Das Ende des Marvel-Universums kann eigentlich nur mit Thanos zusammenhängen...

Wenn es zwei Konstanten im unablässigen Strom an Material gibt, welches das "House of Ideas" Monat für Monat liefert, dann sind es einerseits die Vorliebe für Blicke in unheilvolle Varianten der Zukunft und andererseits die Gründung von Produktschienen mit unterschiedlich langer Laufzeit, abhängig vom jeweiligen Erfolg bei der Leserschaft. Beides vereinte sich bei "The End", das 2002 mit "Hulk: The End" von Peter David und Dale Keown startete und über die folgenden Jahre verteilt in Mehrteilern oder Oneshots dystopische, "finale" Storys zu einzelnen Charakteren und Teams erzählte. Nach längerer Zeit gab es dann 2020 nochmals einen späten Nachschlag zu Captain Marvel, Deadpool, Doctor Strange, Miles Morales und Captain America.
Unter den ersten Beiträgen für die abseits der regulären Marvel-Kontinuität angesiedelten Geschichten, von denen sich übrigens in
Band 27 der Sammlung jene zu den "Fantastic Four" aus der Feder von Alan Davis findet, war 2003 "Marvel Universe: The End". Verantwortlich für den Sechsteiler zeichnete niemand Geringerer als Jim Starlin, im Grunde der Grandseigneur aller kosmischen Vorgänge in den Weiten des Marvel-Universums. Wer seine Klassiker wie "The Infinity Gauntlet" (mehr dazu
hier) kennt, dürfte nicht sonderlich überrascht sein, dass dabei auch ein gewisser größenwahnsinniger Titan eine prominente Rolle spielt: Thanos höchstpersönlich gibt den Erzähler, der vom Kampf mit dem allmächtigen Akhenaten berichtet.
Besagter Pharao, welcher im Alten Ägypten einst unter (bisher) ungeklärten Umständen verschwand, wurde vom sogenannten himmlischen Orden als Vollstrecker des Friedens in jenem Raumsektor auserwählt, zu dem auch die Erde zählt, doch – wie könnte es anders sein – von der Macht korrumpiert. Zahlreiche Superhelden, Götter und kosmische Entitäten fallen im Kampf gegen ihn, während Thanos ebenso wie Doctor Doom versucht, die Situation zu seinem eigenen Vorteil zu nutzen. All das geht mit einem zeichnerisch toll gestalteten Schaulauf an unzähligen Charakteren einher, wie es sonst nur George Pérez fertigbrachte, wenngleich der etwas zu schnelle Sieg über Akhenaten die Erzählung im letzten Drittel etwas an Drive verlieren lässt. Alles an allem aber ein lesenswerter Abschnitt im umfangreichen Thanos-Kanon von Jim Starlin.