Steampunk erfreut sich in unseren Breiten neuerdings steigender Beliebtheit, nicht nur was das gedruckte Wort zwischen den Buchdeckeln angeht. Im Falle des neuesten Spiels von Arkane Studios ("Arx Fatalis", "Dark Messiah of Might and Magic") drängt sich der Gedanke an diese Spielart der Fantasy jedenfalls unweigerlich auf, und das durchaus positiv behaftet. In "Dishonored – Die Maske des Zorns" schlüpft der Spieler in die Haut des von intriganten Gegnern des regierenden Kaiserhauses geleimten Leibwächters Corvo Attano. Soeben von einer Mission zurückgekehrt, wird die Kaiserin bei einem Treffen mit ihm von Attentätern ermordet, er selbst der Tat beschuldigt und eingekerkert.
Aus
der drohenden Hinrichtung wird nichts, da unser Protagonist durch die Hilfe verbündeter Kaisertreuer aus dem Gefängnis fliehen kann und von diesen mit der Aufgabe betraut wird, die entführte Kaisertochter Emily aus den Händen ihrer Kidnapper zu befreien. Damit einhergehend ist es auch an ihm beziehungsweise dem Spieler, den einen anderen Kopf der Verräter und ihrer Verbündeter über die Klinge springen zu lassen. Das wird dem waffenkundigen Corvo dadurch erleichtert, das er vom geheimnisvollen Outsider mächtige Kräfte erhält, die durch das Finden diverser Artefakte und versteckter Runen erweitert werden können.
Di
ese Hilfe ist auch bitter nötig, um sich den in den Straßen und Häusern des Hauptschauplatzes zu behaupten, der Stadt Dunwall, die in einer Phase der Industrialisierung steckt und gleichzeitig von einer tödlichen Krankheit heimgesucht wird. Die auf den Spieler wartenden Quests können auf unterschiedlichste Art und stets mehreren Lösungswegen bestritten werden, frei nach dem Motto "Schnetzeln oder schleichen". Ein wohltuendes Schauern wird sich daher schnell bei jenen Zockern einstellen, die sich schon damals in Sachen "Dark Project" und "Deus Ex" Stealth-Meriten erworben haben.
Nicht nu
r die perfide verteilten Achievements im Spielverlauf, sondern auch die eigene Neugier sollten daher Rechtfertigung genug sein, das Spiel in zwei Durchläufen zu bestehen und mal mehr, mal weniger Leben gewaltsam zu beenden. Kreative Möglichkeiten für beide Varianten gibt es jedenfalls reichlich: So kann Corvo unter anderem Ratten beherrschen und ihre Löcher durchqueren, später auch Menschen übernehmen und in seinem Sinne handeln lassen. Wer allerdings reihenweise Gegner über den Jordan schickt, muss sich auf mehr unangenehme Begegnungen mit angriffslustigen Infizierten oder Ratten machen, wobei letztere nicht nur auf frische Leichen Appetit haben, sondern auch versuchen, sich an Corvo selbst gütlich zu tun.
Nic
ht nur die Atmosphäre, sondern auch das Gameplay erinnern stark an oben genannte Klassiker wie "Deus Ex", beim Verzehr diverser zur Verfügung stehender Lebensmittel glaubt man gar, den Hauptcharakter von
"BioShock" knabbern zu hören, das Menü zur Wahl von Inventar und Kräften legt eine Verwandtschaft ebenso nahe – nicht weiter verwunderlich, wenn man weiß, dass Arkane Studios am zweiten Teil des Kultfranchise mitgearbeitet haben. Grafisch macht "Dishonored" seine Sache solide bis sehr gut, wenn auch angesichts der aktuellen Meuchel-Konkurrenz "Assassin`s Creed III" noch einiges an Freiraum nach oben deutlich erkennbar ist.
Fazit: Sp
ielern mit Stealth-Affinität, die den Gamepad nicht schon bei "Dark Project" oder "Velvet Assassin" frustriert in die Ecke geworfen haben, können bedenkenlos zugreifen. Alle anderen dürften über die kreativen Möglichkeiten zum Beseitigen der Gegner nicht minder erfreut sein. Tolle Atmosphäre, interessantes Setting und ansprechende Ästhetik machen "Dishonored" zu einem gelungenen Titel, der perfekt in die dunkle Jahreszeit passt.
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Entwickler: Arkane Studios
Publisher: Bethesda Softworks
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Grafik: 8/10
Sound: 7/10
Steuerung: 8/10
Spielspaß: 9/10
Gesamt: 8/10