“Das kann man sich doch nicht ernsthaft anhören,” war der erste Gedanke nach dem ersten Anspielen. Und tatsächlich: Kann man auch nicht. Also ernsthaft. Dass manche Menschen Musik einfach zu versteift und verbittert angehen, haben nicht nur seinerzeit SPINAL TAP gekonnt aufgezeigt. Das bedeutet nicht, dass sich CHROME HOOF in lustigen Kostümen auf die Bühne stell... Moment. Gut, sie stellen sich in lustigen Kostümen auf die Bühne, aber was sie von sich geben, verweigert sich absolut jeder Logik. Wer sich „Doom trifft auf Funk, Metal und Disco mit Big Band Charme“ ausmalen kann, hat zum einen ein ausgezeichnetes Vorstellungsvermögen, ist aber zum anderen nicht mal nahe dran, was CHROME HOOF mit „Pre-Emptive False Rapture“ abliefern. CATHEDRAL-Bassist Leo Smee und sein Acid House-affiner Bruder Milo verschmelzen mit CHROME HOOF ihre unterschiedlichen musikalischen Interessen. Zu diesem Zwecke haben sie sich gleich eine ganze Armee an Musikern eingeladen, darunter eine Fagott-Spielerin, eine Violinistin, eine Trompeten-Spielerin und jemanden für die Synthesizer, um nur eine Auswahl zu nennen. „Pre-Emptive False Rapture“ zeigt das Ende des herkömmlichen Songwritings auf, an allen Ecken und Enden quietscht und knarrt es, unterlegt mit einem Beat, der einen bis in den Schlaf verfolgt und doch ergeben Songs wie „Pronoid“ oder „Leave This Ruined Husk“ am Ende mehr Sinn, als jeder beliebige Strophe-Chorus-Bridge-Chorus-Song. CHROME HOOF kann man sich tatsächlich nicht ernsthaft anhören, aber wer mit ein wenig Offenheit und Humor an die Sache heran geht, wird nicht enttäuscht werden. www.chromehoof.com Martina Hollauf (8)
