Der Nervenkrieg zwischen dem genialen Light und seinen Häschern hat über die Jahre nichts von seiner Faszination eingebüßt.
Nur wenige Monate, nachdem "Death Note" 2006 vollständig in der bekannten Anthologiereihe "Weekly Shonen Jump" veröffentlicht worden war, brachte Tokyopop die Serie von Tsugumi Ohba (Text) und Takeshi Obata (Zeichnungen) hierzulande an den Start. Die bis 2008 erschienenen zwölf Bände, 2009 durch einen als Enzyklopädie fungierenden
13. Band ergänzt, wurden schließlich als
"Death Note – Black Edition" neu aufgelegt und haben sich aufgrund einiger jeweils darin exklusiv enthaltener Farbseiten zu begehrten Sammlerobjekten entwickelt.
Neben
Realfilmen ist "Death Note" auch im Rahmen eines 37 Episoden umfassenden Animes umgesetzt worden, den KAZÉ zum zehnjährigen Jubiläum in zwei schicken DVD-Boxen wieder zugänglich macht. Und somit bietet sich nun auch Neueinsteigern die Chance, den epischen Kampf zwischen Light Yagami und seinen Gegnern auf Silberscheibe zu erleben. Dieser beginnt, als dem Musterschüler ein Notizbuch vor die Füße fällt, das der gelangweilte Totengott Ryuk auf die Erde gebracht hat. Wie er ihm erklärt, tötet es jeden, dessen Namen man auf seine Seiten einträgt.
Zunächst ist Light skeptisch, schließlich siegt aber doch die Neugier, ob ihm tatsächlich die Möglichkeit gegeben wurde, das Verbrechen auf diese Weise auszurotten. Tatsächlich sterben mehrere bekannte Schwerverbrecher in ihren Gefängniszellen durch Herzversagen, was die Aufmerksamkeit der Behörden und eines als "L" bekannten Ermittlers erregt. Als Light dann zwölf nach Japan gekommene FBI-Agenten tötet, ist das Psychoduell zwischen ihm und dem weltbesten Detektiv eröffnet – während beide pikanterweise in einer Sondereinheit zusammenarbeiten, um den als "Kira" von vielen bereits verehrten "Death Note"-Killer zu finden.
Während Light glaubt, alle Fäden in der Hand zu haben und parallel zu seiner vorgeblichen Ermittlungsarbeit die Tötungen von Kriminellen fortsetzen zu können, kommt mit der naiven Misa unverhofft ein weiterer Player ins Spiel. Auch sie hat eines der tödlichen Notizbücher inklusive dazugehörigem Todesgott erhalten und beginnt damit, "Kira" zu unterstützen und sich ebenfalls die Hände schmutzig zu machen. Sie nimmt Kontakt zu Light auf und zwingt ihn mit ihrer wenig subtilen Vorgehensweise, noch vorsichtiger zu agieren und noch mehr um die Ecke zu denken.
Spätestens als nach und nach zusätzliche Spieler die Bühne des bizarren Todesspiels betreten und weitere Geheimnisse und Spielregeln zum Gebrauch der "Death Notes" enthüllt werden, sollte jedem Zuschauer klar sein, dass hier ein genial durchdachtes Stück Thriller-Unterhaltung geboten wird. Es ist bekanntlich eine große Kunst, einen Protagonisten zu schaffen, der im Grunde kein Sympathieträger ist, aber das Publikum trotzdem mitfiebern lässt – bei "Death Note" gibt es gleich zwei davon: Light, genialer Weltverbesserer und Serienmörder, und "L", ein mit zahlreichen Ticks versehener Ratefuchs, der in mittelalterlichen Zeiten wohl im Narrenturm gelandet wäre.
Der Konflikt zwischen beiden, der dann – ohne an dieser Stelle das Spoiler-Schild schwingen zu müssen – mit Near eine Fortsetzung findet, schafft es dabei, die Neutralität des Rezipienten in Frage zu stellen und ihn dazu zu verlocken, im Verlauf der Story eine Seite zu wählen, die nicht klar schwarz oder weiß, Unrecht oder Recht ist. Die Umsetzung als Anime hält sich angenehmerweise sehr stark an die Manga-Vorlage und kann so im Grunde nichts falsch machen. Den rundum gelungenen Eindruck trüben auch die soliden, aber nicht weltbewegenden Animationen nicht, denn die sollen auch gar nicht im Vordergrund stehen. Ein moderner Klassiker aus dem Land der aufgehenden Sonne!