Auch Cindy Moon beweist, dass immer Bedarf an interessanten Spinnenheldinnen besteht.

Was nachträgliche Eingriffe in die Kontinuität – sogenannte Retcons – betrifft, können Fans von Marvel im Allgemeinen und Spider-Man ein Lied singen, schließlich wurde in den vergangenen Dekaden schon fleißig an der Historie des Wandkrabblers herumgedoktert (nicht immer zum Wohlgefallen der Anhängerschaft). Ein Sakrileg stellt allerdings die Wiederkehr von Peter Parkers Onkel Ben dar, dementsprechend hat sich bisher noch kein kreativer Kopf an dieses heiße Eisen herangewagt. Dan Slott, langjähriger Spinnen-Mastermind und "dank" dem
"überlegenen Spider-Man" bestens mit wütenden Reaktionen vertraut, spielte aber zumindest im Rahmen von "Spider-Verse" mit dieser Idee, wenngleich lediglich ein Ben Parker einer alternativen Realität auftauchte.
Eine nicht unwesentliche Rolle in besagtem Crossover, das sich in
Band 147 der ersten Marvel-Sammelreihe von Hachette findet, spielte Silk alias Cindy Moon, bei der Slott jedoch erfolgreich bis zu den Wurzeln des Spidey-Mythos zurückging und der quasi in Stein gemeißelten Origin auf clevere Art und Weise eine Facette hinzufügte, ohne diese selbst in irgendeiner Form zu verändern. Die Prämisse lautete einfach, dass die radioaktiv verstrahlte Spinne, die Peter Parker biss, vorher auch noch Cindy Moon angeknabbert hatte. Im Unterschied zu ihrem Leidensgenossen, der daraufhin seine Superheldenkarriere startete, verbrachte sie jedoch zehn Jahre in einem von
Ezekiel Sims eingerichteten Bunker, um sich vor dem Energiesauger Morlun zu schützen.
All das erfahren wir in der vorliegenden Ausgabe gemeinsam mit Peter aus "Amazing Spider-Man" (Vol. 3) 4, einem Tie-in zum Event
"Original Sin", bevor es mit dem kompletten ersten Volume von Cindys erster Soloserie "Silk" weitergeht. Während sie sich sowohl als Heldin als auch im Rahmen der Tätigkeit ausgerechnet für den Fact Channel von J. Jonah Jameson in einer nach Jahren der Isolation völlig veränderten Welt zurechtfinden (und unter anderem gegen Black Cat antreten) muss, wird in Rückblenden ihre Geschichte aufgerollt, die stark mit der Suche nach der verschwundenen Familie verknüpft ist. Autor Robbie Thompson macht seine Sache sehr gut und sorgt am Schluss für einen emotionalen Höhepunkt, über das sehr cartoonige Artwork ließe sich streiten, es fängt den quirligen Charakter der Story aber sehr gut ein.