Die Stadt atmet auf. Die Behörden hegen die vorsichtige Hoffnung, den blutigen Reigen endgültig beendet zu haben.

Tatsächlich sieht es so aus, als sei der Gerechtigkeit Genüge getan. Der Fall scheint endlich gelöst, wenngleich zu einem hohen Preis. Auf einer Pressekonferenz gibt man sich vorsichtig optimistisch, obwohl erneut viele Unschuldige ihr Leben lassen mussten. Presse und Öffentlichkeit regieren verhalten, ein Sieg fühlt sich anders an. Zudem erreichen Malicia Bennet beunruhigende Neuigkeiten aus der unmittelbaren Umgebung des letzten Einsatzorts. Ein mysteriöser Autounfall mit mehreren Toten gibt Rätsel auf. Konnte doch jemand unentdeckt fliehen? Der Jagdsinn von D.I. Bennet ist geweckt.
Währenddessen trifft Arnaud erste Vorkehrungen, sein altes Imperium neu zu errichten. Der Vampir, der Jahrhunderte zur Untätigkeit verdammt in Totenstarre verbracht hat, greift dabei zu unkonventionellen Mitteln, die Fehler der Vergangenheit sollen tunlichst vermieden werden, auch wenn dies einige Anhänger vor den Kopf stoßen wird. Zunächst gilt es London unter Kontrolle zu bringen und alte Verbündete erneut für den gemeinsamen Kampf zu gewinnen. Die Stadt und seine Bewohner ahnen nicht, welches Unheil am Horizont heraufzieht und sie zu verschlingen droht.
Die noch junge Serie von Oliver Döring wird erneut mit einer Doppelfolge fortgesetzt und treibt die erste Staffel gnadenlos nach vorn. Es empfiehlt sich dringend von Beginn an mit dabei zu sein, um sich alle Zusammenhänge zu erschließen, ansonsten dürfte das eine oder andere Fragezeichen zurückbleiben. Gleich drei Handlungsstränge führen das Geschehen fort. So gibt es parallel Einblicke in die Ermittlungen der Polizei, das Handeln Lucius` im Auftrag seines Herrn in der Londoner Unterwelt und die Pläne, die Arnaud umtreiben, um seine Macht zu konsolidieren. Dieses Triptychon macht die zwei Episoden zu einer schnellen und unterhaltsamen Angelegenheit.
Actionreiche Momente wechseln sich ab mit Passagen, in denen man mehr über die Natur der Blutsauger und die Vergangenheit von Arnaud erfährt. Noch immer vermeidet es der Mastermind geschickt, mehr über den Vampir preiszugeben, und füttert sein Publikum weiterhin nur mit Brotkrumen, genauso wie es sich für eine Serie geziemt, die nicht bereits nach wenigen Folgen ihr Pulver verschossen hat. Neben den fantastischen Elementen und immer wieder beeindruckend inszenierten Actionszenen, die eigentlich jedem Hörspiel Dörings innewohnen, kommen auch erneut erotische Momente zum Zug, verquickt mit einem tiefen Einblick ins schmierige Sexbusiness einer Großstadt.
Was oftmals eher lächerlich oder überzeichnet gerät, erhält hier einen realistischen Anstrich, der übrigens nicht nur bei den Ausflügen ins Milieu Bestand hat, sondern auch bei dem desillusionierenden Blick auf die Londoner Polizeiarbeit. Ein massiver Anteil am glaubwürdigen Eindruck fällt natürlich einmal mehr der vorzüglichen Dialogarbeit zu, die einem Wortwechsel präsentiert, welche so durchaus jeden Tag dutzendfach geführt werden könnten.
In den bedrohlichen und dicht erzählten Sequenzen der Doppelfolge greift man vermehrt auf treibende und dramatische Soundkompositionen zurück, die den spannenden Charakter oftmals noch verstärken und den Hörer noch eindringlicher ins Geschehen ziehen. Ansonsten gibt es die wenigen bekannten Ankerpunkte, an denen mit Melodien gearbeitet wird, eher legt Döring wie so oft Wert darauf, Musik in die Szenen einzubinden wie etwa aus dem Autoradio, als Hintergrund in einer Bar oder Ähnliches. Die Soundeffekte machen auch hier den Unterschied zu so vielen anderen Hörspielproduktionen: Keine halben Sachen, wenn Action, dann bitte mit durchgetretenem Gaspedal. Herrlich!
In einem Sprecherensemble, das sich wie die Champions League der Synchronbranche liest, ist es diesmal Santiago Ziesmer, der ein wenig hervorsticht. Eher auf humorvolle und skurrile Figuren festgelegt, zeigt er, dass tief in ihm auch etwas Böses schlummert, was sich in der Rolle als Unterweltgröße Fist nun endlich Bahn bricht. Sein Publikum bleibt abgestoßen und fasziniert zurück, ein unerwartetes Juwel. "Der Vampir" nimmt ordentlich an Geschwindigkeit auf und macht direkt Lust auf mehr. Zum Glück stehen bereits die nächsten Folgen in den Startlöchern.