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Foster 2

Fosters Ermittlungsmethoden stoßen intern nur auf wenig Gegenliebe. Seine Tage bei der Polizei scheinen gezählt.

(C) Imaga / Foster 2 / Zum Vergrößern auf das Bild klickenKindesentführung ist eines jener Verbrechen, das kaum einen Menschen kalt lässt. Noch größer dürfte das allgemeine Interesse sein, wenn das verschwundene Kind einer prominenten Familie angehört. Ein solcher Fall ist die Entführung vom Emily Black, der Tochter eines britischen Ministers. Das Mädchen kehrt vom Schulbesuch nicht nach Hause zurück. Man versucht, das kaltblütige Verbrechen vor den Augen der Presse zu verbergen. Um den Fall schnellstmöglich zu einem erfolgreichen Ende zu bringen, fällt die Wahl der einflussreichen Eltern auf Detective Inspector Foster. Einem Polizisten, der wegen seiner Methoden und seiner Art im Polizeiapparat höchst umstritten ist. Zunächst scheint es keinerlei Hinweise zugeben, wer für die Tat verantwortlich sein könnte.


Ungewöhnlich ist auch, dass keinerlei Lösegeldforderungen bei den zutiefst beunruhigten Eltern eingehen. Endlich liefern die Aufzeichnungen einer Videokamera unweit der Schule von Emily einen ersten Hinweis. Die Spur führt zu einem Studenten, der ein großes Interesse für ausgefallene Bücher hegt. Bald gibt es für Foster keinerlei Zweifel mehr, dass die Entführung einen okkulten Hintergrund hat. Bei seinen Ermittlungen bekommt der Inspector von unerwarteter Seite den entscheidenden Hinweis, der den gesamten Fall urplötzlich in einem ganz anderen Licht erscheinen lässt. Die Zeit wird knapp, wenn Foster das Schlimmste noch verhindern will.


Bereits bei Erscheinen dieser Folge hielten es einige Hörer für nötig, deutliche Kritik dafür zu üben, dass der Prolog des Auftakts zunächst für sich stehen bleibt und keine erklärende Erläuterung erfährt. Doch gerade das macht doch den Reiz einer neuen Serie aus, wenn nicht sofort alle Geheimnisse bereits nach kurzer Zeit auf dem Silbertablett serviert werden. So nimmt "Das Erlöschen des Lichts" nur auf die letzten zehn Minuten der ersten Folge Bezug. Der Schwerpunkt der Episode liegt auf der Entführung von Emily Blake und dem Versuch Fosters, den Fall zu lösen. Die Spannungskurve ist direkt von Beginn an sehr hoch, was dem Umstand geschuldet ist, dass man erfahren möchte, was die eigentlichen Beweggründe für die Entführung der jungen Frau sind. Erst mit voranschreitender Spielzeit bekommt der Hörer eine Ahnung von der gesamten Tragweite der Ereignisse, allerdings wird großen Wert darauf gelegt, nicht sofort alle Geheimnisse zu lüften.


Die Ereignisse werden aus zwei Perspektiven erzählt. Die eine schildert das Martyrium von Emily Blake, wobei man immer mehr von den Absichten ihrer Peiniger erfährt. Die andere befasst sich mit den Ermittlungen von Foster, wobei recht schnell klar wird, dass die Hauptfigur nicht in die Kategorie strahlender Held einzusortieren ist. Dafür finden sich bereits hier zu viele Ecken und Kanten, die dem Hörer nahelegen, dass Foster ein Mann ist, der das Gesetz sehr frei interpretiert, um ans Ziel zu gelangen. Auch Alkohol, Drogen und Diebstahl sind ihm nicht fremd, um seine Ermittlungen ans Ziel zu bringen. Gewalt scheint außerdem ein ständiger Begleiter dieses verschlossenen Mannes zu sein. In seinen Verhaltensweisen und seinem Auftreten erinnert Foster dabei des Öfteren an einen anderen Antihelden, der sich den Kampf gegen die dunklen Mächte auf die Fahne geheftet hat: Dorian Hunter.


