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ELEVATE FESTIVAL

08.-11.09.2005, Schlossberg (Graz)
tinc02 / Zum Vergrößern auf das Bild klicken"Mixing Music And Politics. Independent Movements, Independent People.“ Das Elevate fügt zusammen was unabdingbar zusammengehört: eine kritische Haltung die durch das Medium Musik ein Ventil finden soll. Hier ging’s nicht nur um Musik, sondern erstmals wurde versucht ein Wochenende lang Workshops, Podiumsdiskussionen, Lesungen etc. untergliedert in Bereiche wie NGOs, Politik/Soziales, Journalismus/Freie Medien, Freie Software/Technologie, Musik, Film und Kulturelle Initiativen zu vereinen. Es wurden dabei höchst spannende Themen wie z.B. „Guerilla News Networks“ oder „Revolution OS – Freie Software“ debattiert, sowie Experten aus den jeweiligen Themengebieten geladen, die zur Diskussion anregen oder Vorträge halten sollten – ein postmodernes Symposium quasi.. Der zweite Part - Musik. Hier verfolgte das Elevate Team eine sehr durchdachte und lobenswerte Idee. Es wurden GrenzgängerInnen, Under(ground)dogs, WissenschafterInnen, geladen, DJs und DJanes und lokale sowie "well known" Bands.

Am Freitag führte ich mir zwei DJ Sets zu Gemüte, nachdem ich aber auf diesem Sektor nicht wirklich beheimatet bin, möchte ich mich zu keiner Beurteilung hinreißen lassen, noch dazu wenn man keinen Timetable dabei hat und den Namen des DJs oder der DJane anhand ihres Plattenkoffers oder Laptops raten muss. Jedenfalls war die Zeit zwischen 12 und 3 am. im Dom geprägt von eher extravaganten, experimentellen Soundcollagen, sehr gewagt – aber irgendwie mitreißend und sphärisch. Kurz noch zum 2nd Floor – die Tropfsteinhöhle – wo der Schweiß der tanzenden Masse von der Gewölbedecke tropfte, nur wenige Schritte vom Dom entfernt, reingehört und gleich darauf in die Grazer Nacht außerhalb des Berges abgetaucht.

Am Freitag zog es mich nicht hinein, sondern hinauf auf den Berg. Die Schlossbergbühne Kasematten, ehemalige Schlossbergbefestigung, bildet eine malerische Kulisse, die mit einem mobilen Dach geschlossen werden kann, somit ist der Regen der sich später kurz zu Wort melden sollte eigentlich egal bis gar nicht wahrgenommen. Der Fußweg hinauf auf den Schlossberg ist dann doch recht schweißtreibend, den Lift hab ich natürlich wieder vergessen und so kam ich leider etwas zu spät um der österreichschen Formation THE SCARABEUSDREAM zu lauschen, die in Insiderkreisen als der österreichische Geheimtipp schlechthin gehandelt wird. Auch CLOCKWORK ORANGE und PSYCHO-PATH gingen spurlos an mir vorüber, zu angenehm war der sonnige Rasenplatz mit Aussicht auf Graz. Eigentlich sollten gegen 18 Uhr THE CRIBS antreten, doch die wurden nach hinten gereiht, bedingt durch den Ausfall der belgischen Band MILLIONAIRE, für die die MEDIENGRUPPE TELEKOMMANDER kurzerhand eingesprungen war, die sich - glaubt man ihren Worten - gerade auf Urlaub befand, sich Instrumente lieh und nach Graz eilte. Viel an Equipment brauchen die zwei Telekommander dann auch nicht: Laptop, Gitarre und Bass. Die Zwei Mann Show werkt trotzdem sehr professionell und kommunikativ, dem Publikum gefällt es mäßig, die hätten sich lieber MILLIONAIRE gewünscht, das spürt, sieht und hört man. Als nächstes gehen dann THE CRIBS an den Start die in einem Atemzug genannt werden mit Artgenossen à la KAISER CHIEF’S, BLOCK PARTY oder THE LIBERTINES. Die „Drei Brüder aus Leeds Formation“ spielt ein mitreißendes Set und pendelt irgendwo zwischen oben genannten und FRANZ FERDINAND und all den restlichen „very british“ Bands. Geboten wird ein post-rockendes Konzert. Den stimmlich Part teilen sich Bassist und Gitarrist brüderlich, zum krönenden Abschluss gibt’s noch ein Solo mit verstimmter Gitarre, das große Parallelen zu Connor Oberst aufweist, und da die Musik des Trios so vertraut scheint gefällt es dem größten Teil des Publikums - tolle Performance. Das Kasematten Areal ist bereits voller geworden, würde aber locker doppelt so viele Menschen vertragen. Alles macht sich bereit für den heimlichen Live-Act Höhepunkt des Festivals: THE INTERNATIONAL NOISE CONSPIRACY, kurz T(I)NC aus dem hohen Norden. Die fünf Schweden rund um Dennis Lyxzèn starten mit „Black Mask“ und manifestieren somit zu Beginn schon, wo sie als Band stehen: durch die 60ger beeinflusster Garagenrock, gespickt mit politischen Statements. T(I)NC bewegt Menschen frei nach dem Motto: „When you can’t dance, I don’t want your revolution!“ und so verwandeln sich die Kasematten in eine schwitzende, tanzende Masse, die sich zwar Mühe gibt aber den Hüftschwung eines Dennis Lyxzén nie erreichen wird. Der Schwede, seit kurzem erblondet, wirbelt über die Bühne, klettert auf Boxentürme, tanzt in der Menge und genießt es sichtlich auf einem Festival zu spielen, auf dem nicht nur Musik sondern „Direct Action“ im Mittelpunkt steht. Gitarrist Lars Strömberg beteiligte sich Vortags bereits an der Diskussion „Independent People / Independent Movements“. Gespielt wird fast alles von „Armed Love“ und dazu die Klassiker „Up For Sale“, „I Wanna Know About U“, „Smash It Up“ und als Zugabe „Capitalism Stole My Virginity“. Ähnliche politische Statements vertritt auch die wohl beste österreichsche HC-Punk Band, die Grazer Local Heroes ANTIMANIAX, die kurz nach Mitternacht im Schlossbergrestaurant die Bühne entern und ein grandioses, schweißtreibendes Punkrock Set, vermengt mit Hardcore und Ska Elementen abliefern und diese eher an Maturaballambiente erinnernde Location in ein großes Moshpit verwandeln. Präsentiert wird Material von den beiden Alben „As Long As People Think“ und „We’re Out Of Sleep In This Desert Of Concrete“ plus einigen neuen Songs die gerade aufgenommen werden, die neue CD soll noch im Herbst dieses Jahres erscheinen.
Für mich der krönende Abschluss eines sehr gelungenen Festivals das hoffentlich im nächsten Jahr eine Fortsetzung erfährt. Der Schlossberg als ideale Location für eine sehr gelungene, wichtige und notwendige Sache…ob es jedoch in Graz und Umgebung genügend „Independent People“ gibt die sich ein Festival dieser Art, bei diesen Preisen – gerechtfertigt oder nicht - egal - leisten wollen oder leisten können sei dahingestellt…to be continued, hopefully.

Wolf Dieter Becvar
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