein Einzelfall, da die Nachfrage bei unbekannten Acts eher bescheiden ist. Zuwenig Vorverkauf – keine Show. Schade, denn der Club hier hat wirklich Stil, der Sound ist großartig und die Show hätte außerdem mitgeschnitten werden sollen.
Während ich hier im Backstageraum sitze und schreibe, räumen die anderen unser Equipment wieder in den Bus. Die gute Nachricht: Durch den Ausfall der Show kann ich meinen Daumen heute etwas schonen, den ich mir heute Nachmittag beim Autodromfahren geprellt habe... In Palanga gibt es eine Art Fortgeh-Meile am Strand mit Bars und Vergnügungspark. Wir waren heute früher schon dort.
Die Show gestern war ähnlich wie vorgestern wirklich gut. Aus den geplanten 45 Minuten wurden auch gestern wieder fast zwei Stunden... Auch wenn das bedeutete, dass ich im Zugabenblock auf Coversongs zurückgreifen musste, weil mir die eigenen Nummern ausgingen. Den Leuten war das aber egal.
Im Anschluss an die Show besuchten wir mit Leuten aus Litauen noch diverse Bars und kamen irgendwann (...) nach Hause. Aufgrund der aktuellen Situation werden wir jetzt dort weitermachen. wo wir gestern aufgehört haben.
Di 04/8 - 02:11 St. Petersburg (RUS)
Nach drei Stunden Schlaf in Cesis brachen wir vor jetzt ziemlich genau 22 Stunden hierher auf. Während Georg (Tourmanager) und Simon (Technik) die erste Schicht zum Fahren übernahmen, konnte ich im Bus noch etwas Schlaf nachholen. Irgendwann unterwegs merkten wir, dass unser Navi für Russland nicht gerüstet war – eine interessante Entdeckung. Wir sind jetzt quasi im Blindflug unterwegs. Unser einziges Glück ist, dass die Ortsnamen großteils auch in unserer Schrift angegeben sind.
Die Einreise nach Russland dauerte für uns in etwa sechseinhalb Stunden. Bereits bei der Ausreise aus Estland gab es Probleme mit dem Zulassungsschein unseres Bus, da es in Estland (und Russland) keine Wechselkennzeichen gibt bzw. diese nicht erlaubt sind.
An der russischen Grenze mussten wir noch alle möglichen Formulare ausfüllen; teilweise habe ich nun Papiere bei mir, von denen ich gar nicht weiß, wofür sie genau sind. Zumindest waren die Beamten an der Grenze sehr freundlich. Überraschend, wenn man an all die Klischees denkt, die vermutlich auch nicht von ungefähr kommen.
Dafür waren "andere" Klischees omnipräsent! Allen voran die von monströsen Schlaglöcher übersäten Straßen. Auf der Fahrt nach St. Petersburg regnete es immer wieder recht stark und auf den Straßen entstanden schnell kleine (und auch größere) Seen. In manche dieser Schlaglöcher hätten problemlos ein paar Schuhe oder ganze Reifen Platz gefunden. Das Publikum bei der heutigen Show im MOD-Club war einzigartig, passend zu dieser wunderbaren Stadt, die ich mir irgendwann einmal genauer anschauen möchte.
Sa 08/8 - 01:30 Pskov (RUS)
Es ist mitten in der Nacht, wir sind nach ca. 13 Stunden im Auto aber trotzdem gerade erst hier im TIR Club angekommen. Nach dem Aufbau und kurzem Soundcheck im Eiltempo spielt EFFI jetzt, denn es sind immer noch Leute da, die wirklich seit Stunden gewartet haben.
Autofahren in Russland ist im besten Fall brutal; die Regel ist einfach: Schauen und fahren – und das speziell in Moskau schnell. 100 km/h im Stadtgebiet auf den größeren Straßen sind Standard, Bodenmarkierungen selten (es hält sich sowieso niemand an sie, wenn dann doch welche vorhanden sind).
Heute ging aber trotzdem für mehrere Stunden alles nur im Schritttempo. Ich habe die letzten zwei Nächte jeweils drei Stunden geschlafen und fühle mich auch genau so - den anderen geht es ähnlich. Die zwei Shows in Moskau waren jedoch überwältigend. Das Publikum kannte unsere Nummern und ich erkannte am zweiten Abend viele Gesichter im Publikum vom Abend zuvor wieder.
Zwischen den Konzerten und Sightseeing gab es vorwiegend Partys, denn gleich bei unserer Ankunft in Moskau erklärte uns der Promoter der Shows, dass er in einer Stunde Geburtstag hätte... Übrigens leben in Moskau ca. 15 Mio. Menschen – mehr als in ganz Österreich.
Mo 10/8 - 09:00 Wien (A)
Wir haben gestern Mittag nach einer letzten Stärkung in einem indischen Restaurant in Riga unsere Tour beendet und sind seitdem durchgehend unterwegs. Im Radio läuft gerade MICHAEL JACKSON und der halbe Bus tanzt mit- der Hype post mortem macht auch vor uns nicht Halt wie es scheint.
In Litauen ist gestern schließlich das passiert, was früher oder später trotz unseres Kilometermitrechensystems passieren musste. Wegen der kaputten Tankanzeige ging uns der Diesel aus. Mitten im Nirgendwo, umgeben von idyllischen Graslandschaften und Holzscheunen in der Ferne blieb der Bus einfach stehen. Während ich mich mit unserem Soundtechniker auf den Weg zur nächsten Tankstelle machte, stoppten die anderen vom Bus aus und waren damit erfolgreich. So konnten wir dann doch recht bald weiter...
Bei der Abschlussshow am Samstag in Riga waren leider nicht allzu viele Besucher; ich war trotzdem recht zufrieden, vielleicht auch ein bisschen deswegen, weil ich wusste, dass ich diese Nacht endlich wieder etwas mehr Schlaf bekommen würde. Stellenweise war mir bei den letzten Konzerten immer wieder schwindlig geworden und auch stimmlich machten sich die Drei-Stunden-Nächte negativ bemerkbar.