Zu den bereits erwähnten Handlungssträngen gesellt sich im weiteren Verlauf ein zusätzlicher, der in keinerlei Zusammenhang zu den anderen beiden zu stehen scheint. Im Mittelpunkt steht hier die Flucht von zwei Dieben. Um ihren Häschern zu entgegen, flüchten sie sich weit hinaus auf den Atlantischen Ozean und werden dort Zeugen einiger sehr beunruhigender Vorkommnisse. Zunächst scheint alles noch relativ normal, aber je weiter sich die Männer von der Küste entfernen, desto unheimlicher werden die Ereignisse. Dabei wird die Spannungskurve immer weiter angezogen und schlägt einen schnell in ihren Bann. Der Plot ist abwechslungsreich gestaltet, ruhigere, erklärende Passagen wechseln sich mit rasanten Actionszenen ab, die durch schnelle Schnitte eine hohe Dynamik bekommen und den Hörer direkt mit ins Geschehen reißen.


Die Dialoge sind realistisch und wirken zu keiner Sekunde gestelzt oder überzogen. Wer allerdings ein Problem damit hat, dass sich die Charaktere einer derben und deutlichen Sprache bedienen, könnte mit "Foster" so seine Probleme haben. In vielen Hörspielen nimmt das Böse gelegentlich seltsame Formen an. Da begegnen einem Fieslinge, die, wenn sie dem Streiter für das Gute gegenübertreten, sämtliche Intelligenz einbüßen und minutenlang über ihre Pläne schwadronieren, die der Held dazu nutzt, einer tödlichen Gefahr zu entkommen. Oder aber wir begegnen Bösewichten, die eher zum Lachen als zum Fürchten geeignet sind.


Deshalb an dieser Stelle eine Warnung: Jene, die sich in diesem Hörspiel dem Bösen verschrieben haben (übrigens durch die Bank Menschen und keine Dämonen), zeichnen sich durch eine fast greifbare Bösartigkeit und Grausamkeit aus. Ihr Verhalten und ihre Handlungen sind nicht immer leicht zu ertragen und für zartbesaitete Seelen und Kinder nur schwer bis gar nicht. Hier wird das Böse als das dargestellt, was es von seinem Wesen her ist, brutal, grausam und menschenverachtend. Selten ist es gelungen, dies so gekonnt einzufangen wie hier, ohne ins Geschmacklose abzudriften.


Die Soundeffekte sind wieder einmal erstklassig. Insbesondere über Kopfhörer entwickelt diese Produktion ihr gesamtes Potenzial. Jedes Geräusch sitzt an der richtigen Stelle und sorgt dafür, das Kopfkino zu befeuern. Der Begriff der Superlative wird von vielen Produzenten im Moment äußerst inflationär benutzt, doch wenn einer dieses Wort im Mund führen darf, dann ist es Oliver Döring, denn seine Hörspiele halten auch tatsächlich das, was sie versprechen. Musik kommt in "Das Erlöschen des Lichts" nur sehr selten zum Einsatz, was sich allerdings keinesfalls negativ auswirkt.


Geräusche und eine schnelle Schnittfolge genügen, um dem Hörer ein harmonisches Ganzes zu präsentieren. Thomas Nero Wolff, der bereits Jason Statham und Hugh Jackman seine Stimme lieh, ist die perfekte Wahl für den halbseidenen Polizisten Foster, der trotz seiner fragwürdigen Art nichts unversucht lässt, dem Bösen einen harten und erfolgreichen Kampf zu liefern. Man kauft Wolff jederzeit den desillusionierten Cop ab, der bereits zu viel in seinem Leben gesehen hat und mit allen Wassern gewaschen ist.


Liane Rudolph verkörpert die Rolle von Martha Blake, Emilys Mutter. Selten zuvor konnte man Zeuge einer derartigen Kälte und Boshaftigkeit in einem Hörspiel werden. Rudolphs Performance zählt schon jetzt zu den diabolischsten und beängstigendsten der letzten Jahre. Hier zeigt das Böse seine wahre, hässliche Fratze. Dies für den Hörer in einer solch beklemmenden Art erfahrbar zu machen, ist ein großer Verdienst von Liane Rudolph. Luisa Wietzorek legt die ganze Qual und Hilflosigkeit der entführten Emily Blake in ihre Stimme und macht die Verzweiflung der jungen Frau fasst greifbar. Eine Arbeit, die wahrhaft unter die Haut geht. Dazu kommen weitere Stimmen, wie die von Michael Pan, Torsten Michaelis, Hans-Georg Panczak und viele andere, die alle in ihren Rollen zu überzeugen wissen. Ohne Wenn und Aber eine Hörspielproduktion, die weit über der Masse der Veröffentlichungen rangiert und das Prädikat "Blockbuster für die Ohren" zu Recht verdient.


 
# # # Justus Baier # # #



Publisher: Imaga




 


 
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