Steve Ditko war eine der maßgeblichen Triebfedern für den Erfolg von Marvel, was diese tolle Zusammenstellung eindrucksvoll untermauert.

Mit der vorliegenden Ausgabe erfolgt ein weiterer Eintrag in die "Marvel Masters"-Reihe innerhalb der ersten Hachette-Kollektion zum "House of Ideas". Wohl bei wenigen anderen Comic-Kreativen des 20. Jahrhunderts ist die Behauptung zutreffender, dass Steve Ditko hauptsächlich das eigene Werk für sich sprechen ließ, schließlich hielt er sich selbst in der Phase seines umfangreichsten Outputs weitgehend vom Rampenlicht fern, das ohnehin meist vom genialen Selbstverkäufer Stan Lee beansprucht wurde. Wenngleich der Künstler damit sicherlich kein Problem hatte, sollte sich die selbst gewählte Zurückhaltung letztlich negativ auf ihn auswirken, schließlich reklamierte der kongeniale Kollege den Löwenanteil des gemeinsamen Schaffens publikumswirksam für sich (siehe etwa bei dem vieldiskutierten Gastspiel in Kevin Smiths Slacker-Klassiker "Mallrats") und überlagerte damit dessen Leistungen.
Ditko zeigte sich in späteren Jahren verbittert über mangelnde Wertschätzung – und das völlig zurecht. Seine Bedeutung vor allem für die frühen Jahre des "Marvel Age of Comics" untermauert Band 216 der Sammlung eindrucksvoll. Zwei kurzen Storys aus der Zeit, als der Verlag noch unter dem Namen Atlas firmierte (inklusive Ditkos erster Story für den Verlag aus "Journey into Mystery" 33), folgt gleich ein Highlight: In "Strange Tales" 126 und 127 gibt es nicht nur die Debüts von Dormammu, dessen Nichte Clea und den Mindless Ones zu lesen, sondern auch eine Kostprobe von Ditkos überbordender Fantasie, was die Darstellung der bizarren Dimension betrifft, in die Doctor Strange gerät (wer hier Blut geleckt hat, sei auf
Band 70 der Sammlung verwiesen).
Nicht minder episch geht es mit einem der frühen Meilensteine der Wandkrabbler-Historie weiter, der die perfekte Mischung aus Herzschmerz (mit Betty Brant), dem legendären "Parker-Glück", Action und einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit bietet: In "Amazing Spider-Man" 30-33, wobei die letzten drei Ausgaben die sogenannte "Master Planner Saga" bilden, treten mit Harry Osborn, Gwen Stacy und Miles Warren prominente Charaktere der Netzschwinger-Welt erstmals auf. Ihr Eindruck von Peter Parker ist aber denkbar schlecht, denn dessen Gedanken kreisen nur um Tante May, die durch eine Transfusion seines radioaktiv angereicherten Blutes in Lebensgefahr schwebt. Gleichzeitig treibt der Master Planner sein Unwesen in der Stadt, ohne dass ihn jemand aufhalten kann – allein schon wegen der berühmten Szene, in der sich Spidey aus einem Gefängnis tonnenschwerer Trümmer befreit, ein Klassiker.
Im Anschluss gibt es das nach Ditkos Rückkehr zu Marvel entstandene "Machine Man" 10 aus dem Jahr 1979 zu lesen, sowie das Debüt von Squirrel Girl, welches Hachette auch in
Band 84 seiner "roten" Kollektion abgedruckt hat, und die erste Ausgabe der von ihm gezeichneten und geplotteten Serie "Speedball" von 1988 mit der Origin des späteren Mitglieds der New Warriors. Abgerundet wird dieses tolle Package mit einem ganz besonderen Bonbon – nämlich einer Story, die Ditko bereits 1986 zu Papier gebracht hatte, aber lange unveröffentlicht blieb und erst 2011 als "The Incredible Hulk & The Human Torch: From the Marvel Vault" erschien.