Man durfte gespannt sein, wie sich nach dem ultrabrutalen „Hidden Hands Of A Sadist Nation“ und dem gemäßigteren Nachfolger „Undoing Ruin“ der nächste Evolutionsschritt im Hause DARKEST HOUR vollziehen würde. Das Washingtoner Quintett, das die omnipräsente Metalcore-Bewegung mitgetragen und -geprägt hat wie nur wenige andere, leistet sich auch auf „Deliver Us“ keinen Fehltritt, soviel sei vorab festgestellt. Die Amis, die lange Zeit als die legitimen Nachfolger der Schwedengötter AT THE GATES gehandelt wurden, gehen ihren Weg konsequent weiter und verfeinern ihren Stil um einige weitere, feine Nuancen, ohne sich dabei selbst zu verleugnen. Der Opener „Doomsayer“ prescht in bester DARKEST HOUR-Manier vor, glänzt mit herrlichen Leads und technischer Brillanz, vergisst aber gleichzeitig nicht, auch einen eingängigen Refrain parat zu haben. Eingängigkeit ist überhaupt ein gutes Stichwort: Wo beim – rückblickend gesehen – etwas verhaltenen „Undoing Ruin“ die Zäsur zum Vorgänger allzu offensichtlich war und vielleicht manchen Fan der ersten Alben verschreckte, gelingt es dem Fünfer auf „Deliver Us“ wesentlich homogener, die Brutalität von „Hidden Hands…“ sowie den Anspruch, kompakte und endverbraucherfreundliche Songs zu schreiben, unter einen Hut zu bringen. Gute Beispiele für diesen souverän vollbrachten Spagat gibt es einige auf der neuen Platte, wobei jedoch vor allem das relaxt beginnende, danach sich zum epischen Hit steigernde “A Paradox With Flies“, das klassisch-straight nach vorn peitschende „Stand And Receive Your Judgment“ oder das atmosphärisch-treibende „Tunguska“ zu nennen wären. Sänger John Henry ist ohnehin eine Bank, setzt sich auf „Deliver Us“ jedoch erneut gekonnt in Szene und brilliert sowohl mit herrlich aggressivem Geschrei als auch variablem Gesang. Auch wenn die Meute der Verfolger mittlerweile beängstigend nah aufgerückt ist: DARKEST HOUR zählen nach wie vor mit zum Besten, was zeitgemäßer Metal momentan zu bieten hat, weswegen die Zielgruppe mit „Deliver Us“ folgerichtig kaum etwas falsch machen kann. www.darkesthour.cc Christoph Komjati