Eine verbitterte Oberin, die vor dem Kreuz anprangert, dass sich die katholische Kirche nicht mit dem Thema Verhütung für Klosterschwestern auseinandersetzt und eine lächerlich naive Jesusfigur, die vom Kreuz steigt um dieser Oberin fortan beizustehen – das ist erst der Anfang von Herbert Achternbuschs skurriler Odyssee durch ein erzkatholisches Bayern.
"Der Herrgott in der Kirche ist für die Volksverdummung da, sowie der in der Leichenhalle für den Volkszorn da wäre!" Diese weise Überlegung postuliert die Oberin kurz bevor ihr Herr von einem Darmwind zurück in die Welt der Lebenden geholt wird. Doch nicht genug damit, dass dieser Herr Jesus als schwarze Schlange vom Kreuze kriecht, nein, er verkriecht sich auch gleich im Bett der Oberin. In der irdischen Welt schlägt sich Jesus als Ober durch, denn die Oberin des Kosters hat ja sicherlich ihren Namen von ihrem Herrn, darum Ober. Der herrlich naive Jesus bekommt es prompt mit zwei besoffenen Polizisten zu tun, die ihren Schnaps als doppelte Scheiße im Glas bezeichnen. Jesus nimmt sich diesen Wunsch der Herren beherzt zur Brust und macht sich sofort auf den bayrischen Straßen der frühen 1980iger Jahre auf die Suche nach Scheiße. Mit den Worten " Ich brauche Scheiße. Scheiße bitte. Gebt mir Scheiße für die Polizei…" irrt der konfuse Jesus auf einem Markt herum und versucht seine Mission zu erfüllen.
Auch überkommen ihn plötzlich weltliche Befürchtungen, er bangt um seine Anstellung falls er ohne die Fäkalien für die Polizei heimkehren sollte und fürchtet wieder auf das Kreuz, seine persönliche Hölle, zurück zu müssen. Da der Erlöser keine Scheisse auftreiben kann, wird ihm geraten Hilfe bei der Polizei zu suchen. Jesus wehrt sich anfangs gegen diesen Lösungsansatz, jedoch sind alle seine Zweifel im Nu zerstreut, als er an die Polizeit verwiesen wird. Die haben mehr Zeit als die Polizei, wie ja schon der Name vermuten lässt…
Und so bahnt sich Achternbuschs geistig minderbemittelte Jesusfigur ihren Weg durch Bayern. Jesus steigt, völlig frei von eigenständigem Denken, von einer unmöglichen Situation in die nächste und stellt dadurch auf satirische Weise die Feindbilder Achternbuschs bloß. Nicht nur die katholische Kirche bekommt ihr Fett weg, auch die Polizei wird zum Deppen degradiert und Achternbusch zieht ganz generell gegen den Apparat Mensch zu Felde, der alles für wahr erachtet, was ihm gesagt wird. Das Fehlen des freien Willens und der Gabe, selbst zu denken, führen Jesus in immer bizarrere Momente und Begegnungen, auf die er selbst scheinbar keinen Einfluss ausüben kann. Solche Situationen wirken teils dermaßen grotesk, dass sie knapp an der Grenze zur Sinnlosigkeit vorbeigehen würden, wenn man nicht beachten würde dass viele Gegenstände und Handlungen nur Platzhalter für die Ideologien und gewisse thematische Einstellungen der Kirche und den blind gehorchenden Gläubigen sind.
Herbert Achternbusch drehte sein derbhumoriges Gustostückerl 1982 und prompt hagelte es Beschwerden gegen den Film. Er wäre dem religiösen Empfinden der Menschen nicht zuzumuten, hieß es. Ausständige Fördergelder wurden gestrichen, der Film wurde teilweise verboten und ist es in manchen Regionen des deutschsprachigen Raumes bis heute.Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass "Das Gespenst" nun endlich als einzelner Film erhältlich ist und sicherlich seinen Weg in die Herzen und DVD-Player von Satire-Fans finden wird.
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