Britische Folklore, Artussaga, die Thematisierung von Umweltproblemen und Captain Britain – alles für sich spannende Themen, die hier zusammen aber nicht überzeugen.
Wenn im Kontext von Superhelden-Veröffentlichungen die Namen Dan Abnett und Anny Lanning auftauchten, dann meistens nebeneinander, schließlich bildeten die beiden Engländer lange ein eingeschworenes Autorenteam, das beispielsweise die kosmische Ecke des Marvel-Universums maßgeblich prägte. Von daher fällt es natürlich sofort auf, wenn sich diese Konstellation anders darstellt, wie es 1990 der Fall war. Die vorliegende Ausgabe präsentiert nämlich die ersten neun Ausgaben der in jenem Jahr gestarteten "Knights of Pendragon", für die Abnett neben John Tomlinson als einer der Autoren und Lanning als Tuscher fungierte.
Als weitere Besonderheit handelte es sich bei der Serie um Output von Marvel UK, jenem Zweig von Marvel, der zunächst Material aus den USA für den britischen Markt aufbereitete und anschließend auch selbst Titel produzierte. Für die Verbindung zum allgemeinen Marvel-Universum sorgen die Auftritte von Brian Braddock alias Captain Britain, der hier allerdings nur einer von mehreren Protagonisten ist. Neben ihm agieren der etwas derangierte Waliser Cop Dai Thomas und die Journalistin McClellan inmitten der mit ökologischen und mythologischen Themen versetzten Story, die mit einem mysteriösen Massaker in einem Londoner Burgerladen startet.
Irgendwie scheint die Omni Corporation damit zu tun zu haben, welche hier als böser Konzern nach Art von Roxxon intrigiert und den Ermittlern beständig nach dem Leben trachtet, gleichzeitig plagen Dai Thomas Visionen eines Ritters aus mittelalterlichen Zeiten ebenso wie seine Vorgesetzten bei WHO (Weird Happenings Organisation). Soweit lässt sich die grobe Handlung nachvollziehen, die munter von einem Schauplatz zum anderen herzuspringen scheint und mit jeder Menge Vorahnungen und Hinweisen um sich wirft, die sich aber zu keinem Zeitpunkt zu einem verständlichen, kohärenten Ganzen zusammenfügen.
Es erschließt sich nicht wirklich, worum es hier eigentlich gehen soll, außer dass die Figuren munter in der Weltgeschichte umherreisen. Eine obskure Lektüre, leider aber eben nicht eine der interessanten oder charmanten Art. Das Artwork von Gary Erskine reißt ebenfalls keine Bäume aus und präsentiert sich spiegelbildlich zur Story wankelmütig, wenn die Charaktere zwischen zwei Panels offenbar den Gang zum Gesichtschirurgen angetreten oder eine Diät eingelegt haben. All das macht diesen Band zu einem der ganz wenigen Totalausfälle der Kollektion, vielleicht hätte Hachette doch etwas Besseres aus dem Portfolio von Marvel UK fischen können.