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Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung 188

In einer trostlosen Zukunft ist X-51 gezwungen, dem drohenden Untergang der Menschheit als neuer Beobachter beizuwohnen.

Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung 188In den 1990er Jahren stellte "Wizard" die primäre Informationsquelle für Comic-Fans in den USA dar, deren Einfluss so weit reichte, dass mancher Trend nicht nur aufgegriffen, sondern teilweise sogar überhaupt erst kreiert und – wie sich rückblickend kritisch anmerken lässt – in gewisser Hinsicht auch zu der spätestens Mitte der Dekade geplatzten Spekulationsblase beigetragen wurde. Für aufstrebende Stars, die sich und ihrem Werk die nötige Aufmerksamkeit verschaffen wollten, führte in jenen Tagen kein Weg an dem Magazin vorbei. Alex Ross war einer von ihnen und seit "Marvels" (1994) und "Kingdom Come" (1996) ein gern gesehener Gast auf den Seiten des monatlich erscheinenden Meinungsmachers.


1997 fragte "Wizard" bei ihm einen Artikel an, der gealterte, zukünftige Versionen prominenter Marvel-Charaktere zeigen sollte. Dieser schlug so ein, dass aus der Sache schließlich eine eigene, nicht minder erfolgreiche Heftbeilage hervorging. 1999 erhielten Ross, der für die Entwürfe hinzugezogene Autor Jim Krueger und John Paul Leon als Wunschkandidat der beiden für die Artworks grünes Licht von Marvel für die Maxiserie "Earth X" rund um die ursprüngliche Idee, die eigentlich als Jux begonnen hatte. Insgesamt 14 Hefte erschienen bis 2000, wie damals oft üblich eingeleitet von einer Nullnummer, der zwölf Kapitel und der passenderweise mit "X" nummerierte Anschluss folgten.


Fast 20 Jahre nach der deutschsprachigen Erstveröffentlichung ist die Saga als einer der besten Outputs, die das "House of Ideas" in den (qualitativ bekanntlich nicht immer koscheren) 1990ern hervorgebracht hat, dank der "schwarzen" Hachette-Sammelreihe wieder hierzulande zugänglich. Der erste von zwei Bänden enthält neben dem Prolog die ersten sechs US-Ausgaben und führt uns zusammen mit Aaron Stack auf den Mond. Dorthin hat ihn der mittlerweile erblindete Uatu geholt, um seinen Job als Beobachter der Erde fortzusetzen. Diese ist nämlich dem Untergang geweiht, wie dem auch als X-51 bekannten Machine Man nun enthüllt wird. Vor 20 Jahren erhielten alle Menschen durch eine mysteriöse Seuche Superkräfte.


Tragischerweise führte dieser Umstand, dass nun alle theoretisch gleich sind, eben nicht zu jenem Utopia, wie ihn sich Visionäre wie Charles Xavier stets erhofft hatten. Ganz im Gegenteil: Ein junger Nachfolger des Red Skull vergrößert seine willenlose Anhängerschaft in den Vereinigten Staaten, welche von Präsident Norman Osborn regiert werden. Dieser wiederum paktiert mit Tony Stark, dem Anführer der aus künstlichen KIs der Originale bestehenden Iron Avengers, um den Machenschaften von Hydra Einhalt zu gebieten. Andere einstige Helden wie Peter Parker oder Wolverine sind bedeutungslos geworden, während sich Reed Richards die Schuld an der globalen Infektion gibt.


Vor den Augen der Leserschaft wird eine faszinierende Welt aufgebaut, die offenbar ausgerechnet von einem ihrer ehemals größten Helden zum Untergang verdammt wurde – doch so einfach ist die Antwort auf die vielen Fragen nicht, welche sich nicht nur der neue Beobachter stellt, der im Gegenzug für einen enormen Wissensschatz seine Emotionen und das Bedürfnis, den Menschen zu helfen, aufgeben muss. "Earth X" ist ein Lesegenuss sondergleichen, schildert eine üppig ausgeformte alternative Zukunft des Marvel-Universums und verbindet diese gleichzeitig mit vielen von dessen erzählerischen Grundfesten. Das macht das Ganze nicht zuletzt zur unbedingten Empfehlung für Marvel-Rookies, abgerundet vom fantastischen Artwork von John Paul Leon und üppigen Bonusseiten mit Dialogen zwischen X-51 und Uatu, die teils in faszinierende philosophische Diskurse ausarten.


 
# # # Andreas Grabenschweiger # # #



Publisher: Hachette





Erhältlich im Zeitschriftenhandel und auf www.zeit-fuer-superhelden.de.


 
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