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Der Hexer von Salem 4

Wenn es Robert Craven gelingen will, den Großen Alten Paroli zu bieten, muss er den Nachlass von Roderick Andara bergen.

Der Hexer von Salem 4Robert Craven ist endlich in London eingetroffen, doch die britische Hauptstadt zeigt sich von ihrer tödlichen Seite. Der Feind lässt nichts unversucht, um ihn zu beseitigen, es bleibt keine Zeit zum Durchatmen. Soll den Großen Alten die Stirn geboten werden, ist es unerlässlich in den Besitz von Roderick Andaras Vermächtnis zu gelangen, doch dieses ruht vor der schottischen Küste auf dem Grund des Atlantiks. Man beschließt unverzüglich nach Schottland zurückzukehren und die Habseligkeiten Andaras von Tauchern bergen zu lassen.


Die Reise steht jedoch unter keinem guten Stern. Eine Panne der Kutsche zwingt Craven und seine beiden Gefährten zu einem unfreiwilligen Stopp in einem abgelegenen Waldgebiet. Keinem von ihnen gefällt die Aussicht eine Nacht im Freien verbringen zu müssen, da kommt unerwartete Hilfe. Ein Fremder bietet an, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Noch ahnt keiner seiner drei Gäste, was sie in den kommenden Stunden in dem halbverfallenen Gemäuer erwarten wird. Ihre Gegenspieler haben ein großes Interesse daran, dass die Besitztümer Andaras nie wieder einen Weg an Land finden – und so entpuppt sich das Haus am Ende der Zeit alsbald als Todesfalle.


Hand aufs Herz: Was wünscht man sich sehnlicher von einem Gruselhörspiel als mit einer ordentlichen Gänsehaut belohnt zu werden? Der vierten Folge "Das Haus am Ende der Zeit" gelingt dieses Kunststück fast von der ersten Minute an nahezu perfekt. Sofort baut sich eine unheimliche, bedrohliche Stimmung auf, die greifbar aus den Boxen wabert und fast über die gesamte Distanz dieser Produktion erhalten bleibt. Natürlich wir auch dieses Mal auf den von H. P. Lovecraft erdachten Cthulhu-Mythos als Ausgangsgrundlage zurückgegriffen, dieser aber zusätzlich mit klassischen Horrorelementen vermengt und mit einigen kreativen, ungewöhnlichen Ideen angereichert, die eine höchst unterhaltsame Mischung ergeben. Immer wieder erwarten den Hörer überraschende Wendungen, die es mühelos schaffen, eine fesselnde Handlung zu generieren.


Ein großer Pluspunkt dieser Episode ist der morbide Grundtenor der Geschichte, den jede Minute hier geradezu atmet. Man kann den Verfall des Hauses beinahe riechen und den allgegenwärtigen Staub auf der Zunge schmecken, so dicht ist die bedrückende Atmosphäre des unheimlichen Hauses in den Wäldern. Dazu schleicht sich sehr schnell das Gefühl ein, dass mit jeder verstreichenden Minute das Böse innerhalb der Mauern anwächst, um sich in einem furiosen Finale zu entladen. So viel sei an dieser Stelle bereits verraten: Man wird keinesfalls enttäuscht und bekommt insgesamt einen gelungenen Mix aus viktorianischem Grusel und actiongeladenen Okkult-Thriller präsentiert.


Selbst in den Dialogen scheint sich das Böse zu verbergen, insbesondere wenn Jürgen Thormann das Wort ergreift, sogar die harmlosesten Sätze werden bei ihm zu etwas Finsterem und Bedrohlichem. Neueinsteiger dürfen gerne ein Ohr riskieren, denn auch wenn es sich bereits um die vierte Folge der Serie handelt, ist diese problemlos auch ohne besondere Vorkenntnisse hörbar. Das besondere Flair von "Das Haus am Ende der Zeit" rührt zu einem nicht unerheblichen Maß auch von der musikalischen Gestaltung her, für die sich wieder Dominik Morgenroth verantwortlich zeigt. Seine Stücke schaffen es, die Stimmung der jeweiligen Szene zu verstärken, oft sind die Klänge rätselhaft und mysteriös. Die Essenz der Handlung wird passend eingefangen und in Melodien gegossen, die sich perfekt ins große Ganze einfügen. Das Sounddesign erfolgt mit großer Liebe und Sorgfalt und unterstreicht nochmals den positiven Eindruck dieser Folge.


Bei "Der Hexer von Salem" gibt es etwas zu beobachten, das man sich eigentlich für jede neue Serie wünschen würde, nämlich dass das feste Sprecherensemble in seinen Rollen wächst und oft aufs Neue zu begeistern weiß. Ein Baustein in dieser enormen Entwicklung ist sicherlich Patrick Borlé, der mit jeder neu erschienenen Folge seine Leistungen verbessert und seiner Figur neue Aspekte hinzufügt. Ähnliches gibt es von Oliver Mink zu berichten, der beim zweiten Auftritt als H. P. Lovecraft nochmal eine ordentliche Schippe gegenüber dem Debüt drauflegt und als undurchsichtiger Schicksalsgefährte weitere Akzente setzt. Thomas Albus setzt mit seiner dunklen Stimme und der ungehobelten Art sich auszudrücken einen äußerst positiven Kontrast zu seinen Kollegen und kann ebenfalls in allen Belangen überzeugen.


Muss man zu Jürgen Thormann noch viele Worte verlieren? Jeder, der sich ein wenig näher mit Hörspielen beschäftigt, wird zwangsläufig auf dieses große Ausnahmetalent stoßen. Seine Auftritte sind sicherlich Legion, aber auch diesem Hörspiel drückt er mühelos seinen Stempel auf. In weiteren Rollen sind so großartige Stimmen wie die von Tonio von der Meden, Marie und Paul Burghardt zu hören, die ebenfalls ihren Beitrag leisten, damit sich auch der vierte Teil dieser noch jungen Serie in der Champions League der Tonkunst einreiht. Was will man mehr?


 
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Publisher: Lindenblatt Records




 


 





















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