Der österreichische Radiosender FM4 ist 19 Jahre jung geworden. Und das musste natürlich wie jedes Jahr dementsprechend im großen Rahmen gefeiert werden. "So, don`t be afraid, baby. It`s only FM4."
Mit der Ottakringer Brauerei ist ein guter Location-Wechsel gelungen: Erstens musste man nicht, wie in den Jahren zuvor, in der Wiener Arena bei klirrender Kälte im Open Air ausharren, zweitens schafften die Gemäuer der Brauerei ein stimmiges Flair für ein Fest(ival). Und drittens waren nun alle Gäste schick gekleidet, man ersparte sich ja die unattraktive Man-muss-mindestens-fünf-Schichten-Bekleidung-anziehen-um-das-zu-überleben-Manie. Adrette Survivor also dieses Jahr.
Mit insgesamt fünf schön beleuchtenden Floors und einer Menge auftretender Künstler (nur eine Bühne war – brrrr! – draußen, Respekt an HANNES DUSCHER, der versuchte nämlich völlig unbeirrt, im "Garten" mit seinen Wiener Liedern die Eiseskälte einfach wegzuspielen) wurde bis in die Morgenstunden ausgiebig gefeiert.
Der FM4-Ombudsmann begrüßte um 20:00 Uhr die ersten feierwütigen Gäste vor verschlossenen Toren, bunte Luftballons schwirrten in der Luft umher und die Massen strömten zu den Stages und tanzten, sangen und tranken im "Wohnzimmer", im "Badezimmer", in der "Küche" oder im "Keller". Eine Art riesige WG-Party. Und das im Großen und Ganzen ohne Chaos. Einziger Wermutstropfen waren die teilweise immer wieder gesperrten und verstopften Stiegenaufgänge und -abgänge zwischen den Bereichen, sodass man leider den einen und auch den anderen Auftritt verpasste. Fail! Tapfer und zivilisiert hielten aber alle durch. Immerhin konnte man bei der Dichte nicht umfallen.
Wir lungerten anfänglich im "Wohnzimmer" herum und ließen uns von den dort auftretenden Künstlern ordentlich beschallen. JA, PANIK, die aus dem Burgenland stammende und nun in Berlin lebende Band, eröffnete als erster auftretender Musikact die Geburtstagssause. Passend, da sie just an diesem Tag auf Platz 1 der FM4 Charts gewählt wurden. Weitere Bands dort waren THE HIDDEN CAMERAS, eine kanadische Indie-Popband, S O H N und THE NOTWIST. Eigentlich ein guter, weil vielfältiger Mix aus Musikern. Den elektronischen, einfühlsamen und wohlklingendsten Part an diesem Abend übernahm der sympathische, aus London stammende Artist S O H N.
Wir hatten dank dem befreundeten Onlinemagazin "Press-Play" das Glück, mit Toph Taylor von S O H N ratzefatz ein Kurzinterview vor seinem Auftritt führen zu dürfen.
SLAM: Du stammst ja ursprünglich aus London, warst nun immer sehr viel auf Tour. Ist es für dich, da du ja nun in Wien lebst, eine Art endlich "nach Hause kommen" oder fühlt es sich für dich noch befremdlich an?S O H N: Ja, es ist definitiv mein Zuhause, und ich fühle mich sehr wohl hier. Wenn ich in Wien am Flughafen aussteige, fühle ich mich angekommen. Anders als in London zum Beispiel. Das könnte aber auch daran liegen, dass ich hier das Wienerisch um mich nicht verstehe und somit noch den Kopf frei habe (lacht).
Ist Wien für dich und deine Musik eine Art Muse?Ja! Definitiv!
Glaubst du, dass Österreich für deine Art von Musik wirklich bereit ist? Ich meine, du feierst international mehr Erfolge, ähnlich wie APPARAT oder die Formation MODERAT aus Deutschland?Ja, ich glaube schon. Ich merke es vor allem in letzter Zeit, dass insgesamt eine größere Offenheit gegeben ist.
Eine letzte Frage: Wirst du "Blood Flows" heute spielen?Ja! Natürlich!
Euphorisiert machten wir uns auf zum Überraschungsact um 1:00 Uhr. Neeeiin, es gab diesmal keinen üblichen Mitternachts-Riesen-Kuchen (braucht man den wirklich?). Aber: FETTES BROT legten im Keller nach dem schrägen Duo von KOENIGLEOPOLD auf. Übrigens sind die ein witziger, mit Munddurchfall infiziertes, lautes, aber musikalisch nicht minder interessantes Zweigespann, das es auch wirklich immerzu schafft, das Publikum anzuheizen. Das SCHWULE MÄDCHEN SOUNDSYSTEM danach von den drei Partycrashern von FETTES BROT sorgte für Hammer-Beats und gute Stimmung und eine musikalische Zeitreise durch die letzten 20 Jahre. Manchmal hatte es auch den Anschein, dass die drei fast mehr Partylaune hatten als an ihrer Performance. Freche Jungs halt.
Danach gaben die BLOOD RED SHOES den (Alternative-Rock-)Ton an. Das britische Duo wurde bereits zum dritten Mal eingeladen, war aber sicherlich auch sehr froh darüber, heuer mal im Warmen spielen zu dürfen und somit nicht den Finger-Gefrier-Tod fürchten zu müssen. Trotz der bemühten eingängigen Rocksongs mit Ohrwurm-Refrain tat sich das Duo doch etwas schwer, die volle Halle durchgehend zu motivieren. Vielleicht lag es ja ein bisschen am späten Auftritt oder auch weil sie nicht das erste Mal hier spielten.
Nach den Live-Musikauftritten legten dann noch verschiedenste DJ-Kollektive auf (besonders hervorzuheben: AUDIOLITH!) und danach war es wie bei jeder WG-Party Zeit, nach Hause zu marschieren. Fazit: 3000 is `ne Paaarty!
# # # Text: Claudia Maitz, Fotos: Patrick Steiner # # #