Die Abenteuer des zweiten Deathlok scheinen nur vordergründig perfekt zur Welle an grimmigen, waffenstarrenden Antihelden der 1990er zu passen.
Ein unfreiwillig amüsanter Aspekt jeglichen erzählerischen Zukunftsszenarios ist, dass es irgendwann einmal von der realen Zeit eingeholt wird. Das war auch 1990 der Fall, jenem Jahr, in dem sich die Erlebnisse des 1974 in "Astonishing Tales" 25 eingeführten Deathlok zutrugen. Der vorliegende Band startet mit dieser von Doug Moench und Co-Autor/Zeichner Rich Buckler gestalteten Story, in der Luther Manning als Erster zur Cyborg-Kampfmaschine verwandelte Protagonist unter diesem Namen sein Debüt feierte. Er kann durchaus als eine Art Ahnherr von "RoboCop" angesehen werden – und passenderweise basierte die in besagtem Jahr 1990 erschienene "Deathlok"-Miniserie, die anschließend zum Abdruck kommt, auf einem Entwurf für eine nie realisierte, fortlaufende "RoboCop"-Serie von Marvel.
In den vier Kapiteln mit erweitertem Umfang stellen die Autoren Dwayne McDuffie und Gregory Wright mit Michael Collins einen neuen Deathlok vor. Der skrupellose Harlan Ryker, Chef des Roxxon-Ablegers Cybertek, versetzt darin das Gehirn des (zu) kritischen Mitarbeiters in einen Roboter, nachdem dieser üble Machenschaften des Unternehmens aufdecken wollte. Im tropischen Dschungel sollen Rebellen, die den Bau eines Staudamms zu verhindern versuchen, ausgeschaltet werden. Collins muss sich erst gegen die Programmierung seines "Partners" durchsetzen und realisieren, dass sein bisheriges Leben mit Frau und Kind nun vorbei ist und er für andere ein Monster. Die Story als typisches Kind ihrer Zeit zu sehen würde zu kurz greifen, denn zwar werden auch hier die Waffen gezückt und Leute über den Haufen geschossen, aber nicht willentlich von der Hauptfigur.
Der Deathlok, der hier auf den Plan tritt, war vielmehr als Gegenentwurf zu den (auch bei Marvel präsenten) "grimm and gritty" Antihelden gedacht, die ab der zweiten Hälfte der 1980er das Geschehen im amerikanischen Superhelden-Mainstream zu dominieren begannen. Philosophische Überlegungen oder allzu viel Jammerei über seinen Zustand ersparen die Autoren Michael Collins und bieten stattdessen gefällige Action und, bedingt durch die Kommunikation der beiden ungleichen "Untermieter" der Cyborg-Rüstung, auch etwas lakonischen Humor. Lediglich der Wechsel zwischen dem Artwork von Jackson "Butch" Guice und dem verglichen dazu weniger filigranen Strich von Denys Cowan wäre hier als kleiner negativer Beigeschmack zu nennen.