Elf Stunden entscheiden für Dorian über Sieg oder Niederlage. Elf Stunden, um das tödliche Gift im eigenen Körper zu besiegen und seinen Sohn zu finden.

Der perfide Plan Hekates scheint aufzugehen. Erst wenn alle Menschen, die Dorian Hunter etwas bedeuten, tot sind, hat sie ihr Ziel erreicht. Auf der Reise in den Himalaya verliert Hunter den langjährigen Freund Jeff Parker an die Hexe und bekommt im Gegenzug nur einen vagen Hinweis, wo sein Sohn gefangen gehalten wird. Die Zeit für Martins Befreiung wird denkbar knapp, denn dessen Aufenthaltsort liegt am anderen Ende der Welt, vor der Küste Panamas. Es bleiben nur noch wenige Stunden, um den genauen Standort des Schiffs der verlorenen Seelen ausfindig zu machen.
Hekate versucht die Ermittlungen zu behindern, wo immer es ihr möglich ist. Eine letzte Aussicht auf Erfolg bietet eine Reise in die Vergangenheit mittels eines von Coco initiierten Rituals. Der Plan scheint aufzugehen, Dorian erinnert sich an sein früheres Leben als Georg Rudolf Speyer und eine Reise an Bord der Gallone Torquemada. Hier kommt es zum ersten schicksalsträchtigen Aufeinandertreffen von Dorian Hunter und Hekate, wobei der Dämonen-Killer endlich erfährt, woher ihr abgrundtiefer Hass rührt.
Wer glaubt, dass die Serie nach den dramatischen Ereignissen auf dem Dach der Welt einen Gang runterschaltet, hat sich getäuscht. Ganz im Gegenteil: Die verbliebene Zeit für die Suche nach Martin gerät immer knapper und verdichtet die Ereignisse. Die Handlung wird mit zügigem Tempo vorangetrieben und auch ohne den zeitlichen Druck gehört diese Episode in den Kreis der absoluten Ausnahmehörspiele innerhalb einer Serie, in der es einfach keine Ausfälle oder Lückenfüller gibt. Das gewohnt düstere Szenendesign im Verbund mit seinem finsteren Industrial-Soundtrack entführt das Publikum auf einen mitreißenden Horrortrip auf zwei Zeitebenen.
Wie gewohnt werden wichtige Fragen beantwortet, aber scheinbar zufällig in einigen Nebensätzen bereits die Weichen für die zukünftigen Ereignisse gestellt. Ein absolutes Alleinstellungsmerkmal dieser Serie. Zaubermond verknüpft gekonnt Handlungsstränge aus vorherigen Folgen miteinander und erzeugt unvermittelt ein vollkommen neues Bild des ganzen Plots. Mit der Hörspielbearbeitung wird immer deutlicher, dass die Romanserie mit ihrem Zykluscharakter allen anderen Serien der 1970er und 1980er auf dem Gebiet der Erzähltechnik um Lichtjahre voraus war. Ein Umstand, der sich nun auch als Hörspiel andeutet: Die komplexe Handlung hebt sich von anderen Genrevertretern ab und folgt nicht dem Schema des "Monster of the Week", sondern entscheidet sich für einen eigenständigen Weg, der die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lässt. Dorian Hunter zieht einen dünnen Schleier beiseite und offenbart dem Hörer eine dunklere, bösartige Welt, die mit Dämonen und anderen Unholden bevölkert ist, für die Menschen nur Mittel zum Zweck und nicht mehr als Vieh sind.
Während in anderen Serien die Gegenspieler des Helden häufig zu Schablonen verkommen, werden hier Figuren aufgebaut, die eine enorme Tiefe erreichen. Die Dämonen und Kreaturen der Finsternis verfolgen Ziele und ihre Vorgehensweise besitzt Kalkül. Wenn endlich enthüllt wird, wer Hekate ist und woher der Hass auf Hunter rührt, stellt sich heraus, dass es auch im Lager der Feinde mehrere Schattierungen von Schwarz gibt. Die Dialoge wissen zu gefallen, zeichnen sie sich doch einmal mehr durch Sarkasmus, Zynismus und den morbiden Humor aus, der Dorian Hunter einmal mehr zum Häretiker unter den Dämonenjägern macht: Ein Mensch mit Fehlern, die ihn nicht immer liebenswert erscheinen lassen, aber umso glaubwürdiger machen.
Wieder ist es gelungen, einen erstklassigen Cast zusammenzustellen. Thomas Schmuckert und Claudia Urbschat-Mingues agieren in Höchstform und drücken den Dialogen ihren Stempel auf. Aber es sind gerade die Besetzung der Nebenrollen, die dafür sorgen, dass dieses Hörspiel zu einem düsteren Schauspiel in der Enge eines Segelschiffs reifen kann. Robin Brosch überzeugt als undurchsichtiger Zauberkundiger mit einem Faible für besonders exotische Pflanzen. Stephanie Keller fügt ihrer Figur der Hekate wichtige Facetten hinzu, die ein neues Schlaglicht werfen.
Johannes Steck und Daniel Montoya agieren als spanische Seefahrer, deren Weltbild binnen weniger Tage durch verstörende Ereignisse ins Wanken gerät. Großartige Sprecherleistungen, die sich weit über dem normalen Niveau bewegen. Die humorvollen Momente gehören einmal mehr Frank Felicetti als Donald Chapman. Keine Veränderung am Horizont, der Thron der Geisterjäger gehört Dorian Hunter. Usurpatoren? Fehlanzeige!