Während eine junge Frau in den Straßen Londons nach ihrer verschwundenen Mutter sucht, erschüttert ein mysteriöser Mord die Stadt.
Ein wenig verloren durchstreift die junge Valerie das ihr unbekannte London und macht zufällig die Bekanntschaft des umtriebigen Journalisten Archibald Leach. Sie bittet den Reporter um seine Hilfe bei der Suche nach ihrer Mutter, die vor über zwei Jahrzehnten auf ungeklärte Weise verschwunden ist. Leach zögert mit einer Zusage, da er sich nicht in der Rolle eines Privatdetektivs sieht, dies ändert sich jedoch augenblicklich, als die junge Frau die Vermutung äußert, der amerikanische Geschäftsmann Bellamy könnte in die Angelegenheit verstrickt sein.
Leach vermutet schon lange, dass Bellamy in kriminelle Geschäfte verwickelt sein könnte und ist bereit Valerie zu unterstützen. Kaum hat das ungleiche Paar mit seinen Nachforschungen begonnen, stößt es unvermittelt auf eine Leiche, aus deren Rücken ein grüner Pfeil ragt. Steht das Verbrechen womöglich mit dem zwielichtigen Unternehmer aus Übersee in Verbindung? Überlegungen, die auch Inspector Bliss von Scotland Yard beschäftigen. Welche Geheimnisse verbirgt Bellamy auf seinem an eine Festung erinnernden Schloss und wer ist der Unbekannte, der mit Pfeil und Bogen tötet? Bliss ist sich sicher, dass ihm nur wenig Zeit bleibt, um einen weiteren Mord in letzter Sekunde zu verhindern.
Kaum zu glauben, aber die Geschichten von Edgar Wallace funktionieren auch 2024 noch problemlos, wenn man bereit ist die Storys des ehemaligen Reporters zu entstauben und auf das zu reduzieren, was sie nämlich tatsächlich sind: Spannende, geradlinige Thriller, ergänzt um einen Hauch des Mysteriösen und Übersinnlichen, die der Handlung oft ihre eigene Note verleihen. Gigaphon hat bereits in den vorherigen Fällen bewiesen, dass man über das nötige Fingerspitzengefühl verfügt, um die Romanvorlagen vom Klamauk der 1960er und 1970er Jahre zu befreien und dabei auch noch den Spagat schafft, sich vor den deutschen Kinoproduktionen dieser Jahrzehnte respektvoll zu verneigen. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen ein ungewöhnlicher Tod und die Suche nach einer Vermissten, die seit vielen Jahren als verschollen gilt. Beiden Fällen gelingt es über eine lange Strecke das Publikum zu fesseln, denn erst peu à peu fallen alle Puzzlestücke an ihren Platz.
Spannung ist von Anfang bis Ende garantiert, gerade die Szenerie des Anwesens, auf dem Bellamy residiert und einige Überraschungen zu bieten hat, zieht den Hörer in seinen Bann. Wer Action liebt wird hier auf seine Kosten kommen, denn "Der grüne Bogenschütze" geizt auch in dieser Hinsicht nicht mit dramatischen und gut inszenierten Momenten. Aufgelockert wird dies immer wieder durch den quirligen Archibald Leach, der für die humorvollen Momente des Geschehens verantwortlich zeichnet. Gute Dialoge sorgen dafür, die verschiedenen Charaktere hervorzuarbeiten und wissen mit Wortwitz und Authentizität zu überzeugen.
Die Soundeffekte sind insbesondere über Kopfhörer sehr gelungen, ob durch den nächtlichen Wald hetzende Kampfhunde oder feuchte Kellergewölbe, jede Szene wird durch die verwendeten Geräusche greifbarer und gleichzeitig intensiver in ihrer Präsenz. Zu keinem Punkt schießt man über den Punkt hinaus und erzeugt einen homogenen Gesamteindruck in diesem Bereich. Die musikalische Bearbeitung weiß bereits seit dem
Auftakt der Reihe zu gefallen und greift auf die bereits bekannten Samba-Rhythmen und Swing-Elemente der Vorgänger zurück, die auch dieser Folge gut zu Gesicht stehen.
Achim Hall weiß genau, was er seiner Stimme abverlangen muss, um einen durchtriebenen Kriminellen und Egomanen wie Bellamy ins richtige Licht zu rücken, eine sehr überzeugende Performance. Gordon Piedesack und Clemens Gerhard agieren bereits zum dritten Mal als Bliss und dessen Assistent Chandler und zeigen, dass sie bestens als Ermittlergespann funktionieren. Jürgen Kluckert führt immer mit dem richtigen Timbre als Erzähler durch das Geschehen, ein weiterer enormer Pluspunkt dieser Produktion. In weiteren Rollen agieren Viola Pobitschka, Linus Kraus und viele andere. Auch der dritte Durchlauf ist geglückt, bitte mehr davon!