Heikle diplomatische Angelegenheiten und ein leicht reizbares Gamma-Monster passen zwar nicht so ganz zusammen, ergeben aber eine unterhaltsame Lektüre.
Neustarts monatlicher Serien stehen bei Superhelden-Comics an der Tagesordnung, nicht zuletzt bei Marvel. Anfang 2008, nach den Ereignissen von
"World War Hulk", bescherte das "House of Ideas" dem zweiten Volume von "Hulk" allerdings einen Protagonisten, der zwar ein Hulk, aber nicht Bruce Banner war. Die Leser wurden fast zwei Jahre lang, bis zu Heft 22, im Unklaren über die Identität dieses in kräftigem Rot "erstrahlenden" Wüterichs gelassen, der unter anderem Abomination getötet und selbst den altehrwürdigen Beobachter umgehauen hatte. Besagte Ausgabe aus dem Jahr 2010, das als ein Kapitel des Events "World War Hulks" fungierte, eröffnet den vorliegenden Band von Hachette.
In diesem und den nächsten beiden Heften der Serie lieferte sich der Red Hulk, der sich ausgerechnet als General Thaddeus "Thunderbolt" Ross herausstellte, ein Duell mit dem Leader und MODOK, die ihn bei seinen Plänen unterstützt und letztlich (wenig überraschend) hintergangen hatten. Jeph Loeb löste nicht nur das lange gehütete Rätsel um das Wie und Warum der Rückkehr von Bruce Banners langjähriger Nemesis auf, sondern versammelte für "Hulk" 23 neben Ed McGuiness unter anderem mit Herb Trimpe, Dale Keown, Sal Buscema und John Romita Jr. viele Topzeichner, die die Hulk-Geschicke über die Jahre maßgeblich mitprägten. Während es in
Band 88 der "schwarzen" Marvel-Reihe die direkte Fortsetzung aus "Hulk" 25-30 zu lesen gibt, erfolgt an dieser Stelle ein Sprung zu den Heftnummern 42-46.
Der darin enthaltene Fünfteiler "Hulk of Arabia", entstanden unter der Regie von Jeph Loebs Nachfolger Jeff Parker und ansehnlich in Szene gesetzt von Zeichnerveteran Patrick Zirchner, konfrontiert Thunderbolt Ross mit diplomatischen Spitzfindigkeiten im Mittleren Osten. Als er den Tod eines als Söldner arbeitenden ehemaligen Armeekameraden aufklären will, gerät er an Dagan Shah, seines Zeichens Herrscher von Sharzhad. Noch ist sein aufstrebender Kleinstaat zwischen Libyen und Ägypten nicht anerkannt, aber das eigenwillige Eindringen des Red Hulk in das von ihm beanspruchte Gebiet ist eine diplomatisch äußerst gefährliche Sache, die sogar Steve Rogers auf den Plan ruft.
Als Soldat stellt Cap eine Respektsperson für Ross dar, sieht es aber gar nicht gern, wenn sich ein amerikanischer Landsmann in die Angelegenheiten eines wohl bald souveränen Landes einmischt. Trotzdem gilt es dem Mysterium des mitten in der Wüste prosperierenden Sharzhad auf den Grund zu gehen, weshalb sich eine ebenso eigenwillige wie brüchige Koalition aus dem Red Hulk, Arabian Knight und Machine Man formt. Besonders Letztgenannter erweist sich für die Lektüre mit seiner ihm eigenen kühlen Logik als idealer Kontrapunkt zum hitzköpfigen Hulk, sodass die Story neben Action und der eventuellen Auslegung als Kommentar zu unüberlegtem (US-)Interventionismus auch mit einigen süffisanten Dialogen aufwarten kann.