Was seit einigen Jahren in Hollywood bereits der Fall ist, hat nun scheinbar auch die Gefilde der Videospielindustrie erreicht: Der seltsame Zwang, bewährte Franchises mit Prequels (wieder)beleben zu wollen. Das funktioniert manchmal (
"Deus Ex: Human Revolution"), kann aber auch ordentlich in die Binsen gehen (
"Medal of Honor: Warfighter"). Im Fall von Hideki Kamiyas Serie "Devil May Cry" erweisen sich derartige Befürchtungen zum Glück als unbegründet – abgesehen von der Tatsache, dass es sich bei "DmC: Devil May Cry" genaugenommen gar nicht um ein Prequel handelt, sondern um eine alternative Realität, in der dessen Ereignisse stattfinden.
Hi
er treffen wir auf den jungen Dante, der zunächst ohne Erinnerungen an seine Kindheit in den Tag hineinlebt und sich die Nächte dazwischen mit Mädchen und Schnaps vertreibt. Das lotterhafte Leben wird jäh unterbrochen, als die hübsche Kat an die Tür seines Trailers klopft und ihn vor einer großen Gefahr warnt. Gerade noch rechtzeitig, bevor ein ekliger Dämon Dantes Wohnwagen schrottet und er in ein gewohnt episches Abenteuer hineingezogen wird.
Nachdem er si
ch die ersten Kämpfe mit den dämonischen Handlangern von Oberbösewicht Mundus geliefert hat, trifft er auf seinen Bruder Vergil. Der stets in feinstem Zwirn gekleidete Hutträger ist der Anführer eines geheimen Ordens, der von den gelenkten Medien als terroristische Organisation verteufelt wird. Er enthüllt dem hitzköpfigen Dante die gemeinsame Herkunft als Nephilim, dem Nachwuchs aus der verbotenen Verbindung zwischen einem Dämonen und einem Engel.
Gemeinsam mi
t seinen neuen Mitstreitern beginnt Dante, sich bis zu Mundus vorzuarbeiten und auf dem Weg dahin Legionen an monströsen Gegnern direkt aus dem Limbo zu Hackfleisch zu verarbeiten. Wie bei "Devil May Cry" gewohnt, sind die ausartenden Kampforgien perfekt orchestriert und umwerfend cool geworden. Die verschiedenen Fähigkeiten und Waffen, die Dante im Laufe seines Feldzugs sammelt, erlauben natürlich Dutzende Kombinationen, die den Gamepad erglühen lassen (und PC-Spieler wahrscheinlich in die Verzweiflung treiben werden).
Da
s gepflegte Schnetzeln wird von einer Grafik getragen, die alle Möglichkeiten der mittlerweile sieben Jahre alten Xbox 360 auf eindrucksvolle Art und Weise ausschöpft. "DmC: Devil May Cry" bietet eine großartige Atmosphäre aus umwerfend schön gestalteten Schauplätzen – sei es das an die Slurm-Fabrik aus "Futurama" erinnernde Setting der Virility-Abfüllanlage oder der Raptor-Turm von Mundus` verlogenem obersten Nachrichtensprecher Bob Barbas. Die Sprecher der zynisch-deftigen Dialog zwischen Dante und seinen Freunden und Feinden erweisen sich in Topform, für Kenner ist die eine oder andere Anspielung eingeflochten worden und der treibende Score, den unter anderem Andy LaPleguas Band COMBICHRIST beisteuert, erfüllt seinen Zweck mehr als gut.
Die insgesa
mt 20 Levels können wie gewohnt mit mehreren Schwierigkeitsgraden bestritten werden, wobei sich "Devil May Cry"-Novizen nicht schämen brauchen, mit dem leichtesten zu spielen – denn auch hier wurden keine Kompromisse eingegangen, um der Hardcore-Fraktion wieder knifflige Modi und allerlei Sammelbares zu bieten. Einzig die bei den zwischendurch eingestreuten Hüpf- und Flugeinlagen ungenaue Steuerung bietet manchmal Anlass zum Ärgernis, aber das ist Jammern auf hohem Niveau.
Fazit: "DmC: Devil May Cry" ist das erste große Spiel des Jahres 2013, die Neubelebung des Franchise mehr als gelungen. Dantes neue Abenteuer kratzen nicht nur technisch heftigst an den Grenzen des Machbaren der aktuellen Konsolengeneration. Große Kunst!
# # # Andreas Grabenschweiger # # #
Entwickler: Ninja Theory
Publisher: Capcom
Plattform: Xbox 360 (getestet), PS3, PC
Grafik: 10/10
Sound: 9,5/10
Steuerung: 9/10
Spielspaß: 10/10
Gesamt: 10/10