Die Abenteuer von Steve Rogers` geheimer Eingreiftruppe sind ein Paradebeispiel für die leider aus der Mode gekommene, in sich selbst abgeschlossene Geschichte.
Fans des erweiterten Rächer-Umfelds konnten sich ab der zweiten Hälfte der 2000er Jahre nicht über zu wenig Lektüre beschweren, denn neben dem üblichen, schlicht "Avengers" betitelten Kerntitel schossen zahlreiche zusätzliche Serien mit verschiedensten Adjektiven im Titel aus dem Marvel-Boden – bei all den "new", "mighty" oder "uncanny" Teams konnte da schnell mal der Überblick verlorengehen. Unter dem Banner von "The Heroic Age" starteten nach der "Dark Reign"-Ära und dem Crossover
"Siege" die "Secret Avengers", denen der vorliegende Band gewidmet ist. Ed Brubaker versammelte unter dem Kommando von Steve Rogers eine bunt zusammengewürfelte Truppe, der Sharon Carter, Black Widow, Valkyrie, War Machine, Beast, Moon Knight und der dritte Ant-Man Eric O`Grady angehörten.
Nach der hier abgedruckten und von Mike Deodato Jr. wie üblich formidabel illustrierten Auftaktnummer von 2010, die mit dem Shadow Council einen wiederkehrenden Gegner des Teams einführte, gibt es einen Schnitt, dann folgen die Hefte 16-20. Hier war als Autor bereits Warren Ellis am Drücker und lieferte wie schon zuvor in "Global Frequency" (WildStorm) und danach bei
"Moon Knight" in sich selbst abgeschlossene Geschichten, die gerade in einer Ära des dekomprimierten Erzählens auf gleichermaßen wohltuende wie clevere Art und Weise zeigen, wie viel sich auf 20 Seiten unterbringen lässt.
Jede Story stellt für sich eine kleine Wundertüte dar, sowohl was die beteiligten Charaktere als auch die Prämisse betrifft, die sie tätig werden lässt. Wie gewohnt bringt Ellis diverse technische und futuristische Konzepte aufs Tapet, schickt etwa Black Widow munter durch die Zeit, um eine Mission unbeschadet zu beenden und setzt die beteiligten Künstler genau an der richtigen Stelle ein – David Aja beispielsweise lässt bei dem von ihm illustrierten Kapitel M. C. Escher heftig grüßen. Die rasche Abfolge verschiedener Zeichner, die bei längeren Handlungsbögen oft einen Bruch bedeutet, passt perfekt zum eigenständigen Charakter der jeweiligen Geschichte. Da lediglich ein US-Heft gefehlt hätte, um Ellis` Run zu vervollständigen, wäre es besser gewesen, den ohnehin mit einem Cliffhänger endenden Auftakt durch dieses zu ersetzen.