Kein Gefängnis kann jemanden halten, der mit solch gewaltigen Kräften ausgestattet ist, wie Black Bolt. Oder etwa doch?

Obwohl sie bereits in den frühen Tagen des "Marvel Age of Comics" in den 1960ern aufgetreten waren (mehr dazu
hier), bedurfte es erst des Versuchs, ein kinotechnisch ähnlich gut verwertbares Franchise wie die Mitte der 2010er noch bei 20th Century Fox "ausgelagerten" X-Men aufzubauen, um den Inhumans mehr Rampenlicht und eine zentralere Rolle im Marvel-Universum zu verschaffen. Dies geschah einerseits durch die Events
"Infinity" und "Inhumans vs. X-Men" oder die empfehlenswerten Serie
"Inhuman" und andererseits mit einem Fokus auf einzelne Charaktere der Königsfamilie des einst durch genetische Experimente der Kree geschaffenen Volks.
Zunächst gelangte Karnak unter der Regie von niemand Geringerem als Warren Ellis zu Soloehren (siehe dazu
Band 154), 2017 folgte Blackagar Boltagon mit einem eigenen, zwölf Hefte umfassenden Titel, dessen erste Hälfte in der vorliegenden Ausgabe zum Abdruck kommt. Darin findet sich der nunmehrige Ex-König der Inhumans in einem perfiden Gefängnis wieder, wo die Insassen von einem Kerkermeister namens Jailer gequält werden. Schuld an Black Bolts Misere trägt natürlich einmal mehr Maximus, quasi das Inuman-Pendant zu Thors ewig intrigierendem Bruder Loki. Dieser asgardische Querverweis passt aber auch ganz gut, denn unter den Insassen befindet sich Crusher Creel, dem der Prinz der Lügen einst seine Macht verlieh.
Zusammen mit anderen Schicksalsgenossen, deren Kräfte ebenfalls deaktiviert wurden, bleibt beiden reichlich Zeit, um ihren Ausbruch zu planen, nebenbei das eigene Leben zu reflektieren und zu sprechen – was nicht nur für die Leserschaft, sondern aufgrund seiner ansonsten lebensgefährlichen Stimme auch für den Inhuman eine selbst neue Erfahrung ist. Ergänzt von Christian Wards tollem Artwork, das nicht zuletzt durch die fantastische Farbgebung zu gefallen weiß, zeigt Saladin Ahmed in einer seiner frühen Marvel-Arbeiten ein tolles Gespür für die ungleichen Charaktere, wobei vor allem Crusher Creel richtig ans Herz wächst. Ein weiterer Beweis dafür, dass die erzählerisch besten Momente des "House of Ideas" oft abseits der AAA-Titel zu finden sind